W3-Professur für Romanistische Fachdidaktik (Philosophische Fakultät)
Seit April 2024 hat Jochen Plikat die W3-Professur für Romanistische Fachdidaktik an der Philosophischen Fakultät inne.
Jochen Plikat studierte an der Universität Freiburg Französisch, Geschichte und Spanisch und schloss sein Lehramtsstudium 2003 mit dem ersten Staatsexamen ab. Nach einem Referendariat in Berlin und dem zweiten Staatsexamen war er dort bis 2008 als Gymnasiallehrer tätig, bevor er 2008 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Humboldt-Universität wechselte. 2016 promovierte er dort zum Thema „Fremdsprachliche Diskursbewusstheit als Zielkonstrukt des Fremdsprachenunterrichts. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Interkulturellen Kompetenz“. Ziel des Forschungsprojektes war es, die konzeptionellen Unschärfen der sogenannten „Interkulturellen Kompetenz“ und die impliziten dichotomischen Strukturen des Konzeptes herauszuarbeiten. Stattdessen wird eine Reflexion kultureller Phänomene auf der Ebene von Diskursen und Praktiken vorgeschlagen. Dabei stehen sich nicht verschiedene Kulturen gegenüber, sondern es können vielmehr einzelne kulturelle Phänomene – auch kritisch – betrachtet werden. 2018 übernahm Jochen Plikat die Juniorprofessur für Didaktik der Romanischen Sprachen an der Technischen Universität Dresden, bevor er 2024 dem Ruf auf die Professur für Romanistische Fachdidaktik der Eberhard Karls Universität Tübingen folgte.
Jochen Plikat ist Gründungsmitglied des Netzwerks Lexikalische Kompetenz. Gemeinsam mit seinen Fachkolleginnen und -kollegen beobachtet Plikat eine Vernachlässigung des Wortschatzes im Fremdsprachenunterricht bei gleichzeitiger Überbetonung der kommunikativen Kompetenzen. Er gibt zu bedenken: „Die Fähigkeit, eine Fremdsprache auf hohem Niveau zu verstehen und sich in ihr fließend zu äußern, hängt in hohem Maße von der lexikalischen Kompetenz ab.“ Einen Schlüssel sieht er dabei im lexikogrammatischen Ansatz: Die bisherige meist strikte Trennung von Lexik und Grammatik wird dabei aufgegeben zugunsten einer Orientierung am tatsächlichen Sprachgebrauch. Das heißt auch, dass nicht mehr vorwiegend einzelne Wörter gelernt werden sollten, sondern vorgefertigte „Bausteine“ (Kollokationen, idiomatische Wendungen etc.) aus mehreren Wörtern.
Die Vermittlung zwischen der theoretischen Fachdiskussion und der Bildungspolitik betrachtet Jochen Plikat ebenfalls als eine wichtige Aufgabe. So hat er sich unlängst als Berater bei der Überarbeitung der neuen baden-württembergischen Bildungspläne für Französisch als 2. Fremdsprache, die auch für die anderen romanischen Schulfremdsprachen relevant sind, für die Betonung der Rolle lexikogrammatischer Einheiten eingesetzt.
Franziska Hammer