Am 25.06.2025 findet die Nachwuchstagung „Aus Alt mach NEU!? – Die Ästhetik von Wiederverwendung und Kreativität“ für Studierende und Doktorand:innen statt.
Aus Alt mach Neu? Dieses Konzept bewährt sich nicht nur heute im Sinne von Nachhaltigkeit und Recycling, sondern kam auch in der Vormoderne zur Anwendung. Textbausteine wurden neu zusammengesetzt, Druckstöcke (zum Teil auch modifiziert) wiederverwendet, Bauten wurden und werden umgestaltet oder Musik mit Kontrafakturen versehen. Die Wiederverwendung ist Alltag der vormodernen Künste, in materieller wie formaler Hinsicht ein fundamentales Prinzip. Die Tagung möchte dem Gedanken nachgehen, dass Wiederverwendung nicht nur bloße Nachahmung, geistlos oder gar unoriginell ist – im Gegenteil: Die Wiederverwendung wird vielmehr als kreative Leistung und Praktik gewertet, man kann sogar von einer Könnerschaft oder Expertise sprechen, die sich darauf versteht, mit Bildern, Texten, Tönen oder Wissensbeständen so umzugehen, dass sie überhaupt erst angemessen wiederholt und bearbeitet werden können. Statt dem Geniegedanken und dem (Er-)Schaffen gehen wir von einem Weiterdichten, einer Variation oder einer (Re)Inventio aus. Statt Wiederverwendetes in der Vormoderne abzuwerten, betonen wir die kreative Umsetzung: Aus Alt mach Neu!
Auch heute scheint der Reiz der Wiederholung eine ganz andere Dimension angenommen zu haben, über die man vor dem Hintergrund der vormodernen Wertschätzung für Wiederverwendungen aller Art neu nachdenken kann: Die KI greift Bilder und Texte, die im Internet kursieren, auf und setzt diese nach den gewünschten Anforderungen anders, ungewohnt, neu zusammen. So entstehen maschinell generierte Bilder, Texte werden zusammengefasst, Wissen wird neu zusammengesetzt und wiedergegeben. Doch ist KI kreativ? Ist Wiederholung einfach nur das Zusammenspiel von schon Dagewesenem? Und wenn ja, wo ordnet man dann das Plagiat zu?