Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2015: Forum

Wenn aus Büchern Dateien werden

Digitalisierung in der Universitätsbibliothek

„Ist bei Ihnen schon alles digitalisiert?“ Das ist eine Frage, die den Mitarbeitern der Universitätsbibliothek (UB) häufiger gestellt wird. In der Tat macht der digitale Wandel auch in der UB große Fortschritte – das zeigt allein schon die Summe der Investitionen: Deutlich mehr als 50 Prozent des Bibliotheksbudgets werden für die Beschaffung bzw. Lizenzierung digitaler Informationen ausgegeben. Von einer komplett digitalen Bibliothek kann aber dennoch noch lange keine Rede sein.

Was finden die Nutzer der UB also schon im Netz? Bereits seit 2011 werden jährlich rund 50.000 Seiten des historischen Bestandes mit Mitteln des Landes digitalisiert. Die Ergebnisse sind über http://idb.ub.uni-tuebingen.de/digitue/tue/ frei im Web verfügbar. Darunter befinden sich so interessante und attraktive Werke wie die Reisetage- und Skizzenbücher des Orientalisten Julius Euting und auch das im vergangenen Jahr entdeckte, aus dem 7. Jahrhundert stammende Koranfragment. Diese Vorgehensweise ermöglicht einen bequemen Zugriff von zu Hause aus und stellt wichtige Dokumente somit Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zur Verfügung, ohne dass diese dafür extra eine Reise nach Tübingen antreten müssen. Außerdem schont die Bereitstellung im Internet langfristig den Zustand der Bücher, da sie nun nicht mehr zwingend jedes Mal aufs Neue in die Hand genommen werden müssen. Die UB hat daher das Ziel, die historischen Bestände, bei denen es sich um Unikate handelt, möglichst vollständig digital bereitzustellen. Auch für die Bestände des Universitätsarchivs wird gerade eine Prioritätenliste für die Digitalisierung erstellt.

Seit einem Jahr arbeitet die Universitätsbibliothek zusätzlich bei einem DFG-geförderten nationalbibliographischen Projekt mit, bei dem es darum geht, die im deutschsprachigen Raum erschienenen Drucke des 18. Jahrhunderts nicht nur auf hohem bibliographischen Niveau nachzuweisen, sondern sie auch vollständig zu digitalisieren. Im Laufe des ersten Projektjahres werden über 2000 Drucke der Tübinger UB für diese retrospektive Nationalbibliographie aufbereitet – ein Nachfolgeantrag ist bei der DFG gestellt, denn die UB hat insgesamt über 80.000 Drucke aus dieser Zeit in ihrem Bestand.

Im Rahmen der Open Access Policy der Universität, also dem unbeschränkten und dauerhaften Zugang zu wissenschaftlicher Fachinformation und Literatur, unterstützt die UB aktiv akademische Veröffentlichungen im Netz. Neben der Primärpublikation in Open Access Journalen, die über einen Publikationsfonds gefördert wird, betreibt die UB das Institutional Repository der Universität. Hier können Wissenschaftler ihre Aufsätze auch nach einer Publikation in einer Zeitschrift online stellen – unter Wahrnehmung ihres Rechts zur Zweitveröffentlichung (Details in §38 UrhG). Über die Nutzungsstatistiken des Programms ist dann auch gleich nachvollziehbar, wie oft der entsprechende Aufsatz heruntergeladen wurde. Langfristig plant die UB, möglichst viele der in der Universitätsbibliographie nachgewiesenen Tübinger Publikationen auf diesem Weg auch im Volltext Open Access anbieten zu können.

Marianne Dörr