Uni-Tübingen

04.08.2022

Wir gründen eine genossenschaftliche Kaffeerösterei!

Im Sommersemester 2022 veranstaltete das Startup Center erstmalig das Praxisprojekt "Wir gründen eine genossenschaftliche Kaffeerösterei". Wie das Seminar bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ankam und was sie daraus mitnehmen, erfahrt ihr in der folgenden Projektvorstellung.

Jeder Neuanfang ist ein Schritt ins Ungewisse. So, oder so ähnlich haben sich die Meisten von uns wohl gefühlt, als wir Mitte April das erste Mal im Startup Center zusammengefunden haben. Ohne wirkliche Vorahnung was uns in diesem Projekt erwarten würde, starteten wir in die ersten zwei Workshoptage mit den beiden großartigen Leitern Jan und Kai. Unsere erste Blockeinheit war aufregend, neu und lehrreich und so langsam füllten wir das Projekt mit unseren eigenen Idee und Visionen...

Zuerst stellte sich natürlich die Frage, was eigentlich eine Genossenschaft ist. Und wie man eine gründet. 

Genossenschaft bezeichnet einen Zusammenschluss von Personen in einer Gesellschaft zu Zwecken der Erwerbstätigkeit oder der wirtschaftlichen oder sozialen Förderung der Mitglieder durch gemeinschaftlichen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb.

Um eine Genossenschaft zu gründen, wird eine Satzung benötigt, die Aspekte wie das Ziel der Genossenschaft, die Anzahl der Vorstandsmitglieder oder den Genossenschaftsbeitrag regelt. In diesem Semester stand vor allem die Satzung unserer Genossenschaft im Vordergrund. Schließlich war es unser großes Ziel die Genossenschaft in diesem Sommer offiziell zu gründen. Darüber hinaus nahmen auch das Finden eines Namens und das Schaffen einer Identität viel Zeit ein. 

Gleichzeitig begannen wir bereits mit der Planung für eine Crowdfunding-Kampagne, um das nötige Kapital für eine Röstmaschine aufzutreiben. Das Thema Finanzierung wird uns vor allem im nächsten Semester noch viel beschäftigen, ähnlich wie das Thema Kundengruppe. Denn für wen möchten wir eigentlich Kaffee rösten? Was schätzt der Kaffeetrinker an seinem Kaffee und wie viel ist er bereit dafür zu bezahlen?

Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Unsere Satzung für die Genossenschaftsgründung befindet sich im letzten Feinschliff und die offizielle Gründung steht kurz bevor. Nach langer Planung und verschiedenen Abstimmungsrunden, steht nun auch unser Name. Unsere Kaffeerösterei wird Kumpelbohne heißen. 

Die Kumpelbohne möchte sich vor allem ganz dem Thema Nachhaltigkeit im Kaffeeanbau verschreiben. Nach einiger Recherche haben wir gelernt, dass konventionelle Anbaumethoden extreme Wassermengen benötigen und zum Verlust der Biodiversität beitragen. Wird Kaffee als Monokultur auf klassischen Feldern angebaut (eng. Sun-grown) müssen zunächst große Flächen gerodet und der Boden konstant bearbeitet werden. Dies führt nicht nur zum Entzug von Nährstoffen, sondern macht jene Felder anfälliger für Stürme und Wind. Darüber hinaus geht sun-grown Kaffee mit erheblicher Unsicherheit für die lokalen Bauern einher. Aufgrund der hohen Volatilität des Ernteertrags, leiden viele Bauern unter unsicheren Preisen und in vielen Jahren unter einer schlechten Ernte. 

Mit der Alternative shade-grown Kaffee lassen sich viele dieser Probleme lösen. Hier wird rund um die Kaffeepflanze ein Wald, meist mit Macadamiabäumen gepflanzt. Dies trägt positiv zum Erhalt der Biodiversität bei, führt zur effizienteren Nutzung von Wasser und sichert den Bauern durch die Macadamiabäume eine zweite Einnahmequelle, um schlechte Kaffeeernten auszugleichen.

Aus diesem Grund möchten wir uns darauf fokussieren Rohkaffee aus shade-grown Kaffeeplantagen zu beziehen, um sozial und ökologisch nachhaltig zu agieren. Damit uns das gelingt, werden wir weiterhin einiges um Kaffee, dessen Anbaumethoden und die Lieferkette lernen müssen. Das ist und bleibt ein dauerhafter Prozess, dem wir uns jedoch verschreiben möchten, da uns das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt.

Aber nicht nur inhaltlich haben wir dieses Semester wichtige Schritte gemacht, sondern auch als Team. Vor dem Semester kannten wir uns alle nicht. Mittlerweile haben wir uns aber zu einer lustigen Gruppe entwickelt, die neben dem nötigen Ernst bei der Arbeit, viele der Herausforderungen mit Spaß angeht und viel zu lachen hat. Neben den gemeinsamen Workshoptagen veranstalteten wir gemeinsame Pizzaabende oder saßen bei einem Bier lange zusammen. Außerdem unternahmen wir eine Exkursion zu Culinary Coffee, einer bereits bestehenden genossenschaftlichen Kaffeerösterei von der Hochschule Heilbronn. Dort konnten wir viele Erfahrungen sammeln und erste Röstversuche durchführen.

Wie geht es nun weiter? Im nächsten Semester wird bei uns das Thema Finanzierung im Vordergrund stehen. Während der vorlesungsfreien Zeit wird fleißig weiter an der Crowdfunding-Kampagne gearbeitet, sodass wir diese im neuen Semester durchführen können. Auch das Thema Rohkaffeebestellung, erste Röstung und Marketing wird uns weiter beschäftigen. Hierfür suchen wir immer motivierte Unterstützung. Egal ob Studierende, die aktiv ein Unternehmen aufbauen wollen, oder neue Genossenschaftsmitglieder. Wir freuen uns über jede Unterstützung. 

Wer im nächsten Semester mit dabei sein will, kann hier mehr über das Praxisprojekt "Kaffeerösterei Gründen" erfahren.

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