Uni-Tübingen

Projektbereich B. Bewegungen

Ressourcen und Raumerschließung

Der Projektbereich B. Bewegungen behandelt die Rolle von Ressourcen im Kontext von Prozessen der Erschließung und Besiedlung von Räumen, wobei Ressourcen als zentraler Ausgangspunkt diskutiert werden.

Im Mittelpunkt stehen vor allem die ressourcenbezogenen Bedingungen der Raumaneignung; darin eingeschlossen sind aber auch die Abläufe, weitere sozio-kulturelle Entwicklungen im erschlossenen Gebiet sowie symbolische Dimensionen der jeweils relevanten Ressourcen.


B 01: Prof. Dr. Harald Floss/Prof. Dr. Nicholas Conard

Variabilität der Ressourcennutzung. Raumerschließung durch späte Neandertaler und frühe anatomisch moderne Menschen in Europa

Im Mittelpunkt des Teilprojektes stehen Ressourcen später Neandertaler und früher anatomisch moderner Menschen in Europa. Das Projekt untersucht an dieser menschheitsgeschichtlich entscheidenden Scharnierstelle am Beispiel materieller und immaterieller Ressourcen in diachroner Perspektive Kontinuitäten und Brüche menschlichen Verhaltens vor dem Hintergrund der Einwanderung des Homo sapiens nach Europa und dem Aufeinandertreffen mit ‚indigenen‘ Neandertalern. Eine wichtige Veränderung am Beginn des Jungpaläolithikums stellt das vermutlich erstmalige Aufkommen von figürlicher Kunst und anderen Innovationen im symbolischen Bereich dar, mit der sich das Teilprojekt in der dritten Antragsphase beschäftigt.


B 02: Prof. Dr. Thomas Knopf/Dr. Peter Kühn/Prof. Dr. Thomas Scholten

Ressourcennutzung in Gunst-/Ungunsträumen

Im Fokus des Teilprojektes steht die Erforschung der Ressourcenerschließung in naturräumlichen Gunst- und Ungunsträumen aus archäologischer sowie archäopedologischer Perspektive. Zentral für die Forschungen ist die Frage nach der Siedlungs- und Landnutzungsdynamik. Durch die interdisziplinäre Analyse von Böden, insbesondere Kolluvien und deren archäologischem Kontext werden Siedlungs- und Landnutzungsdynamiken und damit verbunden, potenzielle Bewegungen von Menschen (etwa in Form von Siedlungsverlagerungen) entschlüsselt. Den Schwerpunkt der dritten Förderphase bildet eine Übergangszeit von Gunst zu Ungunst in ein und demselben Raum (hier: Hochdorf/Enz), um die zeitliche Dynamik von Besiedlung und Landnutzung besser zu verstehen.


B 03: Prof. Dr. Sigrid Hirbodian/PD Dr. Lukas Werther

Ressourcenerschließung und Herrschaftsräume im Mittelalter: Klöster und Burgen

Burgen und Klöster werden als Ressourcen adliger Herrschaftsbildung im Hoch- und Spätmittelalter untersucht. In der ersten Förderphase standen dabei schwerpunktmäßig die ökonomischen und spirituellen Ressourcen mittelalterlicher Klöster und des mit ihnen interagierenden Adels in Oberschwaben im Zentrum, in der zweiten Phase waren es Burg und niederadlige Herrschaftsbildung zwischen Rems, Fils und Donau. In der dritten Phase wird das Zusammenspiel von Burg und Kloster systematisch und vergleichend betrachtet, um sozio-kulturelle, räumliche und zeitliche Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Veränderungen der daran geknüpften RessourcenGefüge und RessourcenKulturen herauszuarbeiten.


B 04: Prof. Dr. Richard Posamentir/Prof. Dr. Natascha Mehler

Ressourcensuche als Auslöser von ‚Kolonisationsprozessen‘?
Ursachenforschung zu fragmentierten bzw. neuzeitlichen Kolonisationsphänomenen

Ressourcen haben bei Überlegungen zu den Ursachen von Migrationsbewegungen in der Antike oft eine wichtige Rolle gespielt: vor allem ging es dabei um materielle Ressourcen wie Land, Korn oder Metalle. Diesen nach ökonomischen Gesichtspunkten definierten Ressourcenbegriff gilt es in dem Teilprojekt aufzubrechen, bzw. den Aspekt der kulturellen Wertzuschreibung in den Vordergrund zu stellen. Vergleichende Untersuchungen zweier geographischer Räume mit unterschiedlichen Voraussetzungen sollen helfen, ein überholtes Ressourcenverständnis durch eine differenziertere Betrachtung zu ersetzen.


B 05: Prof. Dr. Thomas Schäfer

Kolonisierung? Imperialismus? Provinzialisierung? Ressourcen zwischen Konflikt und Integration im phönizisch-punischen Westen des 1. Jahrtausends v. Chr.

Das Teilprojekt untersucht sozio-kulturelle Dynamiken, die durch das Ausgreifen der Phönizier von der Levanteküste in den zentralen und westlichen Mittelmeerraum im 1. Jt. v. Chr. ausgelöst wurden. Die Erschließung von Rohstoffvorkommen im Westen führte zur Gründung zahlreicher phönizischer Niederlassungen unterschiedlicher Größe, Qualität und Lebensdauer. Es entwickelten sich ausgeprägte, lokal differenzierte Komplexe um mineralische und landwirtschaftliche Ressourcen, die in einem gesamtmediterranen, maritimen Netzwerk mit hoher Konnektivität miteinander verbunden waren.


B 06: Prof. Dr. Jörg Baten/Dr. Marta Díaz-Zorita Bonilla

Mensch und Ressourcen in der Bronze- und Eisenzeit – Anthropologische und bioarchäologische Analysen zur Nutzung von Nahrungsressourcen und Detektion von Mobilität

In diesem Teilprojekt wird untersucht, wie Menschen Nahrung und Gesundheit als Ressourcen erwarben, nutzten und in Wert setzten. Anthropologische und bioarchäologische Analysen von Skelettfunden erlauben die Betrachtung von maritimen und nicht-maritimen Gesellschaften in Vorgeschichte und Frühmittelalter, weil die Nutzung von Nahrungsressourcen spezifische Spuren in deren Knochen hinterließ. Zudem wird analysiert, welchen Einfluss die Migrationsmuster und die Adaptation der betrachteten Gesellschaften auf diese ernährungs- und gesundheitsspezifischen RessourcenKulturen hatten.


B 07: Prof. Dr. Peter Pfälzner/Prof. Dr. Thomas Scholten

Eine Jagd nach Rohstoffen? Raummodelle in den RessourcenKulturen der nördlichen Peripherie Mesopotamiens

Das Teilprojekt untersucht die wesentlichen Ressourcen der nördlichen Rand- bzw. Nachbarregionen Mesopotamiens in einem diachronischen Ansatz. Für die dritte Förderperiode des SFB 1070 sollen durch eine Reihe von räumlichen Analysen die Relationen zwischen den Ressourcen modelliert und visuell dargestellt werden. Hierzu werden nacheinander und aufeinander aufbauend verschiedene methodische Tools eingesetzt: Wassermodellierungen, Bodenmodellierungen, Wegemodellierungen, Siedlungs- modellierungen, Landschaftsmodellierungen und schließlich die Modellierung von RessourcenKulturen.