Uni-Tübingen

Aktuell

03.09.2019

Stellungnahme zum Bericht der Stuttgarter Nachrichten vom 2. September 2019

Die Universität Tübingen tritt dem Bericht der Stuttgarter Nachrichten vom 2. September 2019 entschieden entgegen, wonach am Zentrum für Islamische Theologie (ZITH) Mitglieder der „Muslimbrüder predigen“. Die Universitätsleitung und der Direktor des ZITH, Professor Erdal Toprakyaran, distanzieren sich nachdrücklich von allen Versuchen, den Islam für politische Zwecke zu missbrauchen sowie von  islamistischen und salafistischen Bewegungen, wie den Muslimbrüdern, aber zugleich auch von Versuchen, das Zentrum mit Pauschalangriffen in den „Dunstkreis“ solcher Bewegungen zu rücken. 

Grundsätzlich gilt, dass am ZITH nicht gepredigt, sondern Wissenschaft betrieben wird. Dazu gehört auch die Einladung muslimischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Vorträgen, deren Inhalte und Ansichten die Tübinger Wissenschaftler(innen) nicht in allen Punkten teilen mögen. Einen Freiraum für fundamentalistische Ansichten bietet das Zentrum aber keineswegs. 

Klare Voraussetzung für alle Beiträge von Referenten ist, dass sich die Redner(innen) an der Universität Tübingen dabei in allen ihren Ausführungen ohne Abstriche auf dem Boden des Grundgesetzes bewegen; Hassreden und politische Agitation werden nicht geduldet. Die Universi-tätsleitung geht davon aus, dass diese Grundsätze bei allen Vorträgen am Zentrum für Islamische Theologie stets gegeben waren. 

Zu den im Artikel erhobenen Vorwürfen im Einzelnen:

  • Vortrag von Professor Jasser Auda im November 2015: 
    Die Wissenschaftler des ZITH, die an diesem Abend teilgenommen haben, erklären dass die im Artikel zitierten Äußerungen so nicht gefallen sind. Prof. Auda habe über seine Theorie der Gerechtigkeit und Maqasid: (Vortragstitel: "Maqāṣid between Sharia and Secular Law") gesprochen. Unter anderem seien seine Gerechtigkeitstheorie und die Ehe zwischen Muslimen und Nichtmuslimen diskutiert worden. Prof. Khalfoui vertritt dazu keine laue, sondern eine dezidiert progressive Position und verwahrt sich gegen anderslautende Vorwürfe. Die im Artikel zitierte „Dekadenz der westlichen Welt“ sei kein Thema des Abends gewesen. 
     
  • Professor Mutaz Al Khatib
    Prof. Mutaz Al Khatib war Fellow des Programms „Europe in the Middle East - The Middle East in Europe“ am Forum Transregionale Studien sowie Visiting Fellow des Leibniz Zentrums Moderner Orient (Berlin) und wurde eingeladen, zu seinem Buch „Islam and Violence“ zu sprechen. In dem Vortrag sprach er sich unter anderem gegen einen gewaltsamen Islam aus und rief zu einem friedlichen Miteinander der Religionen auf.
     
  • Professorin Sohaira Siddiqui
    Prof. Sohaira Siddiqui forscht an der amerikanischen Georgetown University und ist für ihren feministischen Ansatz bekannt. Am ZITH diskutierte sie mit Studierenden über Frauenrechte und Emanzipation, gemeinsam mit Prof. Shaheen Serdar Ali von der Universität Warwick (UK).
     
  • Professor Mohammad Ghaly
    Prof. Mohammad Ghaly  hat an der Universität Leiden promoviert und ist einer der wenigen Experten, der zu „Islam und Behinderung“ forscht. Er wurde eingeladen, um über seine Arbeiten zur Islamischen Bioethik zu sprechen. 
     
  • Summer School des IIIT in Sarajewo
    Die genannte „Summer School“ wurde an der Universität Sarajewo organisiert, das ZITH war nicht beteiligt. Es ist richtig dass eine Doktorandin und eine Studentin der Universität Tübingen in Eigeninitiative daran teilgenommen haben. Nach ihren Schilderungen war die Summer School wissenschaftlich ausgerichtet, eine Nähe zu den Muslimbrüdern nicht erkennbar. 

Das ZITH wird weiterhin sorgfältig darauf achten, seine Aktivitäten auch im Hinblick auf wissenschaftliche Partner kritisch zu überprüfen. Die Studierenden und Mitarbeiter(innen) werden stets dazu angehalten, wissenschaftliche Aktivitäten mit Partnerinstitutionen genau zu überprüfen. Auch ist es nicht gestattet, politische oder kulturelle Aktionen im Namen des Zentrums durchzuführen. Die Universität wird umgehend auf erkennbare und belegte Fehlentwicklungen reagieren und diese umgehend unterbinden. Zurzeit sieht sie indes keinen Anlass, von solchen Entwicklungen auszugehen. Die Informationen, auf die sich der Zeitungsartikel stützt, scheinen der Universität weder fundiert noch hinreichend überprüft.

Kontakt:

Antje Karbe 
Universität Tübingen 
Hochschulkommunikation
+49 7071 29-76789
antje.karbespam prevention@uni-tuebingen.de 

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