Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2024: Leute

Begeisterter Erdwissenschaftler und Vulkanologe

Zum Tode von Professor Dr. Hans Pichler ein Nachruf von Rudolf Stengelin

Am 14. Mai 2024 starb Professor Dr. Hans Pichler im 93. Lebensjahr an Herzversagen. Er wurde 1931 in Oberhohenelbe im Riesengebirge in der heutigen tschechischen Republik geboren.  Nach Kriegsende landete die Familie auf der Flucht in Berchtesgaden. In München studierte Pichler Geologie an der Ludwig-Maximilians-Universität und promovierte 1957 unter Professor Albert Maucher mit einer Arbeit über die Etschtäler Vulkanit-Gruppe des Bozener Quarzporphyrs. Bis 1960 war er anschließend wissenschaftlicher Assistent an der Bayerischen Staatssammlung und am Institut für Allgemeine und Angewandte Geologie an der Universität München. Danach arbeitete er als Assistent am Paläontologischen Institut der Universität Zürich und von 1961 bis 1963 als NATO-Stipendiat am neu gegründeten Internationalen Vulkan-Institut in Catania auf Sizilien, das vom weltweit berühmten und geachteten Vulkanologen Professor Alfred Rittmann geleitet wurde. 1963/64 war er Assistent am Mineralogischen Institut der Universität Köln und ab 1964 wissenschaftlicher Assistent am Mineralogischen Institut der Universität Tübingen unter dem damaligen Ordinarius Professor Dr. Wolf von Engelhardt. Nach der Habilitation 1970 wurde er Universitätsdozent und 1975 außerplanmäßiger Professor für Mineralogie und Petrographie, zuletzt war er dann außerordentlicher Universitätsprofessor. Schon ab den 1960er-Jahren spezialisierte er sich auf die italienischen Vulkangebiete, über die er fünf Bände für die Sammlung Geologische Führer im Borntraeger Verlag schrieb. Doch seine Forschungen beschränkten sich nicht nur auf Italien, denn er befasste sich auch mit den Vulkanen der Anden in Ecuador, Kolumbien und Bolivien, den Santorin-Vulkan in der Ägäis sowie den Vulkanen auf den Philippinen und auf Java. Fast alle der beschriebenen Vulkane kannte er aus eigener Anschauung. Davon bezeugen etliche Promotionen, die er in diesen Jahren betreute.

2001 wurde Hans Pichler als ordentliches Mitglied in die Naturwissenschaftliche Klasse der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste berufen, außerdem war er Mitglied der New York Academy of Sciences und der Academie royale des sciences, des Lettres et des Beaux Arts de Belgique. Tätig war er zudem mit großem Engagement im Heimatkreis Hohenelbe e.V. und als Kulturreferent in verschiedenen Heimatbüchern. Nach seiner Emeritierung 1996 betrieb er noch intensive Ahnenforschung zum Namen Pichler. Zu seinem vulkanologischen Forschungsgebiet verfasste er zahlreiche Arbeiten und neben seiner Lehrtätigkeit unternahm er viele Studenten-Exkursionen, u.a. in die Alpen, nach Italien und nach Frankreich in das Massif Central. Professor Pichler hinterlässt seine Frau Hildegard, mit der 63 Jahre verheiratet war, sowie die zwei Söhne Thomas und Boris. Die älteste Tochter Katja verunglückte bei einem Bergunfall in den Alpen tödlich. Allen, die ihn gekannt haben, ist Hans Pichler als begeisterter und engagierter Erdwissenschaftler unvergesslich in Erinnerung.