Institut für die Kulturen des Alten Orients

Der Kulturraum Alter Orient

Seit der Neolithischen Revolution und der Sesshaftwerdung der Menschen im Gebiet des sogenannten Fruchtbaren Halbmonds ist der Alte Orient Schauplatz bahnbrechender Erfindungen, die unser Leben bis heute prägen. Neben Ackerbau und Viehzucht, Rad und Wagen, Städten und Staaten zählt dazu ganz besonders die Schrift, mit der man Informationen über Zeit und Raum hinweg konservieren kann. In Schriftzeugnissen aus dem Alten Orient treten ab dem frühen 3. Jahrtausend vor Christus eine Vielzahl von Sprachen zum Vorschein, wie z.B. Sumerisch, Akkadisch mit den Dialekten Babylonisch und Assyrisch, Ägyptisch, Hethitisch, Hurritisch, Elamisch, Ugaritisch, Aramäisch, Phönizisch-Punisch, Altpersisch und weitere mehr. Die Sprecher der verschiedenen Sprachen standen untereinander in regem Austausch. In der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends intensivierte sich zudem der Kontakt mit der griechischen und später römischen Welt, was zu einer wechselseitigen Einflussnahme zwischen den Kulturkreisen führte.

Die bisherigen traditionellen Fachgrenzen tragen der Komplexität des gegenseitigen Austausches, der in vielerlei Hinsicht unserer modernen pluralistischen Welt ähnelt, nicht in ausreichendem Maße Rechnung. Deshalb schlossen sich das Ägyptologische Institut und das Altorientalische Seminar zum Institut für die Kulturen des Alten Orients – Institute for Ancient Near Eastern Studies (IANES) zusammen, um die Fächer Ägyptologie, Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Archäologie in Forschung und Lehre stärker zu vernetzen.

Das Spektrum wird zusätzlich bereichert durch die Kooperation des IANES mit verschiedenen Einrichtungen der Theologischen Fakultäten, und zwar mit dem Lehrstuhl für Biblische Archäologie von Prof. Dr. Jens Kamlah, mit dem Seminar für Religionswissenschaft und Judaistik, vertreten durch Prof. Dr. Holger Zellentin und Prof. Dr. Matthias Morgenstern, sowie mit dem Lehrstuhl für Biblische Einleitung und Zeitgeschichte von Prof. Dr. Herbert Niehr.

Mit dieser Kombination von Disziplinen bietet das IANES die einzigartige Möglichkeit, in großem Zusammenhang einen komplexen Kulturraum zu betrachten, der schon vor Jahrtausenden mit Herausforderungen konfrontiert war, die auch heute noch aktuell sind: dem Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion, der Integration von Minderheiten und der Entstehung von Parallelgesellschaften, dem Nebeneinander konkurrierender Rechts- und Wertesysteme und dem Kampf um kulturelle Eigenständigkeit vor dem Hintergrund starker Globalisierungsbestrebungen.