Religious Encounters: Coexistence – Dialogue – Conflict
The annual conference 2019 took place in Jerusalem and focussed on “Religious Encounters”. On the one hand, the programme focussed on the processes of transferring religious knowledge, and on the other hand on the transformations that have been initiated through contacts with individuals or communities of other faiths, dogmas or beliefs, that is, through encounters with other religions or religious denominations. The contacts and encounters in question can take various shapes: coexistence, affirmative or critical dialogue as well as controversial or even violent conflict. By discussing pictorial, material or textual sources, we hope to reach a deeper understanding of these processes through which religious knowledge is transferred between different religions or religious groups.
Termin: 18.–20. Juni 2019 Veranstaltungsort: Dormition Abbey, Jerusalem Sprachen: Englisch
Wissenskulturen der Vormoderne: Autorisierungen – Remediationen – Transfers (in Kooperation mit dem SFB 980 Episteme in Bewegung)
Das Tübinger Graduiertenkolleg 1662 ‚Religiöses Wissen im vormodernen Europa‘ und den Berliner Sonderforschungsbereich 980 ‚Episteme in Bewegung‘ verbinden zahlreiche gemeinsame Interessen. Beiden Forschungsverbünden geht es unter anderem um eine Revision und Entdramatisierung traditioneller Epochenzäsuren und historischer Verlaufserzählungen. Wie in Tübingen stehen auch in Berlin Prozesse des Wissenstransfers im Mittelpunkt; beide Projekten zielen darauf, Komplexität solcher Transfers nicht durch ein starres, ‚purifizierendes’ Vokabular (alt vs. neu, Norm vs. Abweichung, Tradition vs. Transformation usw.) zu vereinfachen. Auf der Basis dieses dynamischen Wissensbegriffs gehen beide Forschungsverbünde zudem davon aus, dass es in allen Wissenskulturen autoritative, kanonische Texte (oder andere Medien) gibt, denen zeitlose Gültigkeit und Orientierungsfunktion zugesprochen wird. Um dieses Wissen jedoch handlungsleitend zu machen, muss es immer neu an je aktuelle Kontexte und Lebenswelten angepasst werden. Beide Verbünde sind gleichermaßen an den praxeologischen wie an den ideen- und wissenschaftsgeschichtlichen Dimensionen dieses ‚In-Bewegung-Bringen’ von Wissen interessiert, genauso wie an dessen Trägern, Modi und Vektoren. Die gemeinsame Tagung in Berlin brachte den programmatischen Rahmen beider Verbundprojekte produktiv zueinander in Bezug und schärfte vor allem den Wissensbegriff durch die Analyse und Diskussion konkreter historischen Fallstudien.
Wissensräume –Zeiträume. Transformationen Roms in der Vormoderne
Die Jahrestagung 2016 des Graduiertenkollegs fand in Rom statt – und hatte die vielfältigen und sich wandelnden Bilder der ‚ewigen Stadt‘ zum Thema. Ausgehend von den Kernfragen des Kollegs stand Rom als Wissens- und Zeitraum im Fokus, an dem sich als Kristallisationspunkt religiösen Wissens in beispielloser Verdichtung Transfer und Transformation verschiedener Wissensfelder analysieren lassen. Die Tagung näherte sich Rom und den mit der Stadt verbundenen Bildern und Imaginationen in drei Schritten: Als gebauter Raum, als medialer Raum und als virtueller bzw. imaginärer Raum. Jede Sektion vereinte dabei interdisziplinäre Perspektiven auf den Gegenstand und brachte Vertreter der Archäologie, Germanistik, Geschichtswissenschaft, Kartographiegeschichte, Kunstgeschichte, Medien- und Raumtheorie, Romanistik und Theologie miteinander ins Gespräch.
Termin: 10.–14. Oktober 2016 Veranstaltungsort: Facoltà valdese di teologia, Rom Sprachen: Deutsch und Englisch
Religiöses Wissen an Diskursgrenzen – Verschränkungen – Grenzen – Produktive Konkurrenzen (in Kooperation mit der Faculty of Medieval and Modern Languages der University of Oxford)
Das Christentum offenbart in kanonischen Texten, insbesondere der Bibel, unveränderliches Wissen um Tatsachen und Lehrsätze des Glaubens. Dieses intangible Offenbarungswissen kann jedoch in der Lebenswirklichkeit der Gläubigen nur Geltung behalten, indem es deren Bedingungen Rechnung trägt – es wandelt sich zu historisch veränderlichem religiösem Wissen. Zur Anpassung verhelfen ihm verschiedene Verfahren: rituelle, kommentierende, empirische und ästhetische. Insbesondere hat man diese Verfahren dort zu erwarten, wo religiöse Fragestellungen an Perspektiven grenzen, die nicht primär religiös geprägt sind. Die Erforschung dieses religiösen Wissens und die Verfahren seines historischen Wandels hat das Tübinger Graduiertenkolleg 1662 „Religiöses Wissen im vormodernen Europa (800–1800)“ zum Gegenstand. Um Begriffe, Methoden und Ergebnisse rund um das Thema in ein produktives Gespräch zu bringen, fand vom 27. Juli bis zum 01. August 2015 in Oxford eine interdisziplinäre und internationale Tagung zum Thema „Religiöses Wissen an Diskursgrenzen“ statt.
Gott handhaben – Le Dieu Maniable – Managing God. Religiöses Wissen im Konflikt um Mythisierung und Rationalisierung (in Kooperation mit dem Centre d’Etudes et de Recherche en Histoire Culturelle [CERHIC-EA 2616, Reims], der Université de Reims Champagne Ardenne, des Institut Historique Allemand de Paris und des Institut Universitaire de France)
Versuche, Gott „handhabbar" zu machen, bergen ein besonderes Konfliktpotential, beruhen sie doch stets auf dem Gegensatz zwischen „Mythisierung und Rationalisierung“ bzw. „Verzauberung“ und „Entzauberung“ der Welt. Sind es unverfügbares Charisma, thaumaturgisches Handeln und asketische Wunderperformanz religiöser Virtuosen und Artefakte, die das Transzendente verfügbar machen? Oder stehen doch rationale Expertise, kontrollierte Verfahren z.B. in Bildung und Erziehung sowie sozialplanerisches Handeln für die Modi, in denen sich die Anwesenheit von Wesen und Willen Gottes ausdrückt? Diesem Grundkonflikt wollte eine internationale Tagung, die in einer Kooperation aus deutsch-französischen Forschungsverbünden entstand, in Reims nachspüren, um den vormodernen Wegen zur modernen Wissensgesellschaft näher zu kommen. In den Mittelpunkt der keynote von INGRID KASTEN (Berlin) rückte die Kategorie des Opfers, die nach einer These des Londoner Romanisten Simon Gaunt in der Figur des mittelalterlichen Minnemärtyrers ihren charakteristischen Ausdruck fand – und zwar im so genannten „Opfer-Begehren“ (engl. „sacrificial desire“): Hier verbindet sich die Vorstellung des Todes aus unerfülltem Begehren mit der Lust am Opfer und der Lust am Leiden. Indem der Liebende zum Märtyrer wird und sein Leben durch Verzicht und Askese der Liebe zum Opfer bringt, ist er der ethisch Überlegene: Eine solche Ethik des Begehrens versteht Erlösung nicht mehr religiös, sondern als leidenschaftliche körperliche Bindung an einen anderen Menschen. Damit ist nach Gaunt die Grundlage für die Entstehung moderner Auffassungen von Subjektivität, Sexualität und Ethik gelegt. Trotz einiger Kritikpunkte (Heterogenität der theoretischen, allesamt postmodernen Ansätze, unscharfe Definition des Opfers, durchweg männliche Konzeption des Minnemärtyrers) kommt Gaunt dabei nach Kasten das Verdienst zu, im Minnemärtyrer Ansätze einer säkularen Ethik erkannt zu haben, die allerdings stark mit religiösen Sinndimensionen verschränkt sind. Seine Reflexionen über eine solche ästhetische Dimension von Literatur fordern zur weiteren Sinnsuche heraus.