Institut für Erziehungswissenschaft

Kurzbeschreibungen Workshops (work in progress)

Workshop 1:  Nicht neutral. Professionelle Positionierung im Kontext von Neutralitätsforderungen
Jana Sämann (Universität Siegen) 
Nicht neutral. Professionelle Positionierung im Kontext von Neutralitätsforderungen
In der Debatte um (vermeintliche) Neutralitätsverpflichtungen weisen Akteur*innen der Fachpraxis ‚Neutralität‘ als einen zugeschriebenem Anspruch zurück. Dennoch ist eine Konjunktur von Neutralitätspostulaten zu beobachten, welche nicht mehr nur von extrem rechten, sondern auch von konservativen Parteien vorgetragen werden. Im Anschluss an den Input zum ‚Mythos Neutralitätsgebot‘ wird es in diesem Workshop darum gehen, sich über eigene Erfahrungen mit und Perspektiven auf Neutralitätsforderungen auszutauschen. Anhand von Beispielen, in denen Interventionen gegen Jugendverbände und Einrichtungen der Jugendarbeit skizziert sind, werden Möglichkeiten und Herausforderungen von Positionierungen erarbeitet. Ziel ist es, mit einer kritischen Perspektive auf die Forderung nach ‚Neutralität‘ reagieren zu können und dabei theoretische, professionspolitische, sozialrechtliche und/oder trägerspezifische Begründungen einer positionierten Jugendarbeit aufzurufen.

Jana Sämann ist Erziehungs- und Bildungswissenschaftlerin, M.A., an der Universität Siegen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen politische Bildung in den Handlungsfeldern der Jugendarbeit sowie Anrufungen, Interventionen und Neutralitätsforderungen in der Jugend(bildungs)arbeit.

Workshop 2: Über das Ringen mit der Offenheit im Kontext rechter Hegemonieansprüche - Zur Jugendarbeit mit rechten Jugendlichen in den 1990er Jahren und der Entstehung des NSU
Lucia Bruns (Alice Salomon Hochschule Berlin)
Nach der Selbstenttarnung des rechtsterroristischen Netzwerkes „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) im Jahr 2011 rückte der Jugendclub „Winzerclub“ in Jena-Winzerla verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit. Mit Blick auf die Entstehungsgeschichte des NSU in den 1990er Jahren gilt der Club als wichtiger Treffpunkt rechter Jugendlicher. Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe verbrachten dort einen Teil ihrer Jugend. Trotz dieser brisanten Ausgangslage liegen nur wenige empirische Erkenntnisse über das sozialpädagogische Handeln der damaligen Fachkräfte im Winzerclub vor, eine umfassende Analyse der Jugendarbeit aus der Perspektive der Sozialen Arbeit steht bislang aus.
Der Workshop knüpft an diese Leerstelle an und rekonstruiert, anhand von Akten der damaligen Jugendarbeit Jena-Winzerla, den sozialpädagogischen Umgang mit rechten Jugendlichen im Winzerclub in den 1990er Jahren. Es wird gezeigt, dass ein starkes Postulat der Offenheit der Fachkräfte im Winzerclub auf autoritäre Ideologien und Hegemonieansprüche in Gestalt der rechten Jugendlichen trifft. Diskutiert wird, welche Rolle dem Konzept der akzeptierenden Jugendarbeit (Krafeld), der Vorgeschichte der Sozialen Arbeit in der DDR und der spezifischen Ostsozialisation der Fachkräfte für das sozialpädagogische Handeln in dieser Zeit zugesprochen werden kann. 

Workshop 3: Soziale Arbeit und politisches Engagement – Ein Denkraum
Miriam Burzlaff (Hochschule Neubrandenburg) 
Laut globaler Definition und ethischen Prinzipien (IFSW/IASSW 2014) ist – neben Ansätzen auf der Mikroebene – politisches Engagement als integraler Bestandteil Sozialer Arbeit zu verstehen: Sozialarbeitende sind dazu aufgefordert, sozialen Ungleichheiten und struktureller Diskriminierungen entgegenzuwirken sowie auf eine Realisierung von sozialer Gerechtigkeit (Social Justice) aktiv hinzuwirken. Doch was bedeutet dies konkret im professionellen Alltag? Wie gestaltet sich politisches Engagement in der Praxis – im Spannungsfeld zwischen u. a. professionellen Ansprüchen, institutionellen Rahmenbedingungen und aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen? Welche Herausforderungen können damit verbunden sein, und wie könnte diesen begegnet werden? Und, ganz grundsätzlich: Was beschäftigt diesbezüglich?
Dieser Workshop lädt dazu ein, sich mit Erfahrungen, Fragen und Überlegungen zum politischen Handeln in der Sozialen Arbeit auseinanderzusetzen. In einem offenen, kollegialen Denkraum reflektieren wir gemeinsam über Spannungsfelder, Grenzen und Möglichkeiten politischen Engagements in Kontexten Sozialer Arbeit. Ziel ist es, einen Raum für (Erfahrungs-)Austausch, kritische Perspektiven und neue Impulse zu schaffen.

Workshop 4: Antifeministische Angriffsstrategien und ihre Folgen am Beispiel von Angriffen auf CSDs und politisch linke, selbstverwaltete Einrichtungen der offenen Jugendarbeit
Lea Lochau (Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus, Amadeu Antonio Stiftung)
Antifeministische Angriffe durch Rechtsextreme steigen. CSDs, politische Gegner*innen oder die offene Jugendarbeit sind besonders systematisch betroffen.
In diesem Workshop haben Teilnehmende die Möglichkeit, in den Erfahrungsaustausch zu gehen, anhand praxisnaher und kommunaler Beispiele für Angriffsstrategien sensibilisiert zu werden und Handlungsmöglichkeiten kennenzulernen.

Workshop 5: Digitale Einflussnahme der Extremen Rechten in die offene Jugendarbeit - und Gegenstrategien
Hannes König (mobirex, LAGO-BW)
Anfeindungen, Diffamierungen und Hetze im digitalen Raum sind für die extreme Rechte längst fester Teil ihrer Strategie, politische Gegner*innen und Andersdenkende als Zielscheiben zu markieren. Aber auch Unterwanderung etablierter demokratischer Strukturen und Organisationen sind ausgemachter Teil der Strategie. Solche Angriffe gegen Errungenschaften und Grundwerte unserer Demokratie richten sich dabei auch immer gegen die Werte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und machen vor ihr nicht Halt. 
Im Workshop wird neben Beispielen und Erfahrungen solcher Angriffe vor allem gemeinsam der Frage nachgegangen, was mögliche Gegenmaßnahmen und Handlungsmöglichkeiten sind und wie die Offene Kinder- und Jugendarbeit und ihre Fachkräfte im Umgang damit gestärkt werden können.     
Hannes König ist Sozialpädagoge und Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit Baden-Württemberg (LAGO BW). Neben der Interessensvertretung für Offene Kinder- und Jugendarbeit verantwortet die LAGO unter anderem die Fachstelle mobirex, die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus und angrenzende Facetten Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in Baden-Württemberg anbietet. 

 Workshop 6: Antidiskriminierungsarbeit und Rechtsextremismusprävention? Ein Workshop zu Handlungsfähigkeit und Spielräumen im pädagogischen Kontext
Marjam Kashefipour und Lean Haug (adis e.V.)
Im ersten Teil des Workshops diskutieren wir im Gespräch mit Barbara Stauber, inwiefern Antidiskriminierungsarbeit auch Rechtsextremismusprävention ist. Was bedeutet alltägliche Antidiskriminierungsarbeit hinsichtlich Intersektionalität, Empowerment und Allyship/Verbündet sein in den aktuellen politischen Verhältnissen.
Im zweiten Teil eröffnen wir den Raum für Reflektion und Praxisaustausch der Teilnehmenden des Workshops. Der Fokus liegt auf den Fragen, wie umgehen und handlungsfähig bleiben bei steigendem Rechtsruck und der Normalisierung von rechten Narrativen in der eigenen Praxis. Wie handeln bei Diskriminierung, Entrechtung und Entsolidarisierung? Was hindert mich/was unterstützt mich handlungsfähig zu bleiben?
An konkreten Fallbeispielen machen wir das bereits Gelingende sichtbar und arbeiten an der Erweiterung von Handlungsstrategien und Möglichkeitsräumen.
Herzliche Einladung – Wir freuen uns auf euch und den Austausch! Wenn ihr Anliegen oder Bedarfe an den Workshop habt, gerne im Vorfeld melden.

Lean Haug arbeitet in der Trans*Beratung und Antidiskriminierungsberatung und qualifiziert zu den Themen Vielfalt von Geschlecht und sexueller Orientierung. Marjam Kashefipour macht am liebsten Diskriminierungskritische Organisationsentwicklung und arbeitet zum pädagogischen Umgang mit Diskriminierungserfahrungen. Beide haben in den letzten Jahren mit den Themen Demokratieförderung, Intersektionalität und Empowerment beschäftigt

 Workshop 7: Der 7. Oktober und seine Folgen - Erfahrungen und Methoden aus der antisemitismus- und rassismuskritischen Bildung
Tatjana Volpert (BildungsBausteine e.V.)
Wenn in Deutschland über den Nahostkonflikt gesprochen wird, dann führt dies oft zu heftigen, emotionalen und auf stark polarisierende Weise geführten Kontroversen. Besonders für pädagogische Fachkräfte ist das Besprechen des Nahostkonflikts im Moment der Eskalation herausfordernder denn je, insbesondere in Gruppen mit verschiedenen Positionierungen und Haltungen.
Oft kommt es zu antisemitischen und rassistische Aussagen und Handlungen, auf die im pädagogischen Alltag reagiert werden sollte.  
Im Workshop lernen die Teilnehmer*innen die Übung ALARM/ALERT kennen, die es ihnen ermöglicht, antisemitische und rassistische Positionen in Debatten über den Nahostkonflikt zu erkennen und mit deren Hilfe sie antisemitische und rassistische Projektionen von sachlicher Kritik unterscheiden können.

Tatjana Volpert ist Diplompädagogin und seit 25 Jahren in der politischen Bildungsarbeit tätig. Sie arbeitet hauptsächlich zu den Themen Antisemitismus, Rassismus und zu DDR / Ostdeutschland. Sie konzipiert dazu didaktisches Material und führt  Seminare mit Jugendlichen und Erwachsenen durch. Sie ist Mitherausgeber*in mehrerer pädagogischer Handreichungen des Berliner Vereins  BildungsBausteine e.V.