Uni-Tübingen

Maik-Sören Hanicz

Kollegiat (04/2014-03/2016)

Akademischer Werdegang

Ab Juni 2014

Stipendiat am Graduiertenkolleg 1662

2005-2014

Studium der Kunstgeschichte / Germanistik / Skandinavistik an der Universität Tübingen (Abschlussarbeit: „Gustav Graefs Vaterlandsliebe 1813. Verbildlichung kultureller Symbolik vor dem Hintergrund der Krise der Historienmalerei im 19. Jahrhundert.“)

01/2009 - 07/2009

Auslandssemester an der Universität Uppsala (Schweden)

Berufliche Stationen

02/2012 - 10/2012

Studentische Hilfskraft am Graduiertenkolleg 1662 „Religiöses Wissen im vormodernen Europa“

10/2011 - 07/2012

Mitarbeit beim studentischen Kunstpreis „Goldener Eberhard“ und Workshop „ARTificial Space“ im Juli 2012 am kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen

04/2011 - 10/2013

Studentische Hilfskraft als Tutor für verschiedene Veranstaltungen

02/2011 - 04/2011

Praktikum im Museum Schnütgen Köln (im Ausstellungsprojekt „Glanz und Größe des Mittelalters - Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt“)

10/2010 - 12/2010

Praktikum in der Alten Nationalgalerie Berlin (in den Ausstellungsprojekten „This is propaganda“ (Tino Sehgal) und „Die Sammlung Wagener – 150 Jahre Nationalgalerie Berlin“)

Haarig. Die Ästhetik von Haardarstellungen in den graphischen Künsten um 1800 im Kontext der Neuinterpretation von Schöpfung.

Promotionsprojekt von Maik-Sören Hanicz

Das Motiv „Haar“ und das graphische Element „Linie“ sind schon seit der Renaissance im kunsthistorischen Diskurs eng miteinander verknüpft: Signifikat und Signifikant scheinen hier identisch zu sein. Im 18. Jahrhundert wurde der Graphik eine neue Wertschätzung entgegen gebracht, die über ihre Funktionen als Gebrauchsgraphik oder Vorlagenbild hinausging, nämlich als eigenständiges Kunstwerk. An welchen Bewertungskriterien sich diese neue alte Kunstform zu messen hatte, war ein Fokus der kunsttheoretischen Debatten ab ca. 1750. Diese bezogen sich dabei auch explizit auf theoretische Diskussionen der Renaissance. Das Kriterium der „Natürlichkeit“ spielte bei der Frage nach den Qualitäten von Linien eine große Rolle. Diesem Begriff näherten sich die Künstler auf zwei Wegen an: Zum einen über traditionelle mimetische Verfahren, die sich auf theoretischer Ebene in einer lange Debatte über die Linienästhetik widerspiegelten (z.B. bei Hogarth, Diderot, Goethe). Zum anderen auch in neuen Darstellungsmethoden wie Klecksen und Kritzeln, in denen sichdie Natur unmittelbar, ohne Einflüsse des Künstlers abbilden sollte. Die nicht planbare Kontur des Kleckses und des gekritzelten Liniengewirrs sollte der Natur selbst die Ausgestaltung der Zeichnung überlassen. Der Bildinhalt wurde also nicht im Voraus geplant und bestimmt, sondern während des Sehvorgangs vom Betrachter formuliert.

Die Idee dessen, was Natur bedeutet, befand sich derweil selbst im Wandel. Die Forschungsergebnisse der Naturwissenschaften trugen mit zur Herausbildung eines neuen Weltbildes bei, in dem sich Erkenntnisse über Gott und die Schöpfung auch durch Naturbeobachtungen finden ließen. Es sollten nun nicht mehr nur die religiösen Texte, sondern auch die Lektüre der Natur zur Gotteserkenntnis führen. Ein beliebtes Untersuchungsobjekt war dabei das (Frauen-) Haar: es wurde traditionell als Körperteil angesehen, das unmittelbar die Natur des Trägers/der Trägerin offenbaren sollte.

Das Promotionsprojekt untersucht, inwiefern die Graphik um 1800 eine neue Haarästhetik abbildet, die die Eigenschaften und Merkmale von Natur und Schöpfung neu formuliert. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass die Graphiken einen Anteil am Wissenstransfer hatten: Sie vermittelten und transformierten religiöses Wissen und sorgten damit für dessen Bewahrung und Integration in einen neuen Wissenskanon.