17.06.2025
„Figurationen des Prekären im Globalen Süden“ - DFG fördert neues Graduiertenkolleg an der Philosophischen Fakultät
Die DFG bewilligt das Tübinger Graduiertenkolleg „Figurationen des Prekären im Globalen Süden“. Ab 2026 werden zunächst für fünf Jahre Promovendinnen und Promovenden der Frage nachgehen, wie der Begriff des Prekären in Zeiten komplexer Krisen als Instrument der Analyse fruchtbar gemacht werden kann.
Im Zeitalter der beschleunigten Globalisierung mit ihren vielfältigen sozialen, ökonomischen und ökologischen Krisen erweist sich das Begriffsfeld des Prekären aktuell als eines der zentralen Instrumente zur Zeitdiagnose. Das Graduiertenkolleg „Figurationen des Prekären im Globalen Süden“ lotet den Nutzen dieses Begriffsfelds als Analysekategorie zur Untersuchung der Gesellschaften und Kulturen des Globalen Südens kritisch aus. Es profitiert dafür von dem am Interdisciplinary Centre for Global South Studies (ICGSS) der Universität Tübingen etablierten internationalen Forschungsumfeld, das Afrika-, Asien- und Lateinamerikastudien vernetzt. Beteiligt an diesem Projekt sind Forscherinnen und Forscher aus der Literatur- und Kulturwissenschaft, der Sozial- und Politikwissenschaft, der Geschichte, der Anthropologie, der Erziehungswissenschaft, der Rechtswissenschaft und der Ethik.
Zentrale Fragestellungen des künftigen Graduiertenkollegs sind: Inwiefern nehmen Individuen und Gemeinschaften alltägliche Lebenssituationen, soziale Umstände oder Interaktionen als prekär wahr? Welche kulturellen Deutungsmuster ziehen sie zum Verständnis und zur Bewertung des Prekären heran? Und welche Taktiken und Strategien entwickeln sie für den Umgang damit? Diesen und weiteren Fragen gehen die Projektmitglieder nach. Der Globale Süden wird dabei als Verflechtungsraum begriffen, in dem sich Elemente westlicher Modernisierung mit regional typischen Modellen der Problemlösung und Welterzeugung überschneiden. Ziel des Graduiertenkollegs ist es, den Globalen Süden als einen Ort der Emergenz von zivilgesellschaftlicher Agency, Resilienz und Resistenz bzw. im Sinne der Post Development Studies als einen Ort der Wissensproduktion zu begreifen.
Sprecher ist Prof. Dr. Sebastian Thies, Romanisches Seminar. Angesiedelt ist das Graduiertenkolleg am Interdisciplinary Centre for Global South Studies (ICGSS)
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zur weiteren Stärkung der frühen wissenschaftlichen Karriere 18 neue Graduiertenkollegs (GRK) ein. Das hat der zuständige Bewilligungsausschuss in Bonn beschlossen. Die neuen GRK werden ab Frühjahr 2026 zunächst fünf Jahre mit insgesamt rund 130 Millionen Euro gefördert.
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