Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2023
Vorlesungen & Repetitorien
Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg (PD Dr. Daniela Simon)
Veranstaltungsform: | Vorlesung |
Dozentin: | PD Dr. Daniela Simon |
Termin: | 2 st., Fr 12-14 Uhr |
Beginn: | 21.04.2023 |
Ort: | Hörsaal Keplerstr. 2 |
Anmeldung | Online-Anmeldung über das alma-Portal. |
Inhalt
In diesem Jahr nähert sich am 29. November das 80. Gründungsjubiläum des zweiten jugoslawischen Staates. Mitten im Zweiten Weltkrieg entschieden die kommunistischen Delegierten aller jugoslawischen Regionen über die föderale Nachkriegsordnung des okkupierten und in mehrere Besatzungszonen und Verwaltungen zerstückelten Landes. Mit „Twice there was a country“ unterstreicht der Buchtitel von John Lampe, dass 1943 (und 1945) trotz der nationalen Spannungen und Legitimitätsdefizite des ersten Jugoslawien (1918–1941) die Wiederherstellung der staatlichen Ordnung in nahezu gleichen Grenzen beginnen konnte. Im Gegensatz dazu stand der interethnische Bürgerkrieg, der „Im Schatten des Weltkriegs“ (Alexander Korb) in Jugoslawien ausgetragen wurde. Das Verständnis über dessen Ursachen, Motive und Akteur*innen ist unerlässlich für die Kontextualisierung der Okkupation des Landes durch die Achsenmächte, der Kollaboration der einheimischen Kräfte und des erfolgreichen Widerstands der jugoslawischen Partisan*innen. Sich mit einem Ausschnitt aus der Geschichte eines nicht mehr existierenden Staates zu befassen, bedeutet auch, sich mit den „Histories of a Failed Idea“ (Dejan Djokić) auseinanderzusetzen. Diese Auseinandersetzung erfolgt in der Vorlesung durch die Erörterung der innen- und außenpolitischen Zwänge der jugoslawischen Staatsgründung, seines pragmatischen und programmatischen Multikulturalismus, seines Umgangs mit nationalen Minderheiten und seiner bereits während des Krieges begonnenen gesellschaftlichen Transformation.
Einführende Literatur
John Conelly, From Peoples to Nations. A history of Eastern Europe, Princeton 2020; Jan-Werner Müller, Das demokratische Zeitalter. Eine politische Ideengeschichte Europas im 20. Jahrhundert, Berlin 2013; Jussi Kurunmäki / Jeppe Nevers/ Henk te Velde (Hrsg.), Democracy in Modern Europe. A Conceptual History, New York / Oxford 2018.
Hauptseminare
Geschichte des Neoliberalismus im 20. Jahrhundert: Ideen, Praktiken, Fallstudien (Dr. Alexa von Winning)
Veranstaltungsform: | Hauptseminar |
Dozentin: | Dr. Alexa von Winning |
Termin | 2 st., Mo 14-16 Uhr |
Beginn: | 17.04.2023 |
Ort: | Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (R. 29) |
Anmeldung: | Online-Anmeldung über das alma-Portal |
Bemerkungen: |
Inhalt
In der öffentlichen Debatte ist der Neoliberalismus vor allem ein politischer Kampfbegriff, um Marktradikalismus, soziale Kälte und Deregulierung zu brandmarken. Entstanden ist der Begriff aber in den 1930er Jahren, als Ökonom:innen und Intellektuelle versuchten, den klassischen Liberalismus angesichts der faschistischen und kommunistischen Diktaturen in Europa wiederzubeleben. Erst in den 1980er Jahren wurde der Neoliberalismus zur hegemonialen wirtschaftspolitischen Ideologie, die Wachstum und Freiheit versprach und weltweit Anwendung fand. Damit einher ging allerdings seine Radikalisierung. Zentrale Lebensbereiche wurden der Dominanz der Marktlogik unterworfen, darunter Gesundheit, Bildung und Verkehr. Es regten sich zwar schnell heftige soziale Proteste, aber erst die Finanzkrise 2008/09 konnte die neoliberale Verheißung entzaubern.
Diese Spannungen und Brüche nehmen wir zum Anlass, uns den Neoliberalismus und seine wechselhafte Geschichte genauer anzusehen. Das Hauptseminar behandelt ideengeschichtliche Ursprünge, politische Praxis, populäre Rhetorik und die sozialen Folgen des Neoliberalismus. Thematische Schwerpunkte werden sein: Institutionen und Netzwerke, Transfer und globaler Vergleich, Medien und Diskurse, Menschenbild und Selbstmobilisierung, Krisen und Streiks. In Fallstudien aus Lateinamerika, Nordamerika, West- und Osteuropa werden wir diese Themen konkretisieren.
Einführende Literatur
Philipp Ther, Neoliberalismus, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 05.07.2016,
docupedia.de/zg/ther_neoliberalismus_v1_de_2016
David Harvey, Die kleine Geschichte des Neoliberalismus, Zürich 2007.Proseminare
Kosakischer Freiheitskampf in der Ukraine: Zar Peter der Große und Hetman Ivan Mazepa (Ingrid Schierle)
Veranstaltungsform: | Proseminar |
Dozentin: | Ingrid Schierle |
Termin | 3 st., Mi 10-13 Uhr (inkl. Tutorium) |
Beginn: | 19.04.2023 |
Ort: | Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 29) |
Anmeldung: | Online-Anmeldung über das alma-Portal |
Voraussetzungen: | Keine Russischkenntnisse notwendig. |
Leistungsanforderungen: | Lektüre von ca. 40 Seiten Text pro Sitzung. Aktive Teilnahme an den Diskussionen im Proseminar, Klausur, Hausarbeit. |
Inhalt
Im 17. Jahrhundert entstand auf dem Gebiet der heutigen Ukraine das Hetmanat der Dnipro-Kosaken, eine Staatsformation mit militärdemokratischer Organisation. Seit 1667 befand sich das Hetmanat unter zarischer Oberherrschaft. Im Zuge des absolutistischen Staatsausausbaus unter Peter dem Großen verstärkte sich der Druck auf die Autonomie des Hetmanats. Im Großen Nordischen Krieg (1700-1721) wurde die Ukraine zum Schlachtfeld; der Kosakenhetman Ivan Mazepa fürchtete um die Existenz des Kosakenstaats und suchte in Karl XII. von Schweden einen neuen Schutzherrn. Die Niederlage der schwedisch-kosakischen Heere in Poltava 1709 endete mit der Flucht Karls XII. und Ivan Mazepas. Dieser Sieg der zarischen Armee forcierte die Eingliederung des ukrainischen Kosakenhetmanats in das Russländische Imperium und endete mit seiner endgültigen Abschaffung 1764.
Das Proseminar führt in die Methoden und Forschungsansätze der Geschichte der Neuzeit ein. Am Beispiel der Auseinandersetzung um die Autonomie der Ukraine werden wir Fragestellungen der imperialen Geschichte Russlands wie auch der nationalen Geschichte der Ukraine diskutieren. Außerdem werden wir das Thema im Kontext ukrainisch-russischer Erinnerungskonkurrenzen besprechen.
Einführende Literatur
Lindsey Hughes, Peter the Great: a biography, New Haven 2002; Theodore Mackiw, Ivan Mazepa, Hetman der Ukraine und Reichsfürst des Heiligen Römischen Reiches (1639 - 1709): eine historische Skizze, München 1984; Serhii Plokhy, Poltava 1709: the battle and the myth, Cambridge, Mass; Thomas M. Prymak, The Cossack Hetman: Ivan Mazepa in History and Legend from Peter to Pushkin, in: The Historian 76 (2014), S. 237-277; Orest Subtelny, The Mazepists : Ukrainian separatism in the early eighteenth century, New York 1981; Tatjana Tairova-Jakovleva, Ivan Mazepa and the Russian empire; translated by Jan Surer, Montreal 2020; Reinhard Wittram, Peter I: Czar und Kaiser; zur Geschichte Peters des Großen in seiner Zeit, Bd. 1-2, Göttingen 1964.
Übungen
Wer ist das Volk? (und was will es?) - Nation und Demokratie in Ostmitteleuropa (1907-1989) (Dr. Matthäus Wehowski)
Veranstaltungsform: | Übung |
Dozent: | Dr. Matthäus Wehowski |
Termin | 2 st., Di 10-12 Uhr |
Beginn: | 19.04.2023 |
Ort: | Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 29) |
Anmeldung: | Online-Anmeldung über das alma-Portal |
Bemerkungen: |
Inhalt
„Vox populi, vox dei” gilt als geflügelter Satz: Von Hesiods „Werken und Tagen“ bis zu Elon Musks Kommentaren auf Twitter. Doch wer ist dieses Volk und auf welche Weise erhebt es die Stimme? In dieser Übung möchten wir der Frage am Beispiel Ostmitteleuropas nachgehen. Einer Region, die im 20. Jahrhundert zahlreiche Wandlungen durchgemacht hat: Politische Umbrüche, neue Grenzziehungen und sich verändernde nationale Zugehörigkeiten. Von den Monarchien der drei Kaiserreiche (Deutschland, Österreich-Ungarn und dem Zarenreich), über neue Nationalstaaten nach dem Ersten Weltkrieg, dem „Lebensraum“ des Dritten Reichs, den kommunistischen Parteidiktaturen nach 1945 und schließlich zum demokratischen Wandel nach 1989. Alle diese Systeme beriefen sich auf die eine oder andere Weise auf den „Willen des Volkes“. Als chronologischer Startpunkt dient dabei die Einführung des allgemeinen (Männer)Wahlrechts in der Habsburgermonarchie (1907). Der Fokus wird auf Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und der Ukraine liegen – mit Ausblick auf die benachbarten Staaten und Regionen. Wir werden unterschiedliche Texte über Konzepte und Ideen der Demokratie (auf Deutsch und Englisch) lesen, diese in den zeitlichen Kontext einordnen und diskutieren. Ziel der Übung ist ein Überblick zur Demokratiegeschichte Ostmitteleuropas aber auch der kritische Umgang mit wissenschaftlichen Texten und Konzepten der Demokratieforschung. Kenntnisse osteuropäischer Sprachen sind nicht notwendig.
Einführende Lektüre
John Conelly, From Peoples to Nations. A history of Eastern Europe, Princeton 2020; Jan-Werner Müller, Das demokratische Zeitalter. Eine politische Ideengeschichte Europas im 20. Jahrhundert, Berlin 2013; Jussi Kurunmäki / Jeppe Nevers/ Henk te Velde (Hrsg.), Democracy in Modern Europe. A Conceptual History, New York / Oxford 2018.
Kaukasien: Geschichte einer Vielvölkerregion im 19. Jahrhundert (Ingrid Schierle)
Veranstaltungsform: | Übung |
Dozentin: | Ingrid Schierle |
Termin | 2 st., Di 14-16 Uhr |
Beginn: | 25.04.2023 |
Anmeldung: | Online-Anmeldung über das alma-Portal |
Ort: | Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 29) |
Bemerkungen: |
Inhalt
Die Vielvölkerregion Kaukasien umfasst den Kaukasus, der sich über 1000 Kilometer zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer erstreckt, die nördlich davon liegenden Steppengebiete und im Süden Transkaukasien mit den heutigen Republiken Armenien, Azerbajdzan und Georgien.
Dieser geostrategisch für die Verbindung zwischen dem Schwarzen Meer und Mittelasien wichtige Raum wurde im 19. Jahrhundert vom Russischen Reich erobert. Die Expansion begann 1801 mit der Angliederung Ostgeorgiens. Es folgten jahrzehntelange Eroberungszüge im Kaukasus, die auf den erbitterten Widerstand der Bergvölker stießen.
Die Übung führt in Forschungsfelder der Imperialgeschichte ein und untersucht am Beispiel Kaukasiens die Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherien auf drei Ebenen. Der erste Themenschwerpunkt eröffnet eine imperiale Perspektive und umfasst die Methoden der Eroberung und Herrschaftssicherung wie militärische Verwaltung, Kolonialisierung, und Vertreibung von indigenen Völkern und Kooperation mit einheimischen Eliten. Das zweite Themenfeld stellt die Perspektive der Peripherie in den Mittelpunkt und fokussiert auf die Entwicklung einer georgischen Nationalbewegung in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Am Beispiel des besonderen Stellenwerts Kaukasiens in der russischen Literatur soll eine dritte Ebene untersucht werden: Die Wechselbeziehungen zwischen Peripherie und Zentrum und der Kaukasus als Projektionsfläche für die Geschichte des Eigenen im Fremden, so z.B. in Aleksandr Puškins Verspoem "Der Gefangene im Kaukasus" aus dem Jahre 1821.
Einführende Lektüre
Hubertus Jahn (Hrsg.), Identities and Representations in Georgia from the 19th Century to the Present, Berlin 2021; Susan Layton, Russian Literature and Empire: Conquest of the Caucasus from Pushkin to Tolstoy, Cambridge 1994; Jeronim Perović, Der Nordkaukasus unter russischer Herrschaft. Geschichte einer Vielvölkerregion zwischen Rebellion und Anpassung, Köln, Weimar; Wien 2015; Oliver Reisner, Kaukasien als imaginierter russischer Raum und imperiale Erfolgsgeschichte. Gefangen zwischen russisch-imperialen und nationalen Zuschreibungen (19./20. Jh.), in: Bianka Pietrow-Ennker (Hg.), Kultur in der Geschichte Russlands, Göttingen 2007, S. 61-82; Roland G. Suny, The Making of the Georgian Nation, Bloomington 1994.
Einführung in das wissenschaftliche Lesen und Schreiben (Grundmodul 1): Helden und Heldenkulte im östlichen Europa (Ingrid Schierle)
Veranstaltungsform: | Übung |
Dozentin: | Ingrid Schierle |
Termin | 3 st., Do 10-13 |
Beginn: | 20.04.2023 |
Ort: | Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 29) |
Anmeldung: | Online-Anmeldung über das alma-Portal |
Bemerkungen: | Diese Veranstaltung ist speziell für die Studieneingangsphase konzipiert und sollte daher möglichst im ersten Fachsemester besucht werden. Keine Russischkenntnisse notwendig. Die Übung ist zweistündig konzipiert, die dritte Stunde ist vorgesehen für Einzelbesprechungen von schriftlichen Arbeiten |
Inhalt
Wozu brauchen Gesellschaften Helden und Heldenkulte? Sind sie eine „Projektionsfläche für gesellschaftliche Normen, Handlungsorientierungen und Werte“, „eine Reaktion auf ein kollektives Bedürfnis“ (van den Hoff) und damit unverzichtbar? Wie und in welchen Kontexten werden Helden und Heldinnen gemacht? „Wann ist ein Held ein Held“? (Essig). „Müssen Helden sterben“ (Brink)?
Die Übung führt in die historischen Fragestellungen und Forschungen zum Heroischen und zur Entstehung von Heldenkulten ein. Prozesse der Heroisierung diskutieren wir anhand von Überblicksartikeln zur Entstehung von Heldenkulten im 19. und 20. Jahrhundert. Wir vertiefen das Thema an Beispielen des „Landes der Helden“, das seit 1934 den Ehrentitel „Held der Sowjetunion“ verlieh. Dem Heroischen in der Sowjetunion nähern wir uns am Beispiel der Polarforscher, der Helden des Zweiten Weltkriegs und des Kults um den ersten Menschen im Kosmos, Jurij Gagarin. Den Abschluss bilden Überlegungen zu „Antihelden“ und den „müden Helden“ im postheroischen Zeitalter. Hier werden wir die These diskutieren, welchen besonderen Stellenwert Sporthelden in der Gegenwart haben.
Wissenschaftliches Argumentieren ist zentraler Bestandteil des Geschichtsstudiums. Auf Grundlage von Texten, die gemeinsam gelesen und analysiert werden, lernen Sie in dieser Übung grundlegende Verfahren wissenschaftlichen Argumentierens. Sie verfassen Essays, für die Sie inhaltliches und methodisches, aber auch sprachliches und stilistisches Feedback erhalten. Der abschließende Essay am Ende der Veranstaltung wird als Modulprüfung in Grundmodul 1 angerechnet.
Einführende Lektüre
Ulrich Bröckling, Postheroische Helden. Ein Zeitbild, Frankfurt 2020; helden. heroes. héros. Special Issue 5 (2019) Analyzing Processes of Heroization. Theories, Methods, Histories (https://www.sfb948.uni-freiburg.de/de/publikationen/ejournal/ausgaben/specialissue5/artikel.html?page=1); Ralf von den Hoff et al., Das Heroische in der neueren kulturhistorischen Forschung: Ein kritischer Bericht, in: H-Soz-Kult, 28.07.2015 (www.hsozkult.de/literaturereview/id/forschungsberichte-2216); Julia Herzberg, Das Land der Helden: die Auszeichnung Held der Sowjetunion und die Einheit des sowjetischen Imperiums (1934-1991), in: Helden 6, 1 (2018), S. 45-56; Rainer Gries/ Silke Satjukow (Hrsg.), Sozialistische Helden. Eine Kulturgeschichte der Propagandafiguren in Osteuropa und der DDR, Berlin 2002.
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine als 'memory war': Mechanismen der Geschichtspolitik (Dr. Oleg Morozov)
Veranstaltungsform: | Übung |
Dozent: | Dr. Oleg Morozov |
Termin: | 2 st., Donnerstag, 14-16 Uhr |
Beginn: | 20.04.2023 |
Ort: | Seminarraum 003 (Keplerstraße 2) |
Anmeldung: | Online-Anmeldung über das alma-Portal. |
Bemerkungen: | Russischkenntnisse sind nicht erforderlich. |
Inhalt
Seit dem Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges 2014 hat Russland aktiv die Sprache der Geschichtspolitik benutzt, um das Recht der Ukrainer_innen auf ihre Kultur und ihren unabhängigen Staat zu delegitimieren. Diese kolonialistische Sprache ist in Vielem eine Fortsetzung der Vergangenheitsmanipulation, die unter Russlands erstem Präsidenten Boris Jelzin einsetzte, als der Staat, die Russische Orthodoxe Kirche und die Massenmedien begannen, eine Ideologie des „Großen Sieges‟ im Land aufzubauen. In dieser Übung werden wir die wichtigsten Tools der Geschichtspolitik analysieren, die vom Kreml, der Kirche, den staatlichen Medien und kriegsbefürwortenden Wissenschaftlern_innen eingesetzt werden. Die wichtigsten Etappen dieser geschichtspolitischen Offensiven werden wir untersuchen und diskutieren, welche Ideen die Ukraine der russischen Propaganda entgegenzusetzen versucht. Die Übung basiert auf der Analyse von Texten und audiovisuellen Materialien auf Deutsch und Englisch (öffentliche Reden, wissenschaftliche und journalistische Artikel, Nachrichten, Dokumentarfilme, soziale Medien usw.). Ziel der Übung ist es, den Teilnehmenden historisch-politisches Hintergrundwissen zum aktuellen Kriegsgeschehen zu vermitteln, auch um die deutschen Debatten kritisch auf ihre Leerstellen und Verzerrungen hin zu reflektieren
Einführende Lektüre
Daria Khlevnyuk, Narrowcasting collective memory online: ‘liking’ Stalin in Russian social media, in: Media, Culture & Society 41 (2019), S. 317-331; Alexei Miller, Maria Lipman, The Convolutions of Historical Politics, Budapest 2012; Timothy Snyder, The War in Ukraine is a Colonial War, in: The New Yorker 28. April 2022; Serhii Plokhy, Die Frontlinie, Hamburg 2022; Andrej Kolesnikov, Erinnerung als Waffe. Die Geschichtspolitik des Putin-Regimes, in: Osteuropa 70 (2020), S. 3–28.
Russisch für Historiker:innen (Kurs 1) (Ingrid Schierle)
Veranstaltungsform: | Übung |
Dozentin: | Ingrid Schierle |
Termin | 4 st., Mo 16 -18 Uhr, Do 16-18 Uhr |
Beginn: | 20.04.2023 |
Ort: | Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 29) |
Anmeldung: | Online-Anmeldung über das alma-Portal |
Voraussetzungen: | Keine Vorkenntnisse notwendig |
Inhalt
Der Kurs wendet sich an alle, die sich für russische Geschichte interessieren. Auf dem Programm steht eine intensive Lektüre von Quellen und Literatur zur russisch-sowjetischen Geschichte.
Literatur
Die Texte werden ausgegeben.
Kolloquium / Oberseminar
Kolloquium: Neuere Forschungen zur Osteuropäischen Geschichte (Dr. Alexa von Winning/ Ingrid Schierle)
Veranstaltungsform: | Kolloquium |
Dozentin: | Dr. Alexa von Winning / Ingrid Schierle |
Termin | 2 st., Mo 18-20 Uhr |
Beginn: | 24.04.2023 |
Ort: | Großer Übungsraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde (R. 29) |
Voraussetzungen: | Für alle, die sich für Osteuropäische Geschichte interessieren. Keine Anmeldung erforderlich. |
Inhalt
Im Rahmen des Kolloquiums werden interessante neue Studien erörtert und aktuelle Forschungsdiskussionen besprochen.