Uni-Tübingen

Marianne Seidig, M. A.

Kollegiatin

Anschrift Büro:

Staatsbibliothek zu Berlin

Preußischer Kulturbesitz

ABL/Bibliotheksreferendarin

Potsdamer Str. 33

10785 Berlin
E-Mail:

marianne.seidig(at)sbb.spk-berlin.de

Akademischer Werdegang

2002–2009 Studium der Kunstgeschichte sowie Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin und der Università degli Studi di Bologna.
Magisterarbeit über „Mimesis und Imagination in Werken Giovanni Bellinis“.

Berufliche Stationen

2006–2009 Studentische Hilfskraft im BMBF-Forschungsverbund „Theater und Fest in Europa. Zur Inszenierung von Identität und Gemeinschaft“ unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Krüger am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin.
2007 Hospitanz an der Berliner Staatsoper Unter den Linden im Rahmen der Ausstellung „Schau Platz Oper. Geschichten vom Sehen aus 400 Jahren Oper“.
2010–2011 Doktorandin und wissenschaftliche Hilfskraft am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck-Institut.

seit April

2011

Kollegiatin im Graduiertenkolleg „Religiöses Wissen im vormodernen Europa“.
Promotionsvorhaben zum Thema „Grenzen der Darstellung, Grenzen des Wissens. Zu einer visuellen Epistemik bei und im Umkreis von Giovanni Bellini“.

Grenzen der Darstellung, Grenzen des Wissens.

Zu einer visuellen Epistemik bei Giovanni Bellini und in seinem Umkreis

Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hat man den Werken des venezianischen Malers Giovanni Bellini (1430?-1516) ob ihrer Schönheit und Frömmigkeit das Potential zugesprochen, Gefühle der Andacht zu erwecken, und damit in besonderer Weise eine der Aufgaben zu erfüllen, die den christlichen Bildern seiner Zeit von Seiten der Kirche zugedacht war. Neben einem emotional ansprechenden Erscheinungsbild wurden den Darstellungen Bellinis jedoch auch eine Reihe von visuellen Eigenheiten attestiert, die den kirchlicherseits propagierten Vorgaben nicht unbedingt entsprachen: Hatten katholische Bildtheoretiker den italie-nischen Malern spätestens zu Zeiten der Gegenreformation abverlangt, die Veranschaulichung religiösen Wissens in Bildern durch eine größtmögliche darstellerische Eindeutigkeit zu begünstigen, schien Bellini nicht wenige seiner Altar- und Andachtsbilder mit ästhetischen und semantischen Ambivalenzen zu versehen, die die Aufmerksamkeit des Betrachters vom Dargestellten auf den Aspekt der Darstellung lenken und ein eindeutiges Verständnis des je Gezeigten erschweren. Einer Grundannahme des Dissertationsvorhaben zufolge werden dadurch nicht nur die Grenzen des Darstellbaren, sondern auch die Grenzen des Wissbaren reflektiert, muss den Bildern neben der medienreflexiven auch eine epistemische Dimension zugesprochen werden. Am Beispiel ausgewählter Werke der venezianischen Renaissancemalerei soll daher gefragt werden: Wie kann das Wissen dieser Bilder konkreter beschrieben und gefasst werden? Auf welche Weise bzw. mit welchen visuellen Strategien suchen die Bilder Bellinis dem Betrachter religiöse Gehalte zu vermitteln? Werden diese Strategien von den im Umkreis Bellinis tätigen Malern aufgegriffen? In welchem Verhältnis steht das in den Bildern aufgespeicherte, christliche Wissen zum textuell gefassten Wissen der Theologie? Und was zeichnet dieses im Unterschied zur sprachlichen Formation theologischen Wissens qualitativ aus? Ziel dieser Untersuchung ist, ausgewählte Bilder Bellinis sowie eine Reihe bisher weitgehend unerforschter Bilder der venezianischen Renaissancemalerei theoretisch zu erschließen und im selben Zug einen Beitrag zur Beantwortung der Fragen zu leisten, die in der Kunst- und Wissensgeschichte aktuell diskutiert werden.