Simon Grund
Biographie
- Seit 03/2020 - Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Graduiertenkolleg 1808 Ambiguität: Produktion und Rezeption
- 03/2018 - 02/2020 Assoziiertes Mitglied im Graduiertenkolleg 1808 Ambiguität – Produktion und Rezeption
- 03/2018 – 02/2020 Stipendiat (LGFG) des Promotionsverbundes Theorie der Balance – Formen und Figuren des Gleichgewichts in Medien-, Kunst- und Literaturwissenschaft
- 10/2017 – 02/2018 Lehrbeauftragter am Philologischen Seminar Tübingen
- 08/2017 – 01/2018 Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für griechische Philologie der Eberhard-Karls Universität Tübingen (Prof. Irmgard Männlein-Robert)
- 01/2017 – 01/2018 Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für lateinische Philologie der Eberhard-Karls Universität Tübingen (Prof. Robert Kirstein)
- 10/2011 – 10/2017 Studium der Lateinischen Philologie und der Philosophie an der Eberhard-Karls Universität Tübingen
- 10/2017 Abgabe der Wissenschaftlichen Arbeit und Erwerb des 1. Staatsexamens
- 04/2017 Staatsexamen im Fach Philosophie/Ethik
- 10/2016 Staatsexamen im Fach Latein
- 10/2015 – 10/2017 Tutor des Philologischen Seminars der Eberhard-Karls Universität Tübingen
Forschungsinteressen
- Ovid, Exilliteratur
- Balance, Gleichgewicht
- Ambiguität
- Narratologie, Erzähltheorie
Abstract:
„Ovid und die Balance: die Dekonstruktion eines ,klassischen‘ Ideals?“
Die Literatur in augusteischer Zeit ist gekennzeichnet von einem umfassenden Programm der Erneuerung (renovatio) als Reaktion auf den Bürgerkrieg der ausgehenden römischen Republik. Die Neuordnungsstrategien zielen darauf ab, nach Jahren der Instabilität in Politik und Gesellschaft eine neue stabile Ordnung zu etablieren. Das Streben nach Balancen gehört deshalb zum Grundtenor dieser Zeit und findet seinen vielleicht sinnfälligsten Ausdruck im Ausgleich zwischen Einzelherrschaft und Senatsaristokratie im sogenannten ‚Prinzipatsystem‘. Auch in den literarischen Texten dieser Nachkriegsliteratur sind Reflexe dieser auf institutioneller Ebene angestrebten Neuordnungstendenzen zu erkennen, die sich in einem gemeinsamen ‚Wertesystem‘ und einem gemäßigten sprachlichen Stil der zeitgenössischen Schriftsteller niederschlägt.
Ovid steht als „letzter Vertreter [s]einer Epoche“ (v. Albrecht 2000) weniger als andere augusteische Schriftsteller unter den Eindrücken des politischen Systemwechsels. Vielmehr stellt er in seinem Oeuvre Prinzipien der Balance experimentell in Frage, indem er seine Texte mit einem Schleier der Ironie, des Ambigen und Mehrdeutigen umgibt. Zwar setzt er bei seinem Publikum, das er als „balanced reader[s]“ (Williams 1994) konstruiert, die Fähigkeit zur Entironisierung seiner Gedichte voraus, am Ende könnte aber eine rezeptionsseitig strategische Disambiguierung seiner vermeintlich moralisch fragwürdigen Ars amatoria dazu geführt haben, dass er im Jahre 8 n. Chr. von Augustus aus Rom verbannt wird.
Das Dissertationsprojekt untersucht in einem erzähltheoretischen Zugriff einerseits die Textstrategien und -strukturen in den Exilgedichten Ovids, die ein solches produktionsseitig intendiertes ambiges Leseerlebnis ermöglichen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem idealisierten „balanced reader“ und der Frage nach Möglichkeiten der kontextualisierten Disambiguierung durch die Rezipient*innen.
Lehre
- Wintersemester 2017/18
- Lektüreübung: Sozialutopien in der frühen Neuzeit (Morus, Campanella), Philologisches Seminar Tübingen.
- Wintersemester 2018/19
- Proseminar: Die römische Liebeselegie: Entstehung, Blüte, Nachleben, Deutsches Seminar Tübingen.
- Sommersemester 2019
- Lektüreübung (mit metrischem Schwerpunkt): Vergil: Aeneis (Buch 1 und 4), Philologisches Seminar Tübingen.
- Wintersemester 2020/2021
- Examenskurs Latinum
Publikationen
- Grund, Simon (in Vorbereitung). “Eventfulness in Classical Greek and Latin Literature.” Handbook of Diachronic Narratology. Eds. Wolf Schmid, Peter Hühn & John Pier. Berlin, Boston: de Gruyter.
- Grund, Simon. (2021). „Gleichgewicht als Ideal – Die Idee der Gütergemeinschaft in Thomas Morus’ Utopia und ihre ethischen und anthropologischen Implikationen.“ (Dis-)Balance: Ökonomisierte Welten. Hgg. Lukas Müsel & Matthias Röck. Frankfurt a.M.: Peter Lang.
- Grund, Simon. (2020). „Der Weg der ‚goldenen Mitte‘ – Aristoteles‘ Lehre der μεσότης und ihre Bedeutung für die Daseinsmetapher der Balance.“ Balance. Figuren des Äquilibriums in den Kulturwissenschaften. Hgg. Eckhart Goebel & Cornelia Zumbusch. Berlin, Boston: de Gruyter. 35-56.
- Grund, Simon. (2018). „Ante oculos nostros – Fokalisierung in Ovids Amores I 5 und die Frage der Ambiguität.“ Literatur- und Kulturtheorie und altsprachlicher Unterricht. Hg. Wolfgang Polleichtner. Speyer: Kartoffeldruck Verlag. 147-232.
Vorträge:
- Ereignishaftigkeit im griechischen und römischen Epos. Tübingen (Forschungskolloquium Prof. Kirstein), 03.07.2020.
- Ambiguity and Focalization. Konferenz: Klausurtagung des GRK 1808 Ambiguität: Produktion und Rezeption, Heiligkreuztal 10.01. – 12.01.2020.
- ‚Triumph of Fiction‘ – Bilder der Balance in Ovids Exildichtung. Workshop: Theory of Balance/Theorie der Balance, Harvard University (Department of Germanic Languages & Literatures), 01.10 & 02.10.2019.
- Ordnung – Chaos – Balance: Seesturm in den Tristien (1.2). Tübingen (Forschungskolloquium Prof. Kirstein), 28.06.2019.
- ‚Crying Icarus‘: Präsenz und Absenz von Objekten in Ovids Tristien. Workshop: ‚Flying Icarus‘ – Mensch – Objekt – Maschine – Schnittstelle, Tübingen (MUT) 06.06. & 07.06.2019.
- Gleichgewicht als Ideal: Die Idee der Gütergemeinschaft in Thomas Morus Utopia und ihre ethischen und anthropologischen Implikationen. Workshop: ‚Gleichgewicht und Ökonomie‘, Tübingen (Forum Scientiarum) 15.11 & 16.11.18.
- Ambiguität und Fokalisierung. Tübingen (Forschungskolloquium Prof. Kirstein), 10.11.2017.