Institut für Klassische Archäologie

Antike des Monats Januar: Unteritalischer Figurenaskos

Bei dem Gefäß, das mit den unterschiedlichsten Figuren verziert ist, handelt es sich um einen sogenannten Askos. Üblicherweise ist der Askos ein kleines, flaches Gefäß zur Aufbewahrung von Lampenöl. Wegen seiner Größe und dem für hellenistische Zeit (330 – 31 v. Chr.) reichen figürlichen Schmuck ist anzunehmen, dass es sich hier um eine Grabbeigabe handelt. Askoi ähnlicher Größe und Form fanden sich in großer Zahl in Unteritalien.

Den Gefäßkörper zieren vier weibliche, geflügelte Wesen mit identischen Frisuren und einem Blätterkranz im Haar, von denen diejenige unter dem Ausguss drei Granatäpfel in ihrer Hand hält. Mit Schwung und wehenden Mähnen springen zwei Pferde aus der Gefäßwandung heraus. Darunter prangt mittig der Kopf der Gorgo Medusa, der ursprünglich zwei seitlich am Kopf angebrachte Flügel besaß. Lockiges Haar umrahmt ihr Gesicht, und unter dem Kinn bilden zwei Schlangen einen sog. Heraklesknoten. Zeigen frühe Bilder der Medusa sie als hässliches Ungeheuer mit herausgestreckter Zunge, so verleiht ihr der Hellenismus weibliche Züge und die Schlangenhaare treten in der Darstellung zurück. Von der Bemalung hat sich außer der weißen Grundierung allein das hellblaue Zaumzeug erhalten.

Der Askos kombiniert Figuren, bei denen es sich um eine Gruppe von Nymphen handeln dürfte, Begleiterinnen der Liebesgöttin Aphrodite. Mit diesen verbunden ist das Haupt der Medusa, dem eine Unheil abwehrende Wirkung zugeschrieben wurde. So kombinieren die Schmuckelemente Verweise auf ein glückliches Jenseits mit dem Schutz des Verstorbenen.

Erste Hälfte 3. Jh. v. Chr., Spätcanosinisch; Inv. 7426; Slg. Zaberer

M. Planeta