Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2010: Schwerpunkt

Nachhaltigkeit in der Lehre verankern

Das Studium Oecologicum an der Universität Tübingen

Seit dem Sommersemester 2009 organisiert die Studierendeninitiative "Greening the University" zusammen mit dem Career Service der Universität Tübingen das Kursprogramm "Studium Oecologicum". Dabei handelt es sich um ein Angebot von mittlerweile zehn Kursen, zu unterschiedlichen Aspekten nachhaltiger Entwicklung. Ziel ist es, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der universitären Lehre in Tübingen zu verankern. Bisher fand dies überwiegend im Bereich der Schlüsselqualifikationen statt. Die Idee soll nun auch auf reguläre Lehrveranstaltungen in den einzelnen Fachbereichen übertragen werden. Erste Kooperationen gab es bereits mit Dozenten der aus der Ethik und Physik zu „Nachhaltiger Energieversorgung“ sowie aus der Biologie zum Thema "Biodiversität".

Bei der Zusammenstellung wird insbesondere auf die Multi- und Interdisziplinarität des Kursangebots geachtet. Die Vielfalt soll nicht nur Studierende unterschiedlicher Fachbereiche ansprechen, sondern auch zeigen, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung ein Thema für alle Fächer ist. Da es sich bei den großen Zukunftsaufgaben wie dem Klimawandel oder dem demografischen Wandel um Probleme handelt, die nicht alleine von einer Disziplin zu lösen sind, sollen die Kursteilnehmer interdisziplinäres Zusammenarbeiten bei der Bearbeitung einer gemeinsamen Fragestellung lernen. Zudem wird auch auf innovative Lehrmethoden geachtet. Da es sich bei Bildung für nachhaltige Entwicklung um einen kompetenzorientierten Bildungsansatz handelt, genügen die klassischen Lehrformen nicht mehr. Daher werden gezielt neue Lehrformen wie Workshops, Projektarbeiten und Zukunftswerkstätten eingesetzt. Greening the University hat das Rektorat und andere universitäre Instanzen von diesem Angebot überzeugen und mittlerweile fest an der Universität etablieren können. Die Initiative verwaltet nun ein eigenes Budget, aus dem sie selbständig Lehraufträge vergibt. Dieser Tübinger Bottom-Up-Ansatz ist bundesweit modellhaft, bisher einzigartig und hat große Aufmerksamkeit erringen können.

Zum Studium Oecologicum gibt es aber auch ein Zertifikat, das Studierende erwerben können, wenn sie mindestens drei Kurse belegt und acht ECTS-Punkte aus diesem Kursangebot erworben haben. Das Zertifikat erlaubt es Studierenden, sich – auch im Blick auf künftige Bewerbungen auf dem Arbeitsmarkt – Kompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung zu erwerben und ein eigenes Profil zu bilden. Im Sommersemester 2010 wurden die ersten Zertifikate überreicht, unter anderem an Loni Hensler: "Was Themen wie Ethik, Umwelt und Nachhaltigkeit angeht, gibt es gerade in den Wirtschaftswissenschaften große Lücken. Als VWL-Studentin bin ich deswegen sehr froh, mit dem Studium Oecologicum Kurse belegen zu können, die diese Lücken füllen. Mir hat dabei besonders gefallen, dass die Kurse die Theorie gut mit der Praxis verbinden und immer am 'Zahn der Zeit' sind – sich also an aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätzen orientieren. Ich denke, dass es gerade auch an der Uni wichtig ist, sich mit seiner Umwelt und gesellschaftlicher Verantwortung zu beschäftigen. (…) Schade finde ich, dass es sich um ein Rahmenprogramm handelt und nicht als fester Bestandteil ins reguläre Studium integriert ist."

Simon Meisch

Die Studierendeninitiative Greening the University organisierte im Juni 2008 das Symposium „Greening the University – Perspektiven für eine nachhaltige Hochschule“ an der Universität Tübingen. Damit gab sie zugleich eine Initialzündung für die Einführung eines Umweltmanagementsystems an der Universität Tübingen und für die angestrebte Zertifizierung der Universität nach dem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS). Der Initiative gehören Studierende unterschiedlichster Fachrichtungen an, wie beispielsweise internationale Volkswirtschaft, Politikwissenschaft, Geoökologie, Physik oder Psychologie. Die Mitglieder verstehen sich "als Motor der universitären Umgestaltung im Hinblick auf nachhaltige Entwicklung" und wollen "mit Pilotprojekten Möglichkeiten für eine nachhaltige Hochschule aufzeigen."

Für ihr Engagement wurde die Initiative 2009 als offizielles Projekt der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet.

Lehrende der Universität Tübingen, die in ihren Fächern oder im Kursprogramm Studium Oecologicum Ver-anstaltungen zu Fragen nachhaltiger Entwicklung anbieten möchten, sind herzlich eingeladen, sich mit Greening the University in Verbindung zu setzen (studoecspam prevention@greening-the-university.de).

http://www.greening-the-university.de/.