Das Nackte der Literatur. Ästhetische Imaginationen der Blöße
Nacktheit kann Begierde erregen, Scham verletzen, Geheimnisse lüften, aus Zwängen befreien oder Schönheit bebildern. Oft verbindet sie sich dabei mit Vorstellungen von ‚Natur‘ und Natürlichkeit des Menschen und steht Imaginationen von Kultur gegenüber. Das literaturwissenschaftlich-kulturtheoretische Projekt möchte anhand von Nacktheit in der Literatur einer Balance von Natur und Kultur nachgehen und das Nackte in der Theorie von Textualität verorten.
Dazu sollen einerseits die Konzeptionen der Nacktheit in ausgewählten Texten der Literatur- und Kulturtheorie (u.a. Sigmund Freud, Hans Blumenberg und Roland Barthes) untersucht werden und andererseits in historischer Perspektive die Konstruktion idealer Nacktheit im 18. Jahrhundert in ihren Transformationen im 19. Jahrhundert bis zur Jahrhundertwende im Zentrum stehen. Insofern dabei anthropologische Fragen des Gleichgewichts und nackter Leichtigkeit genauso wie Formen des die Balance störenden Exzesses eine Rolle spielen, möchte das Projekt auch die Rolle der Balance in den ästhetischen Imaginationen der Blöße konturieren.
Publikationen
Von der Lust, im Bild zu verschwinden. A. W. Schlegels Narcissus-Sonett. In: Georg Braungart, Sabine Gruber, Stefan Knödler (Hg.): August Wilhelm Schlegel als Dichter. Neue Interpretationen. Paderborn 2019 [im Erscheinen].
Chambre d’échos. Mythische Anfangslosigkeit bei Ovid und Barthes. In: Kristin Rudersdorf, Saskia Schomber, Florian Sommerkorn (Hg.): Der Mythos vom Mythos. Interdisziplinäre Perspektiven auf das Mythische in Künsten und Wissenschaften. Baden-Baden 2019, S. 87–110.
Krisis und Kinesis. Rituelles und bewegtes Leben in Kafkas Bau. In: Pavlos Dimitriadis et al. (Hg.): Literatur und Ritual. Beiträge zum Studierendenkongress Komparatistik 2017. Berlin 2019, S. 45–62.