Uni-Tübingen

C 04

Religiöse Rede als Ressource in Süd- und Zentralasien. Unterweisung, Medialisierung und Kommerzialisierung

Fachklassifizierung

Ethnologie

Theologie

Projektleitung Conrad, Ruth, PD Dr.

Humboldt-Universität zu Berlin

Theologische Fakultät

Institut für Praktische Theologie

Unter den Linden 6

10099 Berlin

Telefonnummer: 030 2093 5933

E-Mail-Adresse: ruth.conradspam prevention@hu-berlin.de

 

Hardenberg, Roland, Prof. Dr.

Goethe-Universität Frankfurt

Frobenius Institut

Norbert-Wollheim-Platz 1

60629 Frankfurt am Main

Telefonnummer: 069 798 33052

E-Mail-Adresse: hardenbergspam prevention@em.uni-frankfurt.de

DoktorandInnen

und Postdocs

Ojha, Deepak Kumar, Dr.

Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung
Goethe-Universität
Norbert-Wollheim-Platz 1

60323 Frankfurt am Main

Telefonnummer: 0151 75870616

E-Mail-Adresse: ojha@em.uni-frankfurt.de

 

Taalaibekova, Gulniza, M.A.

Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung

Goethe-Universität

Norbert-Wollheim-Platz 1

60323 Frankfurt am Main

Telefonnummer: 069 798 33241

E-Mail-Adresse: taalaibekovaspam prevention@em.uni-frankfurt.de

 

Schäfer, Sophia Margarethe

Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung
Goethe-Universität
Norbert-Wollheim-Platz 1

60323 Frankfurt am Main

E-Mail-Adresse: soschaefspam prevention@em.uni-frankfurt.de

Das Teilprojekt verfolgt das Ziel, den Einsatz, die Bedeutung und die Wirkung religiöser Ressourcen in verschiedenen Gemeinschaften Süd- und Zentralasiens zu untersuchen. Generell soll das Projekt einen Beitrag zur ‚Ritualökonomie‘ leisten, also die übliche Trennung der Sphären von Ökonomie und Religion hinterfragen und die vielfältigen Überschneidungen ökonomischer sowie religiöser Wissensformen, Aktivitäten, Räume und Objekte aufzeigen. Im Fokus der ersten Projektphase standen die religiösen Ressourcen, die verschiedene Institutionen benötigen, um zu entstehen, sich zu erhalten und zu verändern. Untersucht wurden das in Moscheen und Madrassen verbreitete religiöse Wissen (ilim) im islamischen Kyrgyzstan, die im Groß-Tempel Jagannathas produzierte, distribuierte und konsumierte heilige Speise (mahaprasad) der Hindus im indischen Puri und die zahlreichen Stiftungen (waqf) des bedeutenden shiitischen Schreins von Imam Reza im iranischen Mashhad.

In der zweiten Projektphase steht eine andere religiöse Ressource im Mittelpunkt der Forschung, die in den verschiedenen Religionsgemeinschaften Süd- und Zentralasiens von zentraler Bedeutung ist: die religiöse Rede. Darunter werden öffentliche orale Performanzen verstanden, die sich meist auf sakrale Texte beziehen und eine transformierende Wirkung auf die Zuhörerschaft anstreben. Die bisherigen Forschungen haben gezeigt, dass religiöse Reden als Ressource eine entscheidende Rolle bei der Entstehung, dem Erhalt und der Veränderung religiöser Institutionen Süd- und Zentralasiens spielen. In Kyrgyzstan werden in der ersten Fallstudie neben den religiösen Diskursen der Laien vor allem die Reden der Geistlichen (Imame) in den Moscheen der Hauptstadt sowie bei Großveranstaltungen der Religionsstiftungen im Mittelpunkt der Forschung stehen. Im indischen Odisha sind in zwei weiteren Fallstudien die religiösen Reden von Vertretern verschiedener religiöser Institutionen Gegenstand der Untersuchungen. In allen drei Fallstudien sind religiöse Reden Teil von RessourcenKomplexen, die Bildung, Texte, Medien, Orte, Netzwerke etc. umfassen. Die spezifischen Dynamiken dieser RessourcenKomplexe ergeben sich, so die Hypothese, in allen drei Fällen aus dem Zusammenhang von religiöser Unterweisung, Medialisierung und Kommerzialisierung. In der ersten Projektphase hat sich gezeigt, dass in Indien und Kyrgyzstan religiöse Redner häufig das Ziel verfolgen, durch ihre Unterweisungen – begleitet von unterschiedlichen Performanzen – zur Konversion, Erweckung oder religiösen Revitalisierung von Einzelnen oder ganzen Gruppen beizutragen. Dies wiederum geschieht durch den Einsatz verschiedener Medien, in der Vergangenheit vor allem durch Texte, heutzutage verstärkt mit Hilfe des Internets sowie audio-visueller, sozialer oder digitaler Medien. Diese Medialisierung verweist auf die materielle Dimension religiöser Reden, die als Broschüren, Zeitschriftenbeiträge, Bücher, Kassetten, Videos, CDs, DVDs und Internetstreams verbreitet, gekauft und konsumiert bzw. im Internet werbewirksam eingesetzt werden. Damit rücken auch die transnationalen Verbreitungswege religiöser Reden zwischen Europa, USA, Saudi-Arabien und den Ländern Süd-und Zentralasiens in das Blickfeld der Untersuchung. Diese Kommodifizierung und Kommerzialisierung von religiösen Reden auf realen und virtuellen Märkten wird in allen drei Fallstudien erforscht. In Bezug auf die Erweiterung des Untersuchungsfelds ‚religiöse Ressourcen‘ auf Reden ist es ferner zielführend, in der zweiten Phase die ethnologische Herangehensweise im Teilprojekt durch theologische Expertise interdisziplinär zu erweitern.

Religiöse Rede als Ressource

Ein Film von Deepak Kumar Ojha

Gebrauch und Bedeutung der Satsang durch Shankaracharya im Govardhan Peetham in Puri

Religiöse Rede wird in der Stadt als 'satsang' bezeichnet und stellt eine kultur-spezifische Praktik dar, die Glücksgefühle und mentalen Frieden bringt, Stress reduziert und Konfliktpotential zwischen Menschen beseitigt. Dieser Science Clip zeigt eindrücklich die satsang Reden der Shankaracharya des Govardhan Peetham, eines der ältesten Klosteranlagen von Puri und dessen Einfluss auf das soziale Leben der Anhänger. Der Clip erlaubt einen kurzen Einblick, wie die satsang auf verschiedene Medien, wie CDs, DVDs und Bücher übertragen werden und trägt zur Beziehung zwischen spirituellen Führern und Schülern und Institutionenbildung bei.

Um den Film zu sehen, klicken Sie bitte hier.