Institut für Klassische Archäologie

Antike des Monats März: Der Apoll vom Belvedere

Apollon – Gott der schönen Künste und Anführer der Musen – erscheint in weiter Schrittstellung allein mit einem Mantel um die Schultern bekleidet. Den Bogen in der linken Hand blickt er dem eben abgeschossenen Pfeil hinterher, und in demselben Moment wendet er sich bereits nach rechts, um seinen Gang unbeeindruckt fortzusetzen.

Die Skulptur wurde Ende des 15. Jhs. gefunden und von Papst Julius II. ab 1503 im Statuenhof seines Palastes aufgestellt, wovon sein Name noch heute zeugt. Fehlten ihr ursprünglich allein der linke Unterarm und die Finger der rechten Hand, so griff der Bildhauer Montorsoli bei seiner Ergänzung 1532/33 stark in die antike Substanz ein und sägte einen Teil des rechten Unterarmes ab, um ihn dem Zeitgeschmack entsprechend mit der leeren Hand des abgeschossenen Pfeils zu versehen. 1924 wurden diese Ergänzungen wieder abgenommen.

Wie auch die anderen Skulpturen der päpstlichen Sammlung, so hat auch der Apoll vom Belvedere unter anderem in der Literatur seine Spuren hinterlassen. Hatte Johann Joachim Winckelmann 1764 in der Skulptur den Apoll des Homerischen Hymnus gesehen, wie er von seinem Sieg über den Drachen Python zurückkehrt, so deutet ihn Johann Gottfried Herder 1777 entsprechend der Ilias als strafenden Gott der vom Olymp herabsteigt, um rächend in das Handeln der Menschen einzugreifen:

„Auf Chryses Gebet stieg Apollo, ergrimmt im Herzen von den Gipfeln Olymps hinunter. Auf den Schultern des Zornigen erklangen unter jedem Tritt die Pfeile des Köchers; er ging der Nacht gleich, setzte sich und schnellte Pfeile; fürchterlich schwirrte der silberne Bogen, er traf u.f.“ Hat je ein Künstler seinen Dichter schöner gefasst, verstanden und mit sich geeinigt? (...) Vielleicht hat dieser Apollo (den Pfeil) schon geschnellet: der Boden schwirrte, der Pfeil traf, und sein Blick ist da, wo er traf oder etwa bald treffen wird – gnug es ist der umfassendste Augenblick des Homerischen Bildes, wie ihn die Kunst darstellen konnte, (...).

(KBZ)