Ammar Kamel
Sportart: Straßenradsport
Studiengang: Medizintechnik (Bachelor)
Als Ammar Kamel 15 Jahre alt war, weckte ein Onkel in ihm die Begeisterung für den Radsport. Ammar lebte zu dieser Zeit mit seinen Eltern und drei Geschwistern im syrischen Aleppo. In Syrien herrscht Bürgerkrieg, seit 2012 wird auch in Aleppo gekämpft. Zweimal zerstörten die Druckwellen von Bombenexplosionen alle Fensterscheiben in Ammars Elternhaus. Oft trainierte Ammar in einem Radstadion in Aleppo auf einer Strecke von 400 Meter – immer im Kreis. Bereits nach einem Training von anderthalb Jahre konnte sich Ammar 2014 den 5. Platz bei der Syrischen Jugendmeisterschaft sichern.
2015 wurde es in Ammars Heimatstadt Aleppo sehr gefährlich. Sein Vater war schon nach Deutschland geflohen, der Rest der Familie flieht nach Damaskus. Ammar fand eine unbeschädigte Strecke von einem Kilometer Länge und nahm sein Training wieder auf. Die Straße rauf und runter, immer wieder, manchmal mehr als 50-mal. Sein Ehrgeiz und seine Motivation zahlen sich aus: Bei den Syrischen Juniorenmeisterschaften gewann Ammar das Straßenrennen, kurz darauf wird er in die Nationalmannschaft aufgenommen.
Im Februar 2016 kann der Vater den Rest der Familie nach Reutlingen nachholen. Dort nahm Ammar Kontakt mit dem Trainer des TSV Betzingen auf. Mit einem viel zu kleinen Leihrad kommt er, völlig außer Form, zum Vereinstraining des TSV Betzingen, beeindruckte dennoch den Trainer und wurde vom Verein sehr gut unterstützt. 400-500 Kilometer trainierte Ammar pro Woche neben dem fleißigen Erlernen der deutschen Sprache. Bereits im September 2016 wechselte Ammar aufs Gymnasium in Reutlingen.
In die lokale Rennszene ist Ammar sehr gut integriert. Er erreichte mehrere Top-10-Platzierungen und steigt in die A-Klasse (höchste Amateurklasse) auf. Außerdem sammelte er noch internationale Rennerfahrungen: Mit der syrischen Nationalmannschaft startet Ammar bei der Algerien-Rundfahrt (UCI 2.2) und den Arabischen Meisterschaften.
In der Saison 2018 bekam Ammar ein Angebot der Ludwigsburger Renngemeinschaft und erreichte gute Platzierungen. Um sich zu entwickeln und die größeren und härteren Rennen fahren zu können, wechselte er 2019 zum Münchener Bundesliga-Team Magnesium Pur.