Bericht von Prof. Dr. Astrid Franke und Nicole Hirschfelder, Dr. des.
Vom 7.-9. November 2013 veranstaltete das SFB 923-Teilprojekt C03 „Multiple Bedrohungen in amerikanischen Rassenbeziehungen nach 1945“ den Workshop „Ungerechte Ordnungen: The Structure and Dynamics of Inequality.“ Die Gruppe der Vortragenden des Workshops setzte sich sowohl aus nationalen als auch aus internationalen WissenschaftlerInnen verschiedener Fachdisziplinen zusammen. Ziel des Workshops war es, besonders jene Ordnungen in den Blick zu nehmen, welche Ungerechtigkeit und Ungleichheit strukturieren. Diese Perspektive erlaubte es, die, vor allem im allgemeinen Sprachgebrauch vorhandene, positive Konnotation des Wortes „Ordnung“ kritisch zu hinterfragen.
Prof. Dr. Christa Buschendorf (Amerikanistik, Frankfurt) eröffnete den Workshop mit ihrem Vortrag zu Pierre Bourdieus Konzept von symbolischer Gewalt. Anhand eines literarischen Beispiels zeigte sie, auf welch subtile und komplexe Weise Ungleichheit Ausdruck findet und somit Machtverhältnisse von allen Akteuren bewusst und unbewusst perpetuiert werden.
Am zweiten Tag des Workshops wurden verschiedene „ungerechte Ordnungen“, aber auch darin typische Wirkungsmechanismen und Strukturen in Vorträgen vorgestellt, analysiert und anschließend auf der theoretischen und ggf. historischen Grundlage diskutiert.
Dr. Birte Christ (Gießen) setzte sich in ihrem Vortrag anhand literarischer und kulturwissenschaftlicher Beispiele kritisch mit dem Forschungsfeld der Poverty Studies auseinander und zeigte zudem Parallelen zu Problemstellungen aus den Gender Studies, die sich mit der Geschlechterordnung beschäftigen, auf.
Julie Ann McMullin (PhD) (Canada) beschäftige sich mit soziologischen Fragestellungen zu Ungleichheit im Allgemeinen und legte in diesem Zusammenhang besonderes Augenmerk auf die Differenzkategorie „Lebensalter.“ Sie machte deutlich, dass die Wirkmächtigkeit dieser Kategorie bislang weitestgehend unterschätzt wird.
Der Historiker Eric Arnesen (PhD) (Washington) lieferte in seinem Vortrag einen umfassenden Überblick über die Geschichte von Rassismus in den USA und verwies auf die ökonomischen Auswirkungen dieser Ungerechtigkeit, welche bis heute nachwirken. Um dies aufzuzeigen, zog er als Fallbeispiel die Ereignisse nach Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005 heran.
Nicole Hirschfelder (Tübingen) setzte sich anhand des historischen Falles des Bürgerrechtlers Bayard Rustin mit der Frage auseinander, wie Ungleichheit soziale Gefüge durchdringt. Ausgehend von Rustins vermeintlichem Einzelschicksal wurde deutlich, dass es sich bei Unterdrückung innerhalb unterdrückter Gruppen um ein soziales Phänomen handelt und somit Macht eine zentrale Position zukommt.
Tübingen, den 5. Dezember 2013