Institut für Sportwissenschaft

Fußballfans in Europa und den USA haben ähnliche Präferenzen

19.12.2018 – Allgemein wird angenommen, dass Sportwettbewerbe ausgeglichen sein müssen, um das Interesse bei den Zuschauern (und folglich der Nachfrage) zu maximieren. Ein Zusammenhang, der in der sportökonomischen Literatur als Uncertainty-of-Outcome Hypothesis (UOH) bekannt ist (Rottenberg, 1954; Neale, 1964).
Trotz ihrer Bedeutung und Relevanz für die Organisation von Sportligen weltweit, konnten Forschungsarbeiten der vergangenen Jahrzehnte bisher keine eindeutige empirische Evidenz für ihre Gültigkeit finden. Bei genauerer Betrachtung offenbart sich jedoch ein interessantes Muster: während Studien zu den nordamerikanischen Major Leagues im American Football, Basketball und Baseball zeigen, dass Fans eine Vorliebe für ergebnisoffene Spiele haben, stellt die Mehrheit der Studien zum europäischen Fußball [soccer] fest, dass die Europäischen Fans ungleiche Spiele mit Favoriten und Underdogs bevorzugen.
Die Gründe hierfür waren bislang völlig unklar. Neben generellen kulturellen Unterschieden bei der (Konsum-)Entscheidungsfindung kommen aus theoretischer Sicht ebenso Unterschiede bei der betrachteten Sportart und/oder der Art und Weise, wie Sport in der jeweiligen Region konsumiert wird, in Betracht.
In einer neuen Studie versuchen Georgios Nalbantis und Tim Pawlowski diese Gründe näher aufzuschlüsseln. Sie testen die UOH mit Befragungsdaten von Fußballfans in den USA. Die Ergebnisse ihrer Nachfragemodelle deuten darauf hin, dass im Kontext Profifußball die Vorliebe der US-Amerikaner für ergebnisoffene Wettbewerbe – ähnlich wie bei den Europäern (siehe Pawlowski, Nalbantis & Coates, 2018) – von anderen Präferenzen wie der Verlustaversion dominiert wird. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die zwischen den Kontinenten bisher gefundenen Unterschiede eher auf die Sportart und die Art des Konsums, als auf kulturelle Unterschiede bei der (Konsum-)Entscheidungsfindung zurückzuführen sind.
Das Paper wurde nun zur Publikation in Journal of Sports Economics angenommen.
Die Studie ist Teil eines kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekts zur Internationalisierung im Profifußball von Georgios Nalbantis und Tim Pawlowski (Buch). Das Projekt wurde mit einem João Havelange Research Scholarship der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) und des Centre International d’Étude du Sport (CIES) gefördert

Nalbantis, G. & Pawlowski, T. (2018). U.S. demand for European soccer telecasts: A between-country test of the uncertainty of outcome hypothesis. Journal of Sports Economics, DOI: 10.1177/1527002518817598.