Institut für Kriminologie

Datenbasis

Querschnittanalyse der Sozial- und Legalbiographie der Jugendstrafgefangenen des Jahres 2009/2010

Grundlage hierfür bildeten standardisierte Interviews mit allen Jugendstrafgefangenen, die innerhalb eines Jahres in Folge der Verurteilung zu einer Jugendstrafe in die zentrale Zugangsabteilung des baden-württembergischen Jugendstrafvollzugs der JVA Adelsheim kamen und nicht schon aus der Zugangsabteilung in den Erwachsenenvollzug verlegt wurden.

Innerhalb eines Jahres wurden im Ergebnis 420 Gefangene interviewt. Die Teilnahme an der Untersuchung war freiwillig; insgesamt haben 59 Jugendliche der Befragung nicht zugestimmt, was einer Verweigerungsquote von 11,7% entspricht. Sonstige Ausfälle (n=25) gab es beispielsweise durch Organisationsverluste (etwa wenn der Gefangene auf Transport war), zwischenzeitliche Abschiebungen oder Sprachprobleme (Interview ohne Dolmetscher nicht möglich).

Längsschnittanalyse der Sozial- und Legalbiographien

Verglichen wurden die Jugendstrafgefangenenpopulation des Jahres 2009/2010 mit der Jugendstrafgefangenenpopulation der Jahre 1991/1992. Basis hierfür bilden Aktenanalysen des kompletten Zugangsjahres 2009/2010 (n=655) und des Entlassungsjahrgangs 1991/1992 (n=423). Analysiert wurden insbesondere die Urteile, die Stellungnahmen der Zugangskommission in Adelsheims und (soweit vorhanden) die JGH- und Bewährungshilfeberichte.

Die Erhebungen im Rahmen der Aktenanalyse des Gefangenenjahrgangs 1991/1992 konnten im Frühjahr 2010 abgeschossen werden. Deutliche Verzögerungen gab es hingegen im Zusammenhang mit der Aktenanalyse des aktuellen Gefangenenjahrgangs (2009/2010). In Folge von organisatorischen Umstellungen in der Zugangsabteilung konnte die Vollständigkeit einer ganzen Reihe von Akten (z. B. gibt es einen JGH-Bericht?) erst mit erheblicher Verzögerung geklärt werden.

Zudem waren durch Verlegungen von jungen Gefangenen in andere Vollzugsanstalten die entsprechenden Akten aus den Unterlagen der JVA Adelsheim ausgeschieden worden. In teilweise recht mühsamen Prozeduren musste erst deren Verbleib exakt verifiziert werden; sodann mussten diese - da für die Untersuchung unerlässlich - erst wieder in anderen Vollzugsanstalten besorgt werden, was teilweise nur mit weiterer Verzögerung gelang. In der Folge konnten die Erhebungen der Aktenanalyse 2009/2010 erst nach Mitte Dezember 2010 abgeschlossen werden.

Vergleich mit altersentsprechenden repräsentativen Bevölkerungssurveys

Zum Vergleich herangezogen werden sollten insbesondere der Deutsche Jugendsurvey, das Sozio-ökonomische Panel und der Mikrozensus Baden-Württemberg. Ohne weitere Probleme konnten die Vergleichsdaten des ALLBUS, des Sozio-ökonomischen Panels, des Deutschen Jugendsurveys sowie der Shell-Studie bezogen und verwendet werden. Mithilfe dieser Daten konnte zwischen der jugendlichen Normalbevölkerung und den Jugendstrafgefangenen verglichen werden. Deutliche Unterschiede zeigten sich nicht nur bei den „harten“ Sozialindikatoren, wie dem Bildungsabschluss oder dem Beginn einer Ausbildung, sondern auch in der subjektiven Dimension, wie z.B. in den Bereichen Lebenszufriedenheit, politische Einstellungen, oder auch Erfahrungen mit Institutionen.

Während diese repräsentativ angelegten Bevölkerungsumfragen weitestgehend nur auf Bundesebene vorliegen, sollten für andere Teilbereiche Daten, die auch auf Regionalebene Auskunft geben, berücksichtigt werden, insbesondere in den Bereichen, in denen es zwischen den Bundesländern teils große Unterschiede gibt (z.B. Ausländeranteil, Arbeitslosigkeit). Daher sollten für sozioökonomische Vergleiche, aber etwa auch bezüglich der Migration, Zahlen des Statistischen Landesamtes bzw. des Mikrozensus Baden- Württembergs herangezogen werden, auch um Selektionskriterien genauer nachvollziehen zu können. Jedoch führten technische Probleme seitens des Statistischen Landesamtes bei der Bereitstellung eines beantragten Zugangs zum Landesinformationssystem BW und sich daran anschließenden Rückfragen zu einer mehrmonatigen Verzögerung, sodass die für das Projekt zwingend erforderlichen Daten des Mikrozensus Baden-Württemberg nicht planmäßig, sondern erst mit reichlich Verspätung für die Auswertung zur Verfügung standen.