Wir befinden uns mitten in einem wissenschaftskommunikativen Paradigmenwechsel: von Erklärung und Wissensvermittlung zu Dialog und Beteiligung. Forscherinnen und Forscher sind immer stärker in den Dialog und die Vertrauensbildung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft eingebunden. Lange Zeit wurde die Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnis in die Öffentlichkeit als Aufgabe des Journalismus erachtet, dann begannen die Kommunikationabteilungen wissenschaftlicher Einrichungen eigene Formate zu entwickeln. Schließlich ergaben sich im Zuge des tiefgreifenden Medienwandels immer mehr Möglichkeiten für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eigene Forschung direkt zu kommunizieren – zunehmend auch in globaler Perspektive und Vernetzung. Heute wird moderne Wissenschaftskommunikation zudem nicht mehr nur als Informationsweitergabe verstanden: Es gilt, einen proaktiven Dialog mit der Gesellschaft zu etablieren, der die Potenziale eines wechselseitigen Austauschs zum beiderseitigen Nutzen auslotet und eine stärkere Zusammenarbeit institutionalisiert. Für ein gelingendes Public Engagement ist deshalb ein langfristiges Engagement nötig, das durch zugängliche, aufsuchende und einladende Aktivitäten Vertrauen aufbaut und in einem kontinuierlichen Empowerment Verbindungen mit neuen Interaktionsgruppen ermöglicht.
Dementsprechend zielt die Arbeit am Forschungszentrum darauf ab, Diskursräume zu eröffnen und zu untersuchen, die einer Vielzahl von Teilnehmenden mit diversen Hintergründen die informierte Auseinandersetzung mit Wissen im Allgemeinen und wissenschaftlichem Wissen im Besonderen ermöglichen. Wie können Veranstaltungen aussehen, die voraussetzungsvolle und konfliktaffine Dialoge ermöglichen? Wie können Dialogräume aussehen, die nicht nur bereits wissenschaftsaffine Menschen erreichen? Wie stehen wissenschaftliche und praktische Wissensformen in Bezug zueinander? Wie können epistemische Ungerechtigkeiten reduziert werden? Wie können epistemische Konflikte ohne „Spaltung“ und „Polarisierung“ ausgetragen werden?