Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2011: Forschung

Dabei zu sein ist von strategischer Bedeutung

Das Universitätsklinikum Tübingen und die Universität Tübingen sind seit Ende April Partner zweier weiterer Gesundheitszentren der Helmholtz-Gemeinschaft. Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) ist Tübingen mit dem neuen Comprehensive Infectious Disease Research Center (CIDRE) vertreten, außerdem unter Federführung des Südwestdeutschen Tumorzentrums Tübingen beim Deutschen Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK). Schon seit 2009 besteht die Partnerschaft in den Bereichen Diabetesforschung und Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). „Uni Tübingen aktuell“ hat Professor Dr. Ingo Autenrieth, den Dekan der Medizinischen Fakultät und Koordinator des CIDRE, interviewt.


Was bedeutet es für Fakultät und Klinikum, in so einem Gesundheitszentrum dabei zu sein – finanziell, organisatorisch und für die Forschung?

Finanziell bedeutet es, dass man beispielsweise in der Infektionsforschung, wenn es gut läuft, bis zu fünf Millionen Euro zusätzliche Förderung erwarten darf, sobald das Zentrum einmal seine volle Förderung erlangt hat. Aber ob es nun ein, zwei oder fünf Millionen Euro sind: das sind in jedem Falle substanzielle Summen. Zum zweiten – und das ist das eigentlich Interessante – sind die Förderperioden langfristig angelegt, auf fünf Jahre und möglicherweise weitere Perioden von fünf Jahren. Organisatorisch bedeutet es, dass wir deutschlandweit in eine Meta-Organisation eingebettet sind. Ein Stück weit können wir als Beteiligte an solch einem Zentrum auf eine übergeordnete Struktur zurückgreifen.


Das Entscheidende ist aber der dritte Punkt: die Forschung. Es ist aus mehreren Gründen von herausragender strategischer Bedeutung, in einem solchen Forschungszentrum dabei zu sein. Erstens: Es geht um eine langfristige Förderung, gleichzeitig gibt es bundesweit eine gewisse Tendenz, bestimmte Themen an bestimmten Universitäten und Standorten zu bündeln, die dann langfristig für diese Forschungsthemen den Hut aufhaben sollen. Deswegen ist es von elementarer Bedeutung, dass wir in der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen mit unseren Forschungsschwerpunkten – und das sind genau die vier Themen der vier Zentren, in denen wir jetzt Mitglied sind – dabei sind, also langfristig unsere Schwerpunkte ausbauen und sichern können. Zweitens: wir können im Rahmen eines solchen Forschungszentrums Dinge machen, die wir sonst nicht machen könnten.

Jeder Standort bringt seine Kompetenzen ein?

Ja, aber nicht nur. Ein Beispiel aus dem Infektionszentrum: Tübingen ist in der Grundlagenforschung zu Infektionen durch Staphylokokken besonders stark, es gibt dazu einen Transregio Sonderforschungsbereich. In Bonn, einem der sieben Standorte im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung, ist man derzeit in der passiven Immuntherapie von Staphylokokken besonders weit. Wenn sich also Bonn und Tübingen im Rahmen des Zentrums strategisch zusammenschließen, und dann noch Gießen-Marburg-Langen mit dem Paul-Ehrlich-Institut (ein weiterer Standort im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung) hinzukommt, wo Expertise zu Impfstoffzulassungen vorliegt - dann können wir in solch einem Verbund möglicherweise deutlich schneller und deutlich besser einen Impfstoff entwickeln und zum Patienten bringen, was wir sonst alleine in Tübingen nicht ohne weiteres machen könnten.

Tübingen hat eine gute Position als Partner von vier der sechs neuen Gesundheitszentren?

Tübingen ist als einziger Standort bei vier Zentren dabei, ohne selbst ein zentrales Helmholtz-Institut zu haben. Deshalb kann man durchaus sagen, dass Tübingen in diesem Wettbewerb die erfolgreichste Medizinische Fakultät hat – was auch schon für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat. Das ist auch ein weiterer wichtiger Vorteil, den wir haben, wenn wir an diesen Zentren mitmachen: Es hebt unsere Sichtbarkeit hervor und hilft uns auf diesem Wege, attraktiver zu sein für den wissenschaftlichen Nachwuchs, also Studierende oder Doktoranden, aber auch für Wissenschaftler, Ärzte und Professoren.

Das Gespräch führte Rainer Klüting