Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

02.04.2020

Sollten wir Krieg führen gegen Corona?

Blog Beitrag von Dr. Marcel Vondermaßen zu problematischen Kriegsmetaphern

Politiker*innen, Journalist*innen, und auch Wissenschaftler*innen greifen dieser Tage gerne auf die Kriegsmetapher zurück, wenn es darum geht die Anstrengungen zu beschreiben, die jetzt gegen das neuartige Corona-Virus nötig sein werden: „Sars-CoV-2 ist unser gemeinsamer Feind. Wir müssen diesem Virus den Krieg erklären. Das bedeutet, dass die Länder die Verantwortung haben, mehr zu tun, sich zu rüsten und sich zu verstärken.“ (António Guterres in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung, 15.03.2020) Auf den ersten Blick scheint diese drastische Wortwahl sinnvoll, betrachtet man die Einschränkungen und Umstellungen, die uns diese Pandemie aufzwingt. Die meisten, die diese Aussagen tätigen, tun dies in guter Absicht: Es soll der Ernst der Lage beschworen und die Notwendigkeit betont werden, gegen eine Bedrohung von außen zusammenzustehen. Doch ein Fokus auf Kriegsmetaphern verhindert, dass wir den gesellschaftlichen Blick auf jene Werte legen, die zur Bewältigung der Krise unverzichtbar sind: Eigenverantwortung, Fürsorge, Empathie.

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