Aktuelles
14.04.2025
Wie leichtere Matheaufgaben Schüler:innen motivieren
Laut einer aktuellen Studie eines Teams, dem auch der Bildungsforscher und LEAD-Mitglied Allan Wigfield angehört, bevorzugen Schüler:innen längere Mathematikaufgaben, die neben schwierigerem Material auch leichtere Fragen enthalten, anstelle von kürzeren, ausschließlich schwierigen Aufgaben.
Artikel im Original publiziert von der University of Maryland, gekürzte und bearbeitete Version
Wie können wir Schüler:innen dabei unterstützen, Mathematik besser zu lernen und auch schwierige mathematische Aufgaben zu bearbeiten?
Eine neue Studie gibt darauf Antworten: Indem eine Aufgabe nicht nur schwierige Fragen enthält, sondern auch einfache Fragen. Das hilft dabei, dass Schüler:innen Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewinnen, und motiviert, die schwierigeren Fragen mit größerer Genauigkeit zu bearbeiten. Dieses Konzept ist als „remembered success effect" ("Effekt des erinnerten Erfolgs“) bekannt. Die Studie wurde als eine der bedeutendsten Bildungsstudien des Jahres 2024 eingestuft.
Das Forschungsteam, zu dem der emeritierte UMD-Professor und LEAD-Mitglied Allan Wigfield gehörte, untersuchte, wie 281 Drittklässler und 289 Sechstklässler auf das schwierige mathematische Material und die Abfolge der leichteren Aufgaben während der Aufgabe reagierten. Die Schüler:innen bearbeiteten eine kurze Aufgabe mit zehn schwierigen Problemen und eine längere Aufgabe mit zehn schwierigen Problemen und fünf zusätzlichen leichteren Fragen. Die Studienteilnehmenden wurden in Unterkategorien eingeteilt, in denen sie die fünf weniger schwierigen Aufgaben an unterschiedlichen Abschnitten – am Anfang, in der Mitte oder am Ende der Aufgabe – erhielten. Am Ende des Experiments wurden die Schüler:innen befragt, ob sie die „erweiterte“ Matheaufgabe oder eine kürzere Aufgabe bevorzugen.
Einfache Fragen ergänzen für mehr Motivation für Mathematik
Die Ergebnisse zeigten, dass die Reihenfolge wenig bis gar keinen Einfluss auf die Präferenzen der Schüler:innen hatte, aber beide Altersgruppen die längere Aufgabe mit mehr Erfolgschancen der kürzeren Aufgabe vorzogen. „Schon vor der Pandemie haben nationale Berichte gezeigt, dass die Ergebnisse in Mathematik rückläufig waren“, erklärte Wigfield. „Wir hoffen, dass diese Studie Lehrkräften eine Methode an die Hand gibt, um ihre Schüler:innen im Unterricht zu motivieren."
Wenn Schüler:innen mit schwierigen mathematischen Konzepten kämpfen, entscheiden sich Lehrkräfte manchmal dafür, ihnen nur leichtere Aufgaben zu geben, um Frustration zu vermeiden. Diese Tendenz kann es den Schüler:innen jedoch erschweren, zu schwierigeren mathematischen Konzepten vorzudringen. Indem sie stattdessen überwiegend schwierige Aufgaben mit einigen leichteren Aufgaben stellen, so Wigfield, können Mathematiklehrkräfte die Ergebnisse der Studie direkt nutzen. „Durch die Anwendung der Methodik des erinnerten Erfolgs können Lehrer den Schülern helfen, ein tieferes Verständnis von mathematischen Konzepten zu behalten“, sagte Wigfield, und fügt hinzu: „Natürlich ist dies die erste Studie mit Kindern, die den Effekt des erinnerten Erfolgs nachweist; wir untersuchen weiterhin, unter welchen Bedingungen dieser gut funktioniert.“
Publikation
Finn, B., Miele, D. B., & Wigfield, A. (2025). Investigating the remembered success effect with elementary and middle school students. Journal of Educational Psychology, 117(2), 308–335. https://doi.org/10.1037/edu0000846
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Pressekontakt
Rebecca Beiter
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