Uni-Tübingen

Prof. Dr. Jürgen Leonhardt

Lehrstuhl für Latinistik / Philisophisches Seminar

aktuell: Dekan der Philosophischen Fakultät

 

Kontakt

juergen.leonhardtspam prevention@uni-tuebingen.de

Keplerstr. 2
72074 Tübingen

Tel. +49 7071 29 77964

 

Zum GRK Ambiguität

Auf die Erforschung der Ambiguität kam ich durch Aristoteles. Bei einer berühmten und in der Forschung seit 150 Jahren unendlich oft behandelten Stelle seiner Poetik kommt es entscheidend darauf an, ob man die Wendung „die eine – die andere“ parallel oder kreuzweise auf die beiden zuvor genannten Hauptbegriffe bezieht. Sprachlich ist im Griechischen wie im Deutschen prinzipiell beides möglich und das gab mir den Anlass, sowohl die sprachlichen Rahmenbedingungen als auch den für das Verständnis wichtigen Kontext in einer eigenen Monographie zu behandeln (Leonhardt 1991). Mit der Erfahrung dieser Analysen begegne ich Ambituitäten in der gesamten antiken, aber auch neulateinischen Literatur, wobei für einen Forscher im Bereich der „distanten historischen Kulturen“ besonders wichtig ist, zwischen den tatsächlichen Ambiguitäten der Aussage und den Ambiguitäten, die sich durch Distanz ergeben, zu unterscheiden.

 

Biographie

Nach dem Studium der Musikwissenschaft und der Klassischen Philologie in Tübingen und München erfolgte 1985 die Promotion an der Universität München. Mit einem Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft folgte im Jahr 1994 die Habilitation an der Universität München. Jürgen Leonhardt war von 1994-1997 Professor für Latinistik an der Universität Rostock, dann 1997 - 2004 Professor für Latinistik an der Philipps-Universität Marburg. Seit 2004 ist er an der Eberhard Karls Universität in Tübingen tätig, seit 2010 als Dekan der aus der Vereinigung der geisteswissenschaftlichen Fakultäten hervorgegangenen Philosophischen Fakultät. Er ist Ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Erfurter Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften.

 

Forschung

Die Kernforschungsbereiche von Jürgen Leonhardt sind die klassischen lateinische Literatur, die Wirkungsgeschichte der lateinischen Sprache und Kultur in Europa und die neulateinischen Literatur. Besondere Interessen liegen bei der Philosophie in Rom mit Schwerpunkt auf Cicero, bei der lateinischen Metrik sowie bei der Untersuchung von Latein als Weltsprache und Wissenschaftssprache von der Antike bis heute.

 

Lehre

Während der Amtszeit als Dekan wird der Lehrstuhl vertreten.

 

Weitere Aktivitäten

Gemeinsam mit Anja Wolkenhauer (Tübingen), Manfred Pfisterer (München) und Marc Föcking (Hamburg) gibt Jürgen Leonhardt die Wolfenbütteler Renaissance-Mitteilungen (WRM) heraus. Die Zeitschrift erscheint im Auftrag des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Renaissanceforschung. Ferner ist Jürgen Leonhardt Mitglied im Editorial Board der Rivista di Cultura Classica e Mediovale, Urbino.

 

Publikationen

Monographien:

  • Leonhardt, Jürgen (2009-2016). Latein: Geschichte einer Weltsprache. München: Beck 2009, 2. Aufl. 2011. (frz. Ausgabe: La grande histoire du latin: Des origines à nos jours. Paris: CNRS Editions 2010. Überarbeitete und erweiterte eng. Ausgabe Latin: Story of a World Language, Cambridge/ Massachusetts: Harvard University Press 2013.)
  • Leonhardt, Jürgen (1999). Ciceros Kritik der Philosophenschulen. München: Beck. (Kap. 1-3 der Habilitationsschrift Zwischen Tusculanum und Forum. Zwei Studien zur Verbindung von Rhetorik, Philosophie und Politik bei Cicero)
  • Leonhardt, Jürgen (1991). Phalloslied und Dithyrambos. Aristoteles über den Ursprung des griechischen Dramas. Heidelberg: Winter.
  • Leonhardt, Jürgen (1989). Dimensio syllabarum: Studien zur lateinischen Prosodie- und Verslehre von der Spätantike bis zur frühen Renaissance: Mit einem ausführlichen Quellenverzeichnis bis zum Jahr 1600. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.

Herausgeberschaften:

  • Leonhardt, Jürgen; Barbara Bauer (Hgg.) (2000). Triumphus divi Michaelis Archangeli Bavarici (München 1597 – Triumph des heiligen Michael: Einleitung, Text, Übersetzung, Kommentar. Regensburg: Schnell und Steiner.

Artikel:

  • Leonhardt, Jürgen (2015). „Latein zwischen Klassizität, Geschichte und Gegenwart.“ Geisteswissenschaften heute. Die Sicht der Fächer. Hg. Dieter Lamping. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag. 221-251.
  • Leonhardt, Jürgen (2013). „Humanistisches Weltwissen: Die Lectionum antiquarum libri des Caelius Rhodiginus.“ Collectors’ Knowledge: What Is Kept, What Is Discarded. Aufbewahren oder wegwerfen: Wie Sammler entscheiden. Hgg. Anja Silvia Goeing, Anthony T. Grafton & Paul Michel. Leiden/Boston: Brill. 194-208.
  • Leonhardt, Jürgen (2008). “Classics as Textbooks. A study of the Humanist Lectures on Cicero at the University of Leipzig, ca. 1515.” Scholarly Knowledge: Textbooks in Early Modern Europe. Eds. Emidio Campi, Simone De Angelis, Anja-Silvia Goeing & Anthony T. Grafton. Genf: Droz. 89-112.

 

Eine aktuelle Liste sämtlicher Publikationen findet sich hier.