Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2020: Uni intern

Die Balance zwischen einer modernen Webseite und einem sicheren System

Die Uni-Webmaster im Interview

Maximilian von Platen hat die beiden Uni-Webmaster Torsten Kockler und Julian Weigle für Teil 2 der neuen Serie „Was macht eigentlich…?“ interviewt. In der letzten Newsletter-Ausgabe wurde Annika Jahn, die Koordinatorin des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM), vorgestellt.

Wie wird man Uni-Webmaster?

Torsten Kockler (T. K.): Mein erster Computer war 1985 der Commodore 64. Auf dem habe ich mit sechs Jahren angefangen, zu programmieren. Computer waren schon immer mein Ding.

Julian Weigle (J. W.): Ich habe mit 17 Jahren eine Ausbildung zum Mediengestalter für Digital- und Printmedien in Ulm begonnen. Damals bin ich über verschiedene PHP-Magazine zum Programmieren gekommen, obwohl ich damals keinen eigenen Internetzugang hatte. Es war dann schnell wie eine Sucht für mich, Programme zu schreiben. 

T. K.: Wir haben beide Informatik an der Hochschule Kaiserslautern bei Professor Dr. Thomas Walter studiert. Ich war dort bereits Webmaster und habe am Standort Zweibrücken Übungen in Web-Programmierung und in Web-Entwicklung gehalten. Julian war als Student in meinen Übungen.

Als Thomas Walter nach Tübingen gegangen ist und die Leitung des ZDV übernommen hat, wurde hier eine neue Webmaster-Stelle ausgeschrieben. Ich habe mich erfolgreich darauf beworben. Kurz darauf ist auch Julian nach Tübingen gewechselt. Er hat seine Diplomarbeit bei Thomas Walter geschrieben, ich war sein Betreuer. Anschließend wurde er als zweiter Webmaster eingestellt.

Wie sieht der Arbeitsalltag eines Webmasters aus? 

T. K.: Als Webmaster/Programmierer haben wir keinen „normalen“ Arbeitsalltag im klassischen Sinn. Wenn wichtige Software-Updates – etwa für die Webserver der Universität oder das darauf laufende TYPO3-System – anstehen, hat das immer Vorrang, schon alleine aus Sicherheitsgründen. Viel Arbeitszeit geht generell in die Planung der Struktur der von uns betreuten Hard- und Softwaresysteme, also wie wir diese Systeme absichern und optimieren können. Dieser Bereich reizt mich besonders. Wir bearbeiten außerdem über das Ticketsystem Anträge für neue TYPO3-Redakteursaccounts und jede Menge Anfragen zu technischen Details. Die Kundenbetreuung ist ein ganz zentraler Bestandteil unseres Jobs.

Welches sind die größten Herausforderungen in Ihrem Job?

T. K.: Die größte Herausforderung ist die Balance zwischen dem Wunsch, eine moderne Webseite zu haben, und der Notwendigkeit, ein sicheres System zu betreiben. Wenn Bereiche aus der Universität an uns herantreten, weil sie neue Features haben möchten, die „state-of-the-art“ sind, prüfen wir das sehr sorgfältig. Jedes neue Software-Feature birgt potentiell neue Sicherheitsrisiken. Für uns gilt grundsätzlich: Sicherheit geht vor. 

J. W.: Wir achten bei den Planungen für die Webseite immer auf eine Langzeitperspektive: Ist für bestimmte Software-Versionen oder Features die Update-Fähigkeit für einen längeren Zeitraum gesichert? Gelten Extensions für TYPO3 als „stable“ und werden sie langfristig von der Community weitergepflegt und entwickelt?

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders?

J. W.: Mir gefällt vor allem die Abwechslung, mit sehr unterschiedlichen Aufgaben und Anforderungen und dem Gegensatz von kleinen Detailfragen zu großen komplexen Fragestellungen.

Das Verhältnis zu unseren Kolleginnen und Kollegen ist sehr gut, wir sind ein echtes Team. Wir können jederzeit zu ihnen ins Büro nebenan gehen, um technische Detailfragen zu diskutieren oder ein kurzes Brainstorming zu veranstalten. 

T. K.: In der Tat: unser Job wird nie langweilig, weil sich die Technik unglaublich schnell weiterentwickelt. Man muss ständig Neues lernen, aber das macht auch den Reiz aus. Auch der Austausch mit anderen Programmierern, Informatikern und mit externen Dienstleistern gibt mir viel Input. Man bekommt neueste Entwicklungen mit und kann dabei über den eigenen Tellerrand hinausschauen.

Wie werden Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz (KI) unser Leben verändern?

T. K.: Ich muss betonen, dass wir keine Experten auf dem Gebiet von KI sind, und für den Bereich Web hat das Thema KI bislang keine Relevanz. Ich glaube, dass die sogenannte schwache KI für bestimmte Bereiche eine echte Unterstützung ist: Maschinen erledigen einen klar definierten Job – ein Tool für einen Job. Die sogenannte starke künstliche Intelligenz steht dagegen nach meiner Einschätzung noch ganz am Anfang. Ich meine damit, dass eine Maschine tatsächlich versteht, was sie macht. Als Programmierer sage ich: das Debugging von Programmfehlern bei Maschinen wird durch KI auf jeden Fall erschwert.

J. W.: Ich sehe die Gefahr, dass man mit immer intelligenteren Maschinen immer mehr Verantwortung und Aufgaben abgibt. Irgendwann haben Menschen möglicherweise darüber gar keine Kontrolle mehr. Daneben gibt es aber auch viele Bereiche, vor allem auch im Gesundheitsbereich, wo KI sehr positive Effekte hat.

T. K.: Die Frage der Verantwortung muss der Gesetzgeber früher oder später klären. Wer ist beispielsweise verantwortlich, wenn eine Drohne Menschen tötet? Oder wenn ein autonom fahrendes Auto in eine Fußgängergruppe fährt? Liegt die Verantwortung beim Menschen, der die Maschine programmiert, oder bei der Maschine selbst? 

Wie entspannen Sie in der Freizeit? Wieviel Freizeit verbringen Sie online?

J. W.: In meiner Freizeit höre ich viel Musik, Hörbücher und Podcasts. Neben einigen sportlichen Aktivitäten bin ich auch in zwei Bandprojekten involviert. Ich pflege zwar nebenher einen eigenen Server mit Sharing-Diensten und eine selbst geschriebene Fotoplattform, versuche aber, in meiner Freizeit möglichst wenig Zeit vor dem Rechner zu verbringen.

T. K.: Ich verbringe sehr viel Zeit online. Ich habe mehr oder weniger mein Hobby zum Beruf gemacht und betreibe auch einen Server mit eigenen Webseiten. Bei mir gibt es definitiv Überlappungen zwischen Job und Freizeit. Daneben bin ich im Tübinger FabLab aktiv, eine Art offene Reparaturwerkstatt mit 3D-Druckern und Lasercuttern, mit Holz- und Lötwerkstatt. Dort bastele ich gerne rum oder lasse mir etwas von anderen zeigen, die sich in Elektronik gut auskennen.