Zentrum für Islamische Theologie (ZITh)

Vom Ich zum Wir – Der Mensch im Christentum und Islam

Studientag der Fachschaften der Evangelischen und Islamischen Theologie

Von Erkan Binici

Durch eine Kooperation der Fachschaften der Evangelischen sowie der Islamischen Theologie fand am 5. Dezember 2013 im Theologicum der Evangelische Studientag zum Thema „Der Mensch im Christentum und Islam“ statt. In eigener Regie organisierte die Studierendeninitiative zwei Vorträge über das jeweilige Menschenbild, jeweils aus christlicher bzw. aus islamischer Perspektive. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion über die praktischen Aspekte des islamisch-christlichen Dialogs statt. Die Fachschaften hatten sich dabei zum Ziel gesetzt, einerseits allgemein den Dialogbedarf innerhalb der Gesellschaft zu thematisieren und durch ein Kennenlernen der Gemeinsamkeiten aber auch der Unterschiede auf akademischer Basis zum Dialog beizutragen. Andererseits war es der Wunsch beider Fachschaften, durch ein erstes gemeinsames Projekt ein gegenseitiges Kennenlernen beider Fakultäten zu ermöglichen und eine langfristige und fruchtbare Zusammenarbeit einzuleiten.


Der Studientag wurde durch die Begrüßung von Prof. Dr. Jürgen Kampmann eröffnet, dem Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät Tübingen, der gleich zu Beginn die Bedeutung des Dialoges hervorhob und die beiden Fachschaften zu ihrem Projekt beglückwünschte. Stellvertretend für die Fachschaften führten Ralph Natschke, Student der Evangelischen Theologie, und Yalda Hassani, Studentin der Islamischen Theologie, durch das Programm. Als erster Referent sprach Prof. Dr. Christoph Schwöbel, Professor für Systematische Theologie, in seinem Vortrag über „Hominem iustificari fide - Der Mensch als Ebenbild und Mitarbeiter Gottes nach dem Verständnis des christlichen Glaubens“ unter anderem über das Menschenbild im Christentum und darüber, was es mit dem „Ebenbild Gottes“ auf sich hat, sowie über die Rolle Jesu im Leben der Christen.


Anschließend hielt Dr. Ismail H. Yavuzcan, Dozent für Islamische Religionspädagogik am Zentrum für Islamische Theologie Tübingen, einen Vortrag mit dem Titel „Der Mensch im Islam: Zwischen Verordnung und Verfügung“. Er referierte dabei über die Entstehungsgeschichte des Menschen, die Rolle des Teufels im Leben der Menschen und die Verantwortung für das eigene Handeln aus islamischer Perspektive und führte Belege aus dem Koran an. In der darauf folgenden Fragerunde wurde das enorme Interesse des Publikums an der Thematik deutlich. So kam es auch, dass viele Fragen zur Islamischen Theologie in Deutschland gestellt wurden.


Am Nachmittag fand schließlich eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Prof. em. Dr. Urs Baumann, Institut für Ökumenische und Interreligiöse Forschung der Katholisch-Theologischen Fakultät Tübingen, mit Herrn Dr. Ismail Yavuzcan und Pfr. Heinrich Georg Rothe, Islambeauftragter der Evangelischen Landeskirche Württemberg, über die Praxis des islamisch-christlichen Dialogs statt. Innerhalb der Podiumsdiskussion wurden beidseitig Fragen geklärt, z. B. wie die eigene Wahrnehmung des Gegenübers ist und wie sich diese spezifischen Sichtweisen auf der Gemeindeebene widerspiegeln. Es wurden viele Beispiele für gelungene Zusammenarbeit zwischen Kirche und Moschee genannt, seien es eigene Erfahrungen der Referenten oder auch allgemeine Projekte in Deutschland, sodass das Publikum einen Einblick in Beispiele für funktionierenden Dialog bekam. Es wurden allerdings auch Grenzen, Schwierigkeiten und Hindernisse im Dialog thematisiert. Ziel hierbei war es, den Zuhörern diese Probleme, wie z. B. mangelnde Sprachkenntnisse, politische Grenzen oder negativer Medieneinfluss, vor Augen zu führen und so gezielter gegen diese Schwierigkeiten vorgehen zu können. Es wurden noch weitere wichtige Themen wie der Einfluss des Anschlages vom 11. September auf die Zusammenarbeit der Gemeinden, die Entwicklung des Islamischen Religionsunterrichtes an deutschen Schulen, sowie der Stand bzw. die Perspektiven der Islamischen Theologie als offizieller Studiengang in den Universitäten beleuchtet. Auch hier war das Publikum, bedingt durch die Bandbreite an angesprochenen Themen, aktiv mit Fragestellungen am Verlauf der Diskussion beteiligt.


Abschließend fand ein gemütliches Beisammensein mit Kaffee und Kuchen statt, bei welchem alle Teilnehmer des Studientags noch einmal die Möglichkeit hatten, sich mit den Experten bzw. mit anderen Studierenden auszutauschen. So kam es dann auch, dass an diesem Tag viele Bekanntschaften zwischen islamischen und evangelischen TheologiestudentInnen geschlossen wurden, neue Ideen für zukünftige gemeinsame Projekte ausgetauscht wurden und somit ein weiterer, lokaler Schritt in Sachen Dialog und Zusammenarbeit gemacht wurde.