Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Exkursion Spanien

Annika Condit

Die große Exkursion der Abteilung Archäologie des Mittelalters erfolgte in diesem Jahr vom 3. bis 13. Oktober und führte zusammen mit der Abteilung für Frühgeschichte - bei einer stolzen Gruppengröße von 27 Teilnehmern - ins schöne und heiße Andalusien. Nach einer abenteuerlichen Anreise, die aufgrund eines Vogels in der Turbine mit einer zweistündigen Verspätung einherging, begann das Programm in Sevilla, wo wir zuerst die in die maurische Moschee eingebaute, beeindruckende Kathedrale Maria de la Sede (UNESCO-Weltkulturerbe) besichtigten. Die nächsten Stationen waren der maurische Alcazar sowie die etwas außerhalb liegenden chalkolithischen Megalithgräber von Matarrubilla und La Pastora in Valencina de la Concepción. Die Fahrt ging weiter nach Córdoba und dort in einem nerve naufreibenden Spektakel mit den Kleinbussen durch die äußerst engen Gassen der Altstadt. Trotz erneuter Verzögerung blieb genug Zeit für die Besichtigung der imposanten Mezquita sowie der Synagoge und des Archäologischen Museums.

Am dritten Tag stand erst die umayyadische Palaststadt Madinat az-Zahra auf dem Programm sowie anschließend die Megalithgräber von Antequera und die Nekropole von Alcaide bei Villanueva de Algaidas, bevor wir Granada erreichten und abends bereits das ehemalige maurische Viertel des Albaicín erkunden konnten. Ein Highlight der Exkursion war sicherlich der Besuch der Alhambra (UNESCO-Weltkulturerbe) am nächsten Tag. Die riesige Anlage mit den kunstvollen Gärten, der Medina, dem Generalife, der Alcazaba und vor allem den aufwendig mit Muqarnas verzierten Nasridenpalästen ist eines der schönsten Beispiele für die maurische Kunst und Architektur – dementsprechend schnell war der Vormittag vorüber, obwohl man sich sonst sehr lange auf dem Gelände aufhalten könnte.

Als nächstes besichtigten wir die renaissancezeitliche Kathedrale und nach einer ausgiebigen Mittagspause erfolgte eine kurze Wanderung zu der frühbronzezeitlichen Siedlung von Cerro de la Encina bei Monachil, von wo aus wir abends noch einen schönen Sonnenuntergang betrachten konnten. Der vierte Tag hatte rein frühgeschichtliche Programmpunkte. Zuerst fuhren wir nach Galera, wo wir bei sengender Hitze über die Fundstelle der frühbronzezeitlichen Siedlung und Nekropole von Castellón Alto, durch das dortige Museum sowie über die iberische Nekropole von Tútugi geführt wurden. Nachmittags besuchten wir die phönizische Nekropole von Villaricos sowie die chalkolithische Siedlung von Almizaraque.

Am nächsten Tag setzte sich das Programm mit einem Aufstieg zur Fundstelle der frühbronzezeitlichen Siedlung und Nekropole von Fuente Álamo sowie jener von El Agar fort. Anschließend fuhren wir durch ein wahres Treibhausplastikmeer hindurch nach Almería, wo wir die imposante Festungsanlage der maurischen Alcazaba und das neue Archäologische Museum besichtigten. Viele der Exkursionsteilnehmer konnten an diesem Abend die Chance nutzen, zumindest die Füße endlich einmal im Meer abzukühlen. Einen Höhepunkt des nächsten Tages stellte die chalkolithische Siedlung und Nekropole von Los Millares bei Santa Fe de Mondújar dar, deren Überreste vor allem aufgrund der äußerst lebensfeindlich anmutenden, trockenen Umgebung beeindruckten. Die Reise führte anschließend weiter nach Málaga, wo wir abends dem Sonnenuntergang von der maurischen Alcazaba aus zusehen konnten. Am siebten Tag besuchten wir zuerst die in den Fels gehauene, mozarabische Kapelle Ermita Rupestre de la Virgen de la Cabeza und konnten danach die auf einem steil abfallenden Felsplateau liegende, maurisch geprägte Altstadt von Ronda mit ihren vielen Gassen und schattigen Plätzen erkunden. Neben dem Museum von Teba standen nachmittags zudem die aktuellen Grabungen der beiden epipaläolitischen Höhlen vom Sima de las Palomas auf dem Programm, welche bei den hohen Temperaturen immerhin für wenige Minuten etwas Abkühlung gewährten. Bei der Fahrt durch die Bergregion des Sierra de Grazale am Naturparks boten sich am nächsten Morgen fantastische Ausblicke, welche durch das tolle Licht während des Sonnenaufgangs noch verstärkt wurden. Für den ersten Programmpunkt des Tages, die äußerst weitläufige Höhle Cueva de la Pileta, waren im Gegensatz dazu einige Laternen notwendig, deren Schein erst die zahlreichen, hauptsächlich jungpaläolithischen Höhlenmalereien aus der Finsternis aufleuchten ließ. Nachmittags fuhren wir weiter nach Cádiz, wo wir die im heutigen Theater "La Tía Norica" ausgestellten Überreste eines Teils der phönizischen Stadt Gadir sowie das Archäologische Museum besichtigten. Der letzte Exkursionstag überraschte uns mit strömendem Regen und bei dem Wind gefühlt eisigen Temperaturen. Da zudem aufgrund des spanischen Nationalfeiertages doch einige der geplanten Ziele geschlossen waren, reduzierte sich das Programm auf eine Führung über die Fundstelle der chalkolithischen Nekropole von Los Algarbes sowie den Besuch der Ausstellung zur römischen Hafensiedlung Baelo Claudia bei Bolonia. Die Nähe zum Felsen von Gibraltar ermöglichte uns dabei schließlich noch einen guten Blick auf die nordafrikanische Küste. Nach der Rückfahrt nach Jerez de la Frontera, der Hauptstadt des Sherry, konnten wir den Abend dort noch gemütlich bei dem ein oder anderen Gläschen ausklingen lassen, bevor das Abenteuer am nächsten Tag leider ein Ende fand und wir die Rückreise ins herbstliche Deutschland antraten – der Rückflug verlief dabei glücklicherweise ohne weitere (ornithologische) Zwischenfälle.