Migration ist als Thema hochaktuell - und dafür wird auch die sogenannte "Völkerwanderungszeit" gerne als Vergleich herangezogen. Doch gegen diese Erzählungen über Germanen und Goten, die durch ganz Europa zogen, oder Hunnen, deren Ansturm das Römische Reich bedrohte, konnte die Geschichtsforschung in den letzten Jahrzehnten zeigen, dass es keine Wanderungen größerer zusammenhängender Verbände gab. In ganz vielfältigen Formen von Mobilität wanderten heterogene Gruppen ebenso wie Einzelpersonen, Waren oder Wissen. Mobilität war für viele Menschen Alltag - und in den historischen Quellen lässt sich erforschen, wie sie auf verschiedene Arten versuchten, die entstehenden Konflikte (halbwegs) friedlich zu lösen.
Acht Jahre lang haben Mischa Meier, Steffen Patzold und Sebastian Schmidt-Hofner in der Kolleg-Forschungsgruppe "Migration und Mobilität in Spätantike und Frühmittelalter" zusammen mit über 120 internationalen Fellows an diesen Phänomenen geforscht. Zum Abschluss stellen sie ihre Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit vor.
Vormittags sind Schüler*innen regionaler Gymnasien zu einem Seminar eingeladen. Am Nachmittag berichten vier international führende Forschende über die zentralen Felder der Debatte um die "Völkerwanderungszeit". Am Abend kommt ein Historiker mit Spezialisten für gegenwärtige Migrationsprozesse darüber ins Gespräch, was sich aus historischen Phänomenen für die heutige Diskussion lernen lässt.
Der Eintritt ist frei.
Ort: Alte Aula, Münzgasse 30
Datum: 9. Mai 2025, 14 Uhr
14:00 Grußworte durch Monique Scheer (Prorektorin für Internationales) und Dietmar Till (Tübingen, Dekan der Philosophischen Fakultät)
14:15 Lutz Berger (Kiel):
„Imperium und Globalisierung. Mobilität in der frühislamischen Welt“
15:00 Ursula Brosseder (LEIZA Mainz):
„Migrationen aus der Steppe? Hunnen und Awaren im Vergleich“
16:15 Carine von Rhijn (Utrecht):
„Wie Wissen reist“
17:00 Leonardo Vallini (Mainz):
„Bevölkerungsdynamik und Familienstrukturen im Frühmittelalter Süddeutschlands aus genetischer Sicht“
18:15 Podiumsdiskussion: „Spätantike und moderne Migrationen“
mit Helmut Reimitz (Mediävistik, Princeton), Boris Nieswand (Migrationssoziologie, Tübingen), Aleksandra Vohrer (Integrationsberaterin, IHK Reutlingen)
Moderation: Eva Röder (SWR)
im Anschluss öffentlicher Empfang