Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Wir bauen eine Burg – Arbeiten auf der mittelalterlichen Burgenbaustelle von Guédelon 

Sarah Weist

Durch das Engagement – wofür an dieser Stelle nochmals gedankt sei – von Katja Thode ergab es sich, dass im Sommersemester 2016 von der Abteilung für Archäologie des Mittelalters aus eine Exkursion nach Guédelon in Frankreich angeboten wurde. Seit 1997 wird nahe der Gemeinde Treigny, ca. zwei Stunden südlich von Paris gelegen, eine Burg des philippinischen Typs (s. Abb. 1) mit den Methoden des 13. Jahrhunderts errichtet. Ihre Fertigstellung ist für das Jahr 2023 geplant.

Aufgrund des großen Interesses der Studierenden waren die Exkursionsplätze schnell vergriffen und so brachen am 21. August 2016 acht motivierte junge Leute ins ungewisse, tiefe Mittelalter nach Frankreich auf. Nach der über 9-stündigen Fahrt wurden auf dem Campingplatz von Saint-Amand-en-Puisaye zuallererst die Zelte aufgeschlagen und alles gemütlich eingerichtet. Nachdem der Abend einen ruhigen Ausklang fand, brachen wir am nächsten Morgen voller Erwartungen zu unserem neuen Arbeitsplatz auf. Da der Campingplatz im nächstgelegenen Dörfchen zu Guédelon lag, hielt sich die Anfahrtszeit in Grenzen und wir konnten unsere Arbeit, natürlich in zeitgemäßer Kleidung, täglich pünktlich um 10 Uhr antreten. Für die Besucher öffnete das Gelände täglich von 10 bis 19 Uhr. Am ersten Tag gab es zunächst eine kleine Einführung und eine Führung über das Gelände von unserer Betreuerin Julia Häußler, die in Tübingen ihren Magister in der Archäologie des Mittelalters gemacht hat und inzwischen seit April in Guédelon für den Kontakt nach Deutschland zuständig ist und u.a. auch deutschsprachige Führungen vor Ort anbietet . Sie führte uns durch die Burg und ihre Geschichte (s. Abb. 2) und erklärte uns außerdem die einzelnen Arbeitsplätze, die kreuz und quer über das – wirklich riesige – Gelände verteilt waren. Wir machten halt beim Steinbruch, den Steinmetzen, den Maurern und dem Schmied, aber auch bei den Zimmerleuten und der, bei den Besuchern sehr beliebten, aber etwas außerhalb vom Hauptgelände gelegenen Mühle. Gerade rechtzeitig zur Mittagspause – die von 13 bis 14 Uhr stattfand und in der wir täglich mit einem 3-Gänge Menü verwöhnt wurden – waren wir mit der Führung fertig. Für den Rest des Tages wurden wir, in Gruppen von jeweils 2-3 Personen, verschiedenen Arbeitsstellen zugeteilt. An den folgenden Tagen erfolgte die Verteilung direkt am Morgen unter der Aufsicht des Baustellenleiters im Burghof. Man konnte sowohl seine eigenen Wünsche äußern oder man nahm einfach die Stelle an, welche einem zugeteilt wurde. Und somit verbrachten wir acht in wechselnden Gruppen die Tage bei Steinmetzarbeiten, der Bodenfliesenherstellung, mit dem Hochziehen von Mauern, dem Herstellen von hölzernen Brückenteilen oder sogar ganzen Holzbalken oder auch dem Verlegen eines Bruchsteinbodens unter der Mühle (s. Abb. 3). Da das Wetter die ganze Woche über auf unserer Seite war, waren auch dementsprechend viele Besucher zu Gast. Unter ihnen waren natürlich viele Franzosen, aber auch Spanier, Deutsche, Schweizer und sogar einige Amerikaner. Ein wesentlicher Teil unserer Aufgaben bestand neben den Arbeiten selbst im Beantworten der Besucherfragen. Die meisten der Fragen bezogen sich auf das, was man gerade herstellte und für was besagtes Teil gebraucht wird. Aufgrund der Sprache war die Kommunikation nicht immer einfach, aber mit Händen und Füßen verstanden gerade die französischen Besucher – hoffentlich – was wir ihnen sagen wollten. Am Abend des letzten Tages waren wir alle ziemlich schmutzig und erschöpft aber sehr froh diese Erfahrung gemacht und neue Freunde kennengelernt zu haben (s. Abb. 4). Hätten wir die Wahl, würden wir sofort wieder ins französische Mittelalter eintauchen.