Uni-Tübingen

A 04

Die Entwicklung der Palast-RESSOURCENKULTUREN Syriens

Fachklassifizierung

Vorderasiatische Archäologie

Archäometrie

Projektleitung

Pfälzner, Peter, Prof. Dr.

Eberhard Karls Universität Tübingen

Institut für die Kulturen des Alten Orients (IANES)

Schloss Hohentübingen

Burgsteige 11

72070 Tübingen

Telefonnummer: 07071 29 78530

E-Mail-Adresse: peter.pfaelznerspam prevention@uni-tuebingen.de 

 

Pernicka, Ernst, Prof. Dr.

Universität Heidelberg

Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie GmbH

D5, Museum Weltkulturen

68159 Mannheim

Telefonnummer: 0621 293 8946

E-Mail-Adresse: ernst.pernickaspam prevention@cez-archaeometrie.de

DoktorandInnen

und Postdocs

Herdt, Simon, M.A.

SFB 1070 RessourcenKulturen

Gartenstr. 29

Raum 313

72074 Tübingen

Telefonnummer: 07071 29 73592

E-Mail-Adresse: simon.herdtspam prevention@uni-tuebingen.de

Das Teilprojekt beschäftigt sich mit der Bedeutung von Ressourcen für die sozialen und kulturellen Entwicklungen der Klein- und Mittelstaaten Syriens während der Mittleren und Späten Bronzezeit (2000–1200 v. Chr.). Die syrischen Palastsysteme oder „Palastökonomien“ sind bisher in der Forschung primär als ökonomisch funktionierende Haushalte definiert worden. Es soll in Unterscheidung dazu ergründet werden, wie diese Staaten Ressourcen auch zur Konstruktion kultureller Identität, politischer Ideologie und Macht, sozialer Integration, interregionaler Kommunikation und interner wie externer Netzwerke aktiv eingesetzt haben. Auf diese Weise soll das traditionelle Modell der „Palastwirtschaft“ durch das neu zu erarbeitende Modell der „syrischen Palast-RessourcenKulturen“ ersetzt werden. In der ersten Förderphase des Teilprojektes stand die Ressource Gold im Mittelpunkt der Untersuchung. Ihre konstituierende Rolle und Bedeutung für die Palastsysteme wurde durch eine archäologische und philologische Analyse herausgearbeitet. Dabei wurde ersichtlich, dass kein eindeutig verschwenderischer Verbrauch (conspicuous consumption) von Gold in Syrien im 2. Jtsd. v. Chr. feststellbar ist weil die quantitative Verfügbarkeit dieser Ressource dafür nicht ausreichte. Im Gegenteil ist ein sparsamer, sehr gezielter und multimodaler Einsatz von Gold zu beobachten. Gold diente zur Verstärkung der Aussagekraft politischer Repräsentation, Kommunikation und Legitimation und war somit eine hochrangige, systemrelevante Ressource. Gold war zentraler Bestandteil eines umfangreichen, technologische, soziopolitische, symbolische und kulturelle Komponenten verbindenden RessourcenKomplexes innerhalb der Palast-RessourcenKulturen Altsyriens. Ein weiteres Ergebnis der ersten Förderperiode bestand in der Erkenntnis, dass die Ressource Gold eng mit den RessourcenKomplexen Silber und Bronze in den Palastsystemen verbunden war. Dies ist sowohl funktional wie technologisch zu belegen. Beispielsweise weisen zahlreiche Goldobjekte aus Qaṭna sehr hohe Silberkonzentrationen auf, was auf ein absichtliches Vermischen von Gold mit kupelliertem Silber oder auf eine Beschichtung von Silberobjekten mit Gold hinweist. In der zweiten Förderphase sollen deshalb die RessourcenKomplexe Silber und Bronze in das Zentrum der Untersuchungen gerückt werden. Zu diesem Zweck hat das Projekt auch einen zweiten, archäometrisch ausgerichteten Schwerpunkt erhalten, um in umfassender Weise untersuchen zu können, wie die genannten RessourcenKomplexe technologisch und kulturell miteinander verknüpft waren. In der kulturwissenschaftlichen Untersuchung sollen die archäologischen und philologischen Quellen aus Qaṭna und vergleichend dazu diejenigen aus den anderen großen mittel- bis spätbronzezeitlichen Palastzentren Syriens (Ebla, Mari, Ugarit, Byblos, Kamid el-Loz) ausgewertet werden, um die Kontexte, die Funktionen und die sozio-politische Bedeutung von Bronze- und Silberobjekten in den Palästen zu erforschen. In der begleitenden archäometrischen Untersuchung sollen Silber- und Bronzeobjekte, und zudem Gold-Silber Legierungen mittel- und spätbronzezeitlicher Fundobjekte aus Qaṭna, deren Proben sich in großer Anzahl (ca. 500 Stück) in Tübingen befinden, geochemisch und metallographisch untersucht werden. Aus der engen Verzahnung beider Untersuchungsstränge soll ein neues Verständnis der RessourcenKomplexe Silber und Bronze in den altsyrischen Palast-RessourcenKulturen erreicht werden. In Form von Workshops sollen diese Ergebnisse mit denjenigen zu den Gold-RessourcenKomplexen aus der ersten Förderphase verglichen werden. Auf dieser Basis soll ein neues Bild der soziopolitischen Rolle und der kulturellen Bedeutung der Metalle in den Palästen Altsyriens entstehen.