Institut für Klassische Archäologie

Fundmünzen Virunum

1) sog. Fullonica

Im Jahre 2004 wurde durch das Landesmuseum Kärnten, Außenstelle Magdalensberg, im Auftrag des Bundesdenkmalamtes am nördlichen Stadtrand von Virunum eine Notgrabung durchgeführt. Dabei konnte ein Gebäude mit Beckenstrukturen sowie eine nachfolgende Wohnbebauung freigelegt werden. Eine Interpretation der frühen Strukturen als fullonica scheint bei derzeitigem Forschungsstand möglich.
Die lückenlose Stratigraphie vom 1. Jh. bis in die 2. Hälfte des 4. Jhs. bietet hervorragende Möglichkeiten, um den Fundanfall der materiellen Sachkultur eines Fundplatzes im Laufe seiner Entwicklung zu untersuchen. Den Münzen kommt hierbei besondere Bedeutung zu. Die Fundmünzen der frühen Bauphase bieten sich an, um erstmals das Vorhandensein von Geld im urbanen Gewerbe- und Wohnbereich Virunums anhand der archäologischen Evidenz zu studieren. Deponierungen von Münzen und Terrakottafiguren in Baustrukturen belegen die rituelle Funktion von Münzen zusätzlich zum alltäglichen monetären Gebrauch.
In Zusammenarbeit mit dem Ausgräber und den Kleinfund- und Keramikbearbeitern werden die Münzen in ihrem archäologischen Kontext bearbeitet.

2) Basilika

In Kooperation zwischen dem Landesmuseum Kärnten, dem Archäologischen Institut der Universität Padua und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege finden seit 2006 Grabungskampagnen im Bereich der frühchristlichen Basilika von Virunum statt. Die Untersuchungen verdeutlichten, dass es sich um den größten bekannten Kirchenbau Noricums und somit wohl um die Bischofskirche der Stadt gehandelt haben dürfte. Dieser Großbau – wenngleich durch Raubgrabungen und Steinraub stark gestört auf uns gekommen – scheint dem derzeitigen Forschungsstand zufolge Ende des 4. beziehungsweise zu Beginn des 5. Jahrhunderts n. Chr. errichtet worden zu sein.
Die Fundmünzen bieten neben wichtigen Kriterien zur Datierung einzigartige Einblicke in das Spektrum an vorhandenen Münzen zur Zeit des episkopalen Zentrums der Provinz Noricum mediterraneum sowie zur vorhergehenden kaiserzeitlichen Insula- und Straßenbebauung des Areals.
Die Bearbeitung der Fundmünzen erfolgt parallel zu den jährlichen Grabungskampagnen.

Kooperation: Landesmuseum Kärnten, Außenstelle Magdalensberg

Kontakt: Dr. Stefan Krmnicek