Uni-Tübingen

Pressemitteilungen

23.02.2021

Otter jonglieren gerne mit Steinen

Tübinger Forschende untersuchen Spiel- und Werkzeugverhalten der Otter: Fast alle Arten weltweit wurden dabei beobachtet, sich intensiv mit Steinen zu beschäftigen

Otter lieben Steine. Sie rollen und stapeln sie, schlagen sie gegeneinander, hämmern und jonglieren mit ihnen. Ein Forschungsprojekt der Universität Tübingen zeigt nun, dass sich dieses Verhalten bei Otterarten weltweit feststellen lässt, sowohl in freier Wildbahn als auch in Gefangenschaft. Die Ergebnisse wurde im Fachmagazin Animal Behavior & Cognition veröffentlicht.

Bislang gab es nur verstreute Berichte und Videos von Ottern, die mit Steinen hantieren. Um herauszufinden, wie weit verbreitet dies tatsächlich ist, haben Dr. Elisa Bandini, Margherita Bandini und Dr. Claudio Tennie vom Institut für Ur- und Frühgeschichte Otter-Experten rund um den Globus nach ihren Beobachtungen befragt. Die Auswertung der Berichte zeigt: Zehn der dreizehn weltweit existierenden Otterarten wurden dabei beobachtet, Steine zu benutzen: zum Jonglieren, Klopfen, Hämmern oder Rollen. „Sehr wahrscheinlich gibt es diese Aktivitäten auch bei den drei übrigen Arten. Aber da sie in schwer zugänglichen Gebieten leben, wurde so etwas bei ihnen bislang noch nicht beobachtet“, sagt Elisa Bandini. 

Im Tierreich ist diese Vorliebe für das Hantieren mit Steinen eine Rarität. Bislang ist sie nur bei Makaken bekannt, einer in Asien und Nordafrika lebenden Affengattung. Die meisten Otter benutzen Steine spielerisch. Nur Seeotter setzen – als einzige Otterspezies – Steine gezielt als Werkzeuge ein, mit denen sie Muscheln, Austern und Krebse „knacken“. 

Welchen biologischen Sinn demgegenüber die spielerischen Verwendungsweisen haben, wird gerade erforscht. Möglicherweise unterstützt das Spiel mit Steinen in jungen Jahren die motorische Entwicklung der Tiere, während es im Alter dem Abbau der kognitiven Leistung vorbeugt. Bei Seeottern könnte es zudem wichtig sein, um den Gebrauch von Werkzeuge zu erlernen. Diese These knüpft an eine Studie zu wild lebenden Makaken in Thailand an: Diese zeigte, dass heranwachsende Makaken, die sich mit Steinen beschäftigen, diese später mit größerer Wahrscheinlichkeit auch als Werkzeuge einsetzen – im Gegensatz zu ihren Artgenossen, die im Jugendalter nicht mit Steinen spielten. 

Dass der Umgang mit Steinen unter Ottern so weit verbreitet ist, lässt jedenfalls auf eine genetische Veranlagung dafür schließen, meint Forscherin Bandini. „Spannend ist, dass mit den Ottern eine Gattung ein solches Verhalten zeigt, die nicht zu den Primaten gehört – vor allem vor dem Hintergrund, dass Steine die ersten Werkzeuge der frühen Menschen waren. Wenn wir untersuchen, wie so unterschiedliche Tierarten mit Steinen umgehen, können wir möglicherweise auch rekonstruieren, wie unsere Vorfahren anfingen, den Nutzen von Steinen zu begreifen.“ 

Publikation:

Elisa Bandini, Margherita Bandini & Claudio Tennie: A short report on the extent of stone handling behavior across otter species. Animal Behavior and Cognition 2021, 8(1), 15-22. https://doi.org/10.26451/abc.08.01.02.2021

Video

Externer Inhalt

Hier wäre eigentlich ein Video zu sehen. Damit Sie diesen Inhalt (Quelle: www.xyz.de) sehen können, klicken Sie bitte auf "Akzeptieren". Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass durch die Anzeige dieses Videos Daten an Dritte übertragen oder Cookies gespeichert werden könnten.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kontakt: 

Universität Tübingen 
Institut für Ur- und Frühgeschichte 
Dr. Elisa Bandini 
 +49 7071 29-72198
elisa-bandinispam prevention@hotmail.it

Dr. Claudio Tennie
claudio.tenniespam prevention@uni-tuebingen.de

Pressekontakt:

Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung

Antje Karbe
Pressereferentin
Telefon +49 7071 29-76789
Telefax +49 7071 29-5566
antje.karbespam prevention@uni-tuebingen.de

www.uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen

Downloads

Zurück