Uni-Tübingen

Forschungsschwerpunkte

› Kartographie und geographische Vorstellungen im Mittelalter

› Praktiken und Narrative der Gewalt im Mittelalter

› Politische Ideengeschichte: Imperien und Vorstellungen von Imperialität

› Kulturgeschichte des Politischen: Aufstände und Kulturen des Protests

› Geschichte Frankreichs, Englands und Burgunds

 

Zur Person

Seit Oktober 2019
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Mittelalterliche Geschichte, Universität Tübingen
2015-2019
Postdoc am Graduiertenkolleg "Religiöses Wissen im vormodernen Europa", Universität Tübingen
2015
Forschungsaufenthalte in Paris (März), London (Juni) und Moskau (September)

Gerald D. Feldman-Stipendium der Max Weber Stiftung

2014-2017
Mitglied des WIN-Kollegs „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Projekt: Die Vermessung der Welt. Religiöse Deutung und empirische Quantifizierung im mittelalterlichen Europa

2013-2015
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Exzellenzcluster „Asia and Europe in a Global Context“, Universität Heidelberg

Forschungsprojekt "Weltordnungen in Transkultureller Perspektive"

Juni 2013
Promotion (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)

Thema der Dissertation: "Gewalt in Wort und Tat. Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich"

2011-2015
Mitglied des SFB 933 „Materiale Textkulturen“
Juni 2010
Stipendiat des Deutschen Historischen Instituts Paris
2010-2013
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Heidelberg
2004-2010
Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Osteuropäischen Geschichte und Slavistik an den Universitäten Göttingen und Heidelberg

Magister Artium (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg);

Thema der Magisterarbeit: "Symbole und Rituale in spätmittelalterlichen Aufständen."

Habilitationsprojekt

"Asien - Europa - Afrika. Die Erdteile in der Weltordnung des Mittelalters"

Das Projekt nimmt mit dem Konzept der ‚Kontinente‘ eine grundlegende geographische Ordnungskategorie in den Blick und analysiert ihre Bedeutung für das mittelalterliche Weltbild.

Die Idee, die Erde in mehrere Teil zu gliedern, entstammt der griechischen Antike und wurde über römische Autoren an das Mittelalter überliefert. In der Spätantike bzw. dem Frühmittelalter wurde das Konzept christliche überprägt und in neue Weltentwürfe übernommen: Der Osten wurde zur bestimmenden Himmelsrichtung, der östliche Erdteil, Asien, zum vornehmsten, reichsten und heilsgeschichtlich bedeutendsten Kontinent stilisiert. Geographische Kenntnisse und Erfassungskategorien können damit für das Mittelalter als religiös geprägtes Wissen verstanden werden. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich das Wissen um die drei Erdteile Afrika, Asien und Europa zum geographischen Grundwissen, das jedoch weit über geographische Kontexte hinaus Anwendung fand.

Ziel des Forschungsprojektes ist, sowohl die christliche Fundierung des Konzepts als auch Kontexte, Formen und Funktionen seines Gebrauchs im Mittelalter zu analysieren. Neben der frühmittelalterlichen Bedeutungsaufladung stehen dabei die zunehmenden transkulturellen Kontakte im Fokus, in die die lateinische Christenheit seit dem 12. Jahrhundert eingebunden war (Kreuzzüge, Expansion der Mongolen, Asienreisen). Die damit einhergehenden Austauschprozesse führten zu einer intensivierten Auseinandersetzung mit Selbst- und Fremdbildern. Vor diesem Hintergrund analysiert das Projekt, wie Traditionswissen und individuelle Erfahrung gegeneinander abgewogen wurden sowie welche Rolle die Erdteile für die Erfassung und Deutung der Welt durch christlich-lateinische Autoren, Reisende und Kartographen spielten. Die Bedeutung des Konzepts liegt dabei darin, dass es Individuen oder Gruppen ermöglichte, die Welt in globalem Maßstab zu erfassen und sowohl sich selbst als auch fremde Regionen in einem einheitlichen System zu verorten und zueinander in Bezug zu setzen.

Promotionsprojekt:

"Gewalt in Wort und Tat. Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich" (2010-2013)

Im Druck erschienen im April 2014 und online verfügbar (seit 2017)

Die Geschichte der Gewalt kann im 20. Jahrhundert nur als Problemgeschichte gedacht werden: Gewalt ist unerwünscht und generell negativ, wird sie dennoch ausgeübt, bedarf sie der besonderen Legitimierung. Das Mittelalter dient uns aus dieser Sicht heraus als Gegenwelt, als "ferner Spiegel", dessen oft beschworene "Finsternis" im populären Geschichtsbild vor allem mit exzessiver Gewaltausübung verknüpft ist. Auch der wissenschaftliche Blick kann sich diesem modernen Problembewusstsein nicht entziehen - so wird häufig unbewusst ein moderner Maßstab zugrunde gelegt, wenn mittelalterliche Kriege oder Hinrichtungen als "grausam" beschrieben werden.

Vor diesem Hintergrund wurde das mittelalterliche Verständnis von Gewalt in seiner kulturellen Alterität untersucht. Dabei stand nicht die Rekonstruktion und Analyse von Handlungen im Vordergrund, sondern deren zeitgenössische Interpretation und Verarbeitung und damit ein besseres Verständnis der Bedeutung, die Gewalt für die mittelalterliche Welt hatte. Als Untersuchungsobjekt bietet sich das spätmittelalterliche Frankreich an, da diese Zeit von vielfältigen, auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelten Konflikten geprägt war, die mit Gewalt ausgetragen wurden. Als Quellen wurden hauptsächlich Chroniken, Traktate und Rechtsquellen ausgewertet.