Uni-Tübingen

Mirjam Sigmund

Eröffnung des Verfahrens: 20. März 2017

Promotionskolloquium: 26. September 2017

Titel: "Die Allegorese als diskurstraditionelles Ambiguierungsverfahren. Eine kognitiv-semantische Analyse romanischer Predigten des 12. und 13. Jahrhunderts"

 

Biographie

  • 2004-2010: Studium der Fächer Italienisch, Latein und ev. Theologie in Göttingen und Tübingen
  • 2007/08: Fremdsprachenassistentin in Foggia (Italien), Deutschunterricht am Liceo Scientifico Marconi und am Liceo Scientifico Volta
  • 2010-2011: Wissenschaftliche Hilfskraft am SFB 833, Projekt C4 „Ambiguitätsphänomene in der Diachronie romanischer Sprachen: Verb und Aktanten“
  • 2011-2012: Lektoratsassistentin für Theologie und Judaistik im Mohr Siebeck-Verlag, Tübingen
  • Dezember 2012-Dezember 2016: Stipendiatin des Evangelischen Studienwerks Villigst
  • Seit Oktober 2013: Assoziiertes Mitglied im GRK 1808: Ambiguität - Produktion und Rezeption
  • Seit November 2016: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Romanischen Seminar der Universität Trier

 

Forschungsschwerpunkte

  • Kognitive Semantik
  • Mittelalterliche Semiotik
  • Frühe romanische Predigten und Bestiarien

 

Abstract:

Ambiguität und die ,Sprache der Dinge'. Geistlicher Schriftsinn und kognitive Semantik in Texten des romanischen Mittelalters (Arbeitstitel)

Das Dissertationsprojekt untersucht die Ambiguität, die der mittelalterlichen geistlichen Schrift- und Weltauslegung zugrunde liegt, am Beispiel von romanischsprachigen Predigten und Bestiarien, moralisierenden Tierbeschreibungen, des 12./13. Jahrhunderts. Grundgelegt ist diese in der augustinischen Zeichenlehre in De doctrina christiana. Dieser zufolge verweist ein verbum als Zeichenträger auf eine ganz bestimmte res. So wird beispielsweise das verbum ,leo‘ mit der res LÖWE, einem Löwen in der außersprachlichen Wirklichkeit, verknüpft. Eine geistliche Schriftauslegung erfolgt nun, wenn der Interpret eine Ambiguität in der res wahrnimmt: Diese kann neben ihrer Funktion als einfache res 1 selbst zum Zeichenträger für eine oder mehrere weitere res 2, 3 etc. werden. So kann die res 1 LÖWE auf weitere res, wie den TEUFEL (res 2) oder CHRISTUS (res 3), verweisen. Alle res, auf die die res 1 verweist, sind im Rahmen der christlichen Heilsgeschichte zu verorten.

Aus kognitiv semantischer Sicht soll untersucht werden, welche Assoziationsprinzipien leitend für die Verknüpfung verschiedener res bzw. Konzepte sind, denn die Verknüpfung zwischen den verschiedenen Konzepten erfolgt in der Regel nicht willkürlich, sondern sie beruht auf Assoziationsrelationen wie Similarität, Kontiguität etc. In vielen Fällen ist eine Similaritätsrelation zwischen den beiden Konzepten leitend, so zum Beispiel auch bei der gängigen Übertragung LÖWE – CHRISTUS: beide kommen von oben, Christus vom Himmel und der Löwe vom Berg, wie es häufig in mittelalterlichen Bestiarien dargestellt wird. Doch scheinen vor allem in den Predigten auch komplexere Muster der konzeptuellen Verknüpfung vorzuliegen. Vor diesem Hintergrund ist zu untersuchen, inwiefern die Art der Bedeutungsübertragung durch Faktoren wie Gattung, Kommunikationssituation und religiösen Hintergrund bestimmt ist.

 

Publikationen

 

Vorträge

  • 21.12.2011: „Der mehrfache Schriftsinn und die kognitive Semantik in mittelalterlichen Texten“, Vortrag im Sprachwissenschaftlichen Oberseminar des Romanischen Seminars, Universität Tübingen
  • 30.01.2013: „Die ,Sprache der Dinge‘ in Texten des romanischen Mittelalters“, Vortrag im Sprachwissenschaftlichen Oberseminar des Romanischen Seminars, Universität Tübingen
  • 09.01.2014: „Strategische Rezeption von Ambiguität“ (mit Sophia Kuhs), Vortrag im Oberseminar „Ambiguity“ des Englischen Seminars der Universität Tübingen
  • 08.02.2015: "Strategische Ambiguität bei Maurice de Sully am Beispiel der Todesdeutung in Sermo 38" (mit Nikolai Kohler), Vortrag beim Graduiertentag „Ambiguität und Strategie” des GRK 1808, Blaubeuren
  • 15.07.2015: „Allegorese in romanischen Predigten des 12. und 13. Jahrhunderts“, Vortrag im Oberseminar „Aktuelle Themen der romanischen Sprachwissenschaft“ des Romanischen Seminar der Universität Tübingen
  • 26.10.2016: „Allegorese als diskurstraditionelles Ambiguierungsverfahren. Eine kognitiv-semantische Analyse romanischer Predigten des 12. und 13. Jahrhunderts“, Vortrag im Colloquium „Aktuelle Themen und Methoden der Sprachwissenschaft“ des Romanischen Seminars der Universität Trier

 

Lehre

  • Wintersemester 2011/12 und 2013/14
    • PS I: Einführung in die italienische Sprachwissenschaft, Universität Tübingen
  • Sommersemester 2012
    • PS II: Vom Vulgärlatein zum Italienischen, Universität Tübingen
  • Sommersemester 2013-2016
    • Übung: Latein für Romanisten II. Sprachlich-linguistischer Kursteil, Universität Tübingen
  • Wintersemester 2016/17
    • Seminar: La lingua italiana - dalle Tre Corone all’era di internet, Universität Trier