Deutsches Seminar

Tagungen

Nachwuchstagung: „Himmlisch, irdisch, höllisch: Religiöse und anthropologische Annäherungen an eine historisierte Ästhetik“ (19. und 20. Mai 2017)

Mit der kulturwissenschaftlichen Öffnung und Neuorientierung der Literaturwissenschaft rückt seit geraumer Zeit wieder ins Bewusstsein, dass Literatur sich nicht in einem selbstreferentiellen, autonomen Spiel der Zeichen erschöpft. Vielmehr wird sie als zentraler Bestandteil eines kulturellen Zusammenhangs betrachtet. Die Wissensformationen, aus denen sich literarische Äußerungen speisen, sind dementsprechend vielfältig. Sie gehen nicht in literarästhetischen beziehungsweise kunsttheoretischen Anwendungen und Reflexionen auf, sondern erweisen sich als äußerst heterogen, da sie explizit oder implizit immer auch anthropologisch relevante Themen verhandeln, wie zum Beispiel Gewalt, Tod, Sexualität und Religion, aber auch Fragen der politischen und gesellschaftlichen Ordnung.

Ebenso vielgestaltig wie die anthropologisch bedeutsamen Kontexte sind Erscheinungsweisen und (Inter-)Medialität ästhetischer Phänomene: Neben dem Schönen, das im Zuge der sogenannten Autonomieästhetik zum Fluchtpunkt ästhetischer Reflexion avancierte, gilt es daher auch ästhetische Randphänomene wie das Hässliche, Monströse, Desintegrative und den Zerfall in ihrer spezifischen (Inter-)Medialität zu thematisieren.

Im Rahmen der Nachwuchstagung soll der polyphone Charakter der Literatur als Folge ihrer doppelten, das heißt ästhetischen und anthropologischen Funktionalität und Qualität im Zusammenhang mit religiös kodierten Ordnungen beleuchtet werden. Mit der topologischen Triade Himmlisch – Irdisch – Höllisch wird eine Fokussierung auf Wissens- und Bedeutungsordnungen vorgenommen, die immer auch axiologische Fragen verhandeln und in der Notwendigkeit ihrer Vermittlung und Legitimierung ästhetische und anthropologische Aspekte in besonderer Weise vereinen. Es handelt sich dabei um Konfigurationen, die sich für die Literatur zeitübergreifend als kontrovers und spannungsreich erwiesen haben. Mit der Hinwendung zu den ästhetisch-anthropologischen Funktionalisierungen und Transformationen von religiös kodierten Ordnungen verbindet sich der Anspruch, einen Einblick in die historische Varianz literarischer Äußerungen zu erhalten und sie in ihrer zeitlichen Kontinuität und Diskontinuität zu erörtern.

Zeit: 19. und 20. Mai 2017

Ort: Wilhelmstraße 50 (Brechtbau), Raum 215

Hier finden Sie das Programm und das Plakat zur Tagung.