Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft

Sarah Ullrich: Praktiken des ästhetischen Meaning-Making zwischen musealem Raum und digitalen Bildtechnologien (Arbeitstitel)

Erstbetreuer: Prof. Dr. Christoph Bareither
Zweitbetreuerin: Prof. Dr. Sharon Macdonald (CARMAH/ HU Berlin)

Soziale Medien nehmen im musealen Raum eine doppelte Rolle ein: Zum einen werden Ausstellungsinhalte und professionell kuratierte Wissensbestände in die digitalen Sphären des Alltags integriert und durch sie erweitert, zum anderen gestalten medienbezogene Alltagsroutinen, Prinzipien und Erfahrungen die institutionalisierten Kontexte mit und werden nahezu untrennbar mit ihnen verwoben. Im Digitalen und insbesondere auf Social-Media-Plattformen wird das Visuelle, oder das Bildliche zum vorherrschenden Tool der aktiven Auseinandersetzung mit musealen Räumen und Objekten. Durch digitale Bildtechnologien, also durch solche Technologien, die für das Erstellen, Bearbeiten oder Teilen von digitalen Bildern eine konstitutive Funktion einnehmen, enaktieren und gestalten Besucher*innen ihre Museums- und Kunsterfahrung und beteiligen sich dadurch aktiv an Prozessen der Bedeutungskonstruktion. Digitale Bildtechnologien und die Handlungsweisen, die sich in Relation zu ihnen begründen, nehmen damit eine Schlüsselrolle für die digitalen Transformationen musealer Felder ein – insbesondere in Hinblick auf den Wandel der Beziehungen zwischen Besucher*innen einerseits, und etablierten Institutionen und Diskursen andererseits.
Sowohl den ästhetischen Organisationsprinzipien von Kunstgalerien als auch visuell geprägten Social-Media-Plattformen kommt eine zentrale Rolle innerhalb bedeutungsstiftender Prozesse zu. Die Dissertation untersucht deshalb, wie digitale Bildtechnologien dezidiert Verbindungen zwischen ästhetischen Gestaltungsmöglichkeiten und bedeutungsgebenden Praktiken konstituieren; und sie zeigt auf, welche breiteren Transformationen musealer Felder durch diese Entwicklungen in Gang gesetzt werden.
Die Studie leistet einen Beitrag zu interdisziplinären Diskussionen hinsichtlich der Neuaushandlung von Geschmack, der Modifikation ästhetischer Autorität und Revision von Teilhabe aus digitalanthropologischer Sicht.