WELT-Interview: Selbstregulation – Die Superkraft von guten Schüler:innen
Selbstregulation ist ein Schlüsselfaktor für Erfolg in der Schule. Im Interview erklärt Professor Ulrich Trautwein, was Selbstregulation eigentlich ist und wie Eltern und Lehrkräfte diese Fähigkeit fördern können.
Unruhige Klassen, Prokrastination am Handy: Manchmal stehen Kinder ihrem Lernerfolg selbst im Weg. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat deshalb in einer Stellungnahme die Fähigkeit der Selbstregulation als einen Schlüsselfaktor für Erfolg in der Schule ausgemacht. Der sperrige Begriff beschreibt das Vermögen, die eigenen Gedanken, das Verhalten und die Emotionen so zu steuern, dass es wahrscheinlicher wird, die eigenen Ziele zu erreichen.
Im Interview mit der WELT spricht Prof. Dr. Ulrich Trautwein über Selbstregulation und die Möglichkeiten, diese in Kindern und Jugendlichen zu fördern. Wie Selbstregulation bei Schüler:innen aussehen kann, fasst er so zusammen: “Sie schaffen es beispielsweise, ihre Hausaufgaben zügig und vollständig zu machen, sie prokrastinieren nicht. Typischerweise setzen sie sich auch ambitionierte Ziele und sind eher in der Lage, sie motiviert, hartnäckig und mit den richtigen Lernstrategien zu verfolgen. Auf der anderen Seite ist es ein Alarmsignal, wenn die Hausaufgaben immer erst sonntagabends und unter Stress gemacht werden. Gewisse Probleme sind normal, es ist ja ein Lernvorgang. Aber es wird zum Problem, wenn es keinen Fortschritt gibt.”
Besonders hebt er die Rolle von Lehrkräften hervor: Guter Unterricht fördert automatisch die Selbstregulationskompetenz! Guten Unterricht kennzeichnet dabei aus, dass er klar strukturiert ist, die Schüler:innen kognitiv aktiviert und konstruktiv unterstützt.
Expert:innen der Leopoldina, darunter Trautwein, haben 2024 eine Stellungnahme verfasst, in der sie die Probleme aufzeigen und eine Lösung anbieten: Die Förderung der Selbstregulationskompetenz muss zur Leitperspektive im Bildungssystem werden. Mit der Forderung hat die Nationalakademie Leopoldina im vergangenen Jahr große Beachtung gefunden.