Institut für Klassische Archäologie

Die spätantike Zerstörung der Basilica Aemilia am Forum Romanum

Zerstörung um 410 n. Chr.?

Die jüngsten Exemplare der bisher publizierten Münzen sind Prägungen des Priscus Attalus aus dem Jahr 409 n. Chr. Wohl in der Annahme, dass es sich bei dem untersuchten Komplex um die Gesamtheit der Münzen handle, schienen diese ‘Schlussmünzen’ die schon von Christian Hülsen mit Blick auf den Inschriftenbefund des Forums geäußerte Annahme zu bestätigen, dass die Basilica im Zuge der Eroberung und Plünderung Roms durch die gotischen Truppen Alarichs im August 410 n. Chr. in Brand geraten und eingestürzt ist. Dementsprechend wäre die Basilica Aemilia eines der äußerst seltenen Beispiele, an denen Zerstörungen im Zuge völkerwanderungszeitlicher Konflikte im Mittelmeerraum konkret mit archäologischen Mitteln nachzuweisen ist. Obwohl bisher nur ein kleiner Teil der Funde untersucht wurde und die Datierung deswegen keineswegs als gesichert angesehen werden kann, hat die gotische Zerstörung der Basilica Aemilia längst Eingang in die Handbücher gefunden. Sie gilt als Beleg und als Visualisierung des in zeitgleichen schriftlichen Quellen geschilderten katastrophalen Charakters der gotischen Eroberung. Das Datum 410 n. Chr. dient ausgehend von der Basilica zudem als chronologischer Anhaltspunkt für die allgemeine Entwicklung des Forum Romanum im 5. Jh. n. Chr.

Verknüpfung der Ergebnisse der Archäologie und der Numismatik

Die große Bedeutung der Brandschicht der Basilica Aemilia, die in ihrer vermeintlich sicheren Datierung und der Verbindung mit Alarich begründet liegt, steht in einem deutlichen Missverhältnis zu ihrer archäologischen Begründung. Mehrere offene Fragen lassen es keineswegs als sicher erscheinen, dass die Basilika tatsächlich 410 n. Chr. von Alarich zerstört wurde. Folgende Aspekte sollen näher untersucht werden:

Weit über die Datierung hinaus geht schließlich das in den Funden liegende Erkenntnispotential zum Alltag in der Basilica unmittelbar vor dem Brand. In Kombination mit den bereits vom Basilica Aemilia-Projekt untersuchten Spuren auf dem Marmorboden werden die Objekte, die sich auf dem Boden und den Installationen im Erdgeschoss der Basilica befanden und die durch die Planierung der Brandschicht als Grundlage für einen neuen, bis ins 7. Jh. weitergenutzten Boden eingeschlossen und konserviert worden sein könnten, Hinweise auf die Nutzung des Baus geben. Diese wird bei antiker, profaner Basilicaarchitektur, aufgrund fehlender Funde bisher fast ausschließlich anhand literarischer Quellen diskutiert.