Uni-Tübingen

Carolin Munderich

 

Biographie

  • Geboren 1987 in Hechingen
  • 2006 – 2013: Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Romanistik an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Universidade da Coruña (Spanien)
  • 2010 – 2012: Studentische Hilfskraft (Tutorin für germanistische Linguistik)
  • 2012 – 2013: Studentische Hilfskraft bei Prof. Dr. Katrin Axel-Tober
  • 2013: 1. Staatsexamen in Germanistik, Politikwissenschaft, Romanistik (mit Auszeichnung)
  • 2013: Wissenschaftliche Hilfskraft am Sonderforschungsbereich 833, Projekt C6: „Der Ausdruck extra-propositionaler Bedeutung: Diachronie und Synchronie“ (Prof. Dr. Katrin Axel-Tober und Dr. Sam Featherston)
  • Oktober 2013 – Mai 2014: Wissenschaftliche Hilfskraft im BMBF-Projekt „Computational Historical Semantics“ (Prof. Dr. Peter Koch)
  • Seit Juni 2014: Wissenschaftliche Angestellte und Doktorandin im Graduiertenkolleg 1808: Ambiguität – Produktion und Rezeption an der Eberhard Karls Universität Tübingen
  • Seit 01.10.2015: Wissenschaftliche Angestellte des Romanischen Seminars (Fachbereich II) der Universität Trier am Lehrstuhl von Prof. Dr. Esme Winter-Froemel (Sprachwissenschaft: Französisch, Italienisch, Spanisch).

 

Forschungsschwerpunkte

  • Sprachwandel
  • Reanalyse
  • Reflexivität
  • Unpersönliche Pronomen und Indefinitheit

 

Abstract:

„Semantische Ambiguität als Trigger in Sprachwandelphänomenen: Indefinite AGENS-Konstruktionen im Spanischen und Italienischen?“ (Arbeitstitel)

Das Dissertationsprojekt untersucht bestimmte spanische und italienische Reflexivkonstruktionen des Typs (1):

(1) Sp. Se vende coches.

V direktes Objekt

PATIENS (AGENS)

= Valenzreduktionsmarker

(2) Dt. Man verkauft Autos.

Subjekt V direktes Objekt

Indef. AGENS PATIENS

 

Vergleicht man nun diese Konstruktion mit ihrer deutschen Übersetzung (2), so fällt ein grundlegender Unterschied auf: Während im Deutschen das Indefinitpronomen man syntaktisch die Funktion des Subjekts übernimmt und gleichzeitig einen indefiniten AGENS kodiert, liegt im Spanischen, zumindest gemäß der traditionellen Analyse, eine unpersönliche Konstruktion ohne Subjekt vor. Das Element se dient lediglich der Valenzreduktion und ein AGENS ist nicht explizit erwähnt, aber implizit vorausgesetzt.

Es kann nun jedoch auch vermutet werden, dass sich die romanische Konstruktion gar nicht grundlegend von ihrem deutschen Pendant unterscheidet, sondern auch über eine indefinite AGENS-Subjektstelle verfügt, die durch bestimmte Reanalyseprozesse entstanden ist, vgl. die tentative Analyse (3):

(3) Sp. Se vende coches.

Subjekt V direktes Objekt

Indef. AGENS PATIENS

 

Folgt man dieser Argumentation, so sind die fraglichen Konstruktionen im Hinblick auf ihre Lesarten in doppeltem Sinne ambig: Zum einen hinsichtlich einer unstrittigen unpersönlichen und einer noch zu belegenden indefinit-agentiven Interpretation (in etwa paraphrasierbar durch ′Es findet ein Verkauf von Autos statt.′ vs. ′Ein nicht näher spezifizierter AGENS verkauft Autos.′). Zum anderen können sie sowohl generisch als auch episodisch interpretiert werden. Das vorliegende Dissertationsprojekt soll unter anderem die folgenden Fragestellungen untersuchen:

a) Verfügen Reflexivkonstruktionen des Typs (1)/(3) über eine indefinite AGENS-Subjektstelle?

b) Wie verhalten sich die generische und die episodische Lesart zueinander?

Neben einem theoretischen Blick auf diesen Problembereich sollen auch empirische Daten ausgewertet werden: Zum einen soll eine Corpusrecherche durchgeführt werden, zum anderen soll in einer psycholinguistischen Studie die Verarbeitung von Konstruktionen des Typs (1) bzw. (3) untersucht werden.

 

Vorträge

  • Dimensions of pragmatic ambiguity and pragmatic competence. Vortrag auf dem Symposium „Ambiguität und Ambivalenz“, Eberhard Karls Universität Tübingen, 14.02.2016 (gemeinsam mit Prof. Dr. Esme Winter-Froemel und Gesa Schole).
  • Gleich und Gleich gesellt sich gern? Zur Interaktion von Kontiguität und Analogie in Reanalyseprozessen. Vortrag im "Oberseminar Romanistische Linguistik", Ludwig-Maximilians-Universität München, 02.12.2015.
  • Nähe UND Ähnlichkeit? Zum Verhältnis von Kontiguität und Analogie in Reanalyseprozessen. Tandemvortrag mit Dr. Richard Waltereit (Newcastle University). Graduiertenkolleg 1808, Eberhard Karls Universität Tübingen, 29.10.2015.
  • Micro-level changes in Romance Reflexive Constructions: Formal analogy, semantic contiguity and referential identity.Vortrag auf der "13th International Cognitive Linguistics Conference (ICLC-13)“, Northumbria University, 25. Juli 2015.
  • The dynamics of Romance reflexive constructions: semantic contiguity, formal analogy and iconicity. Vortrag auf dem “Tenth International Symposium on Iconicity in Language and Literature”, Eberhard Karls Universität Tübingen, 28. März 2015.
  • Implicatures and Inferences: (Hearer-) Strategies in Everyday Language and Language Change? Vortrag auf der Graduiertentagung des Graduiertenkollegs 1808 zum Thema „Ambiguität und Strategie”, Blaubeuren, 06.02.2015 (gemeinsam mit Gesa Schole).
  • Implikaturen und Inferenzen – (Hörer-)Strategien in Sprachgebrauch und Sprachwandel. Vortrag im Forschungskolloquium der germanistischen Linguistik, Eberhard Karls Universität Tübingen, 07.01.2015.
  • Semantische Ambiguität als Trigger in Sprachwandelphänomenen. Vortrag im Kolloquium des Graduiertenkollegs 1808, Eberhard Karls Universität Tübingen, 30.10.2014.

 

Publikationen

  • Schole, Gesa; Carolin Munderich (angenommen): “Are Hearer Strategies Strategic? Relevance Theory and the Strategicness of Hearer Action in Everyday Language and Language Change.” Strategies of Ambiguity. Eds. Matthias Bauer & Angelika Zirker. London: Routledge.
  • Rohmann, Florian; Lisa Ebert, Elias Güthlein & Carolin Munderich (angenommen): “The Case of Epistemic Ambiguity and Its Strategic Production: Connecting Text and Cognition.” Strategies of Ambiguity. Eds. Matthias Bauer & Angelika Zirker. London: Routledge
  • Munderich, Carolin; Gesa Schole (2019): “Ambiguity without Ambivalence?” Ambivalenz in Sprache, Literatur und Kunst. Ambivalence in Language, Literature and Art. Hgg. Matthias Bauer, Frauke Berndt & Sebastian Meixner. Würzburg: Königshausen & Neumann. 91-118.

 

Lehre

  • WS 2015/16:
    • Tutorium „Einführung in die romanistische Sprachwissenschaft“, Universität Trier.
  • SoSe 2016:
    • Bachelor-Seminar "Relevanztheorie, sprachliche Dynamik und Chatkommunikation", Universität Trier.
  • SoSe 2018:
    • Bachelor-Seminar: "Wie funktionieren natürliche Dialoge und Chatkommunikation? Ansätze der Pragmatik", Universität Trier.