Institut für Sportwissenschaft

04.01.2021

Von Mehrperspektivität zu Meta-Reflexivität

Julia Hapke referiert als Hauptrednerin bei der DGfEplus-Tagung der Kommision Sportpädagogik zur Professionalisierung in der Sportlehrer*innenbildung

„Narrative zwischen Wissen und Können“ lautete der Titel der DGfE-Jahrestagung 2020 der Kommission Sportpädagogik, die von Prof. Dr. Roland Messmer und seinem Team der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW organisiert und vom 2.–4. Dezember 2020 aufgrund der gegenwärtigen Corona-Pandemie statt wie ursprünglich geplant in Basel/Muttenz als reines Online-Format durchgeführt wurde. Wissen und Können gelten als konstitutive Bestandteile der Ausbildung nicht nur von Schüler*innen, sondern auch von angehenden Lehrkräften. Gerade für das Fach Sport, in dem die Fachkultur von Körperlichkeit, Bewegung und sportlichem Können geprägt ist, scheint dies eine besondere Herausforderung zu sein.

Jun. Prof. Julia Hapke widmete sich in ihrem Hauptvortrag der Frage, wie diese Vernetzung von Wissen und Können auf Seiten angehender Sportlehrkräfte thematisiert, umgesetzt und erforscht werden kann – mit anderen Worten: wie Professionalisierung in der Sportlehrer*innenbildung gelingen kann. In einem nicht nur wissenschaftlichen, sondern auch „in hohem Maße persönlichen“ Vortrag skizzierte Julia Hapke ausgehend von biographischen Schlüsselerlebnissen in Studium und Promotion ihr Forschungsinteresse zu Fragen der Professionalisierung in der Sportlehrer*innenbildung. Vom fachspezifischen Bildungsauftrag herkommend, den sie mit den Schlagworten „Handlungsfähigkeit“ und „Mehrperspektivität“ beschrieb, stellte sie zunächst verschiedene fachübergreifende Professionalisierungsansätze der Bildungsforschung dar, die in der Sportdidaktik rezipiert werden.

Den Kern des Vortrags bildete der Ansatz der „Meta-Reflexivität“, welcher auf Prof. Colin Cramer (TüSE) zurückgeht, der sich mit Professionsforschung unter besonderer Berücksichtigung der Fachdidaktiken beschäftigt. Der komplexe Ansatz wurde im Vortrag fachspezifisch gewendet und dabei einerseits für die Ausbildung von angehenden Sportlehrkräften und andererseits für die Forschung zur Sportlehrer*innenbildung fruchtbar gemacht. Meta-Reflexivität könne sowohl als Ziel von Professionalisierung als auch als Heuristik für die Forschung zur Sportlehrer*innenbildung verstanden werden. In der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion wurde mit den virtuell anwesenden Tagungsteilnehmer*innen besprochen, inwiefern der Komplexität des Ansatzes begegnet werden könne und mit welchem Aufwand die konsequente Umsetzung von Metareflexivität in der Praxis verbunden wäre.

Insgesamt zeigte die Hauptvortragende im mit über hundert Teilnehmenden gut besuchten Online-Vortrag, wie der Standort Tübingen, v. a. durch die Kooperation mit der Tübingen School of Education, den Professionalisierungsdiskurs im Fach Sport innovativ voranbringen kann.

Bericht von
Brit Arnold & Sophie Engelhardt

Institut für Sportwissenschaft      
Arbeitsbereich: Bildungs- und Gesundheitsforschung im Sport / Fachdidaktik des Sports

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