Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2025: Forum

Ein Laden voller Ideen: Das ECKSTEIN der Universität Tübingen

Pop-up-Store der Universität Tübingen möchte Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern fördern – ein Projekt des Tübinger CIVIS Open Lab

Anfang Mai öffnete der Pop-up-Store ECKSTEIN der Universität Tübingen in der Tübinger Altstadt seine Türen. Das ECKSTEIN bietet Ort und Gelegenheit für Gespräche über Tübingen und Wissenschaft. Bis Ende Juli finden dort Workshops, Diskussionsrunden, Ausstellungen und Performances zu monatlich wechselnden Themen statt. Ein Interview mit Projektkoordinatorin Dr. Mareike Kardinal.

Wie kam es zu der Idee eines universitären Pop-up-Stores?

Die Universität Tübingen möchte den Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern aus Tübingen und der Region im städtischen Raum fördern. So kam die Idee auf, ein leerstehendes Ladengeschäft in der Altstadt temporär zu nutzen und das Konzept des Pop-up-Stores zu erproben. Damit erreichen wir ein ganz anderes Publikum als mit Vorträgen oder Vorlesungen. Zudem entstand der Pop-up Store auf Initiative des Tübinger CIVIS Open Lab. Das Open Lab ist eine europäisch ausgerichtete Unterstützungsplattform für Forschungsprojekte, die auf Interaktion mit Bürgerinnen und Bürgern zielen und dabei über die Grenzen einzelner Fachdisziplinen hinausgehen.

Der Pop-up-Store heißt ECKSTEIN. Was verbindet sich mit diesem Namen?

ECKSTEIN bezieht sich auf die Ecke Lange Gasse und Metzgergasse, an der der Pop-up Store liegt. Ein Eckladen also. Und Stein meint den Stein, den wir mit unseren Gesprächen, Aktionen und auch diesem Konzept ins Rollen bringen wollen.

Welche Veranstaltungen sind geplant? 

Neben Einzelveranstaltungen gibt es wöchentliche Veranstaltungsformate, zum Beispiel die Dialogbar: Hier können sich Besucherinnen und Besucher mit Expertinnen und Experten zu einem bestimmten Thema austauschen. Dafür gibt es zu Beginn eine offene „Stehparty“ zum unverbindlichen Austausch und im Anschluss mehrere Expertenrunden zur Vertiefung des Gesprächs. Ein weiteres Format ist der Science Snack: Dabei wollen wir geistige Nahrung und körperliche Nahrung zusammenbringen. Zu kleinen Snacks servieren wir einen kurzen Vortrag und im Anschluss eine sogenannte Fishbowl-Diskussion. Dabei diskutieren Forschende und Bürgerinnen und Bürger umringt von den Zuhörenden, auf diese Weise rückt man wortwörtlich enger zusammen und kann teilhaben. Außerdem gibt es ein Mal- und Bastelangebot für Zielgruppen, die sich sprachlich nicht oder nur eingeschränkt ausdrücken können – wir denken dabei an Kinder, an Mitbürgerinnen und Mitbürger, die neu in Deutschland sind, und auch an Personen mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen. Mit dem Mal- und Bastelangebot bieten wir die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken und niedrigschwellig zu beteiligen.

Welche Themen stehen im Fokus?

Wir widmen uns jeden Monat einem anderen Thema, das sich an bekannten Aktionstagen oder Aktionswochen orientiert. Im Mai sind es die Europawochen und ganz konkret der Europatag am 9. Mai sowie der bundesweite Demokratietag am 23. Mai. Deswegen ist der Themenschwerpunkt für Mai „Demokratie und Europa“. Wir sprechen beispielsweise über Partizipation. Als Experten haben wir Jürgen Rohleder, den Beteiligungsbeauftragten der Stadt Tübingen, und Thomas Scholten, der ein Citizen-Science-Projekt an der Hector Kinderakademie leitet, zu Gast. Im Juni knüpfen wir mit dem Thema Vielfalt an den Pride Month an. Und im Juli setzen wir uns mit dem Thema Zukunft auseinander, unter anderem mit der Zukunft der Universität Tübingen, aber auch Zukunft im Sinne von Technologien oder Medizin.

Wie können Bürgerinnen und Bürger mitwirken? 

Wir ermutigen die Bürgerinnen und Bürger wie auch die Mitglieder der Universität auf verschiedenen Kanälen, das Programm mitzugestalten. Dazu haben wir extra eine E-Mail-Adresse eingerichtet: mitwirkenspam prevention@uni-tuebingen.de. Die interaktive Programmgestaltung ist Teil unseres Konzepts und daher sehr dynamisch. Ein regelmäßiger Blick auf unsere Webseite lohnt sich daher. 

Auch wenn die großen thematischen Linien gesetzt sind, laden wir die Bürgerinnen und Bürger, die Forschenden und die Studierenden der Universität Tübingen ein, mit konkreten Themenvorschlägen auf uns zuzukommen, gerne auch im direkten Gespräch im Laden. Die Frage ist offen: „Was soll hier stattfinden?“ Der Pop-up-Store bietet den Ort und den Rahmen, Ideen zu erproben und umzusetzen.

Wie hängt der Pop-up-Store mit CIVIS zusammen? 

CIVIS ist eine Allianz von elf europäischen Partneruniversitäten. Jede davon hat ein Open Lab, das das Ziel hat, eine Brücke in die lokale Gesellschaft zu schlagen. Einige sind bereits sehr erfahren und haben teilweise schon über Jahrzehnte einen Begegnungsort, wo sie ganz unterschiedliche Formate des Austauschs anbieten. Das Tübinger Open Lab bekommt mit dem ECKSTEIN einen konkreten physikalischen Ort und wird damit in anderer Weise sichtbar als bisher. Unsere internationalen Partner begleiten dieses Projekt im Rahmen eines Mentorenprogramms und unterstützen so den Aufbau dieses Pop-up-Stores. Gleichzeitig tragen wir unsere Erfahrungen wiederum in die Allianz hinein. Die regelmäßigen Treffen im Open Lab Council werden hier im Pop-up-Store öffentlich gestreamt. Außerdem bieten Expertinnen und Experten unserer Partneruniversitäten im Rahmen von Webinaren, Workshops oder auch Ausstellungen eine europäische Perspektive auf unsere Themen. Auch ein Event für die neuen Studierenden, die von den CIVIS-Partneruniversitäten zu uns kommen, hat hier zum Europatag am 9. Mai stattgefunden.

Inwiefern ist der Pop-up-Store auf Europa ausgerichtet? 

Dazu ein Beispiel: Tübinger Bürgerinnen und Bürger haben im Rahmen einer Befragung den Wunsch an die Universität herangetragen, sich verstärkt mit Themen rund um das Altern auseinanderzusetzen. Dieser Vorschlag hat ein großes transnationales CIVIS-Open-Lab-Projekt angestoßen: „Tackling the Challenges of Aging“. Unsere Projektpartner haben in ihrer lokalen Community dazu geforscht, was die Herausforderungen eines guten Lebens im Alter sind – und das ist natürlich in Stockholm ganz anders als etwa in Mosambik oder in Tunesien, wo wir ebenfalls assoziierte CIVIS-Partner haben. Im Pop-up-Store kommen wir Ende Mai erstmals zu einem persönlichen Treffen zusammen. Wir wollen uns mit lokalen Expertinnen und Experten von der Begegnungsstätte Hirsch und dem Lebensphasenhaus austauschen. Auch die Tübinger Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, uns Impulse und Feedback aus der Alltagswelt zu geben.

Wie ist die bisherige Resonanz?

Die Anteilnahme und Rückmeldungen in den ersten Tagen übertreffen unsere Erwartungen und bestärken uns in unserem Vorhaben: Am Tag der Eröffnung waren mehr als 100 Personen vor Ort. Uns haben zahlreiche E-Mails erreicht mit konkreten Themenvorschlägen wie etwa Klima und Umwelt oder auch Rechtsextremismus. Immer wieder kommen Passantinnen und Passanten in den Store und suchen den Dialog. Eindrücke dazu findet man auf unserem Instagram-Kanal.

Das Interview führte Franziska Hammer.

Pop-up-Store ECKSTEIN

  • Wo: Lange Gasse 16, 72070 Tübingen
  • Wann: Montag, Mittwoch und Donnerstag: 10–18 Uhr, Dienstag und Freitag: 10–17 Uhr, Samstag: 10–14 Uhr;
    vom 05.05. bis zum 31.07.2025


Kontakt:
Dr. Mareike Kardinal
Universität Tübingen
Koordinatorin CIVIS Open Lab
Telefon +49 7071 29-77754
mareike.kardinalspam prevention@uni-tuebingen.de