Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft

Protest

Protestforschung, das ist am LUI eine kleine, spannende Tradition der Ethnographie politischen Massenprotests. Im Fokus steht die kulturelle Seite des Protests, erforscht wird, wie öffentliche Bekundungen von Unmut und Veränderungsbedarf in Vergangenheit und Gegenwart durch nichthegemoniale Gruppen kommuniziert und ausgestaltet werden. Das „Wie“ der politischen Aktionen, ihre spezifischen Formen und Gestaltungen, Symbole, Vergemeinschaftungspraktiken und Aneignungsformate des öffentlichen Raums geben Auskunft über Übereinstimmungen und Verwerfungen von Alltagskultur und politischer Kultur, von Volkskultur und Parteikultur (Bernd Jürgen Warneken).

Mit ethnographisch dichten Untersuchungen zu den Frauen in Vormärz und Revolution 1848 sowie zur Geschichte der friedlichen Massendemonstration in der Arbeiterbewegung wurde diese Richtung in den 1980er Jahren erfolgreich. In Forschungs- und Studienprojekten folgten, zumeist die Zeitläufte begleitend oder historisch reflektierend, Studien zu den spezifischen Aktionsformaten der Neuen Sozialen Bewegungen der 1970er/80er Jahre und während der Umbruchzeit der DDR. Aktuell werden im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs „Bedrohte Ordnungen“ die emotionalen Praktiken Empörung und Humor als wichtige Komunikationsmodi der Protestbewegungen in den Blick genommen.