Prof. Dr. Eckart Goebel

Forschung

Forschungsschwerpunkte
Literatur des 18. bis 20. Jahrhunderts
Politische Ideen in der Literatur
Literaturtheorie, insbes. Dramentheorie
Theorie der Figur
Friedrich Dürrenmatt

Theorie der dramatischen Figur (Dissertation, 2015-2020)

Die Figur gehört zu den Grundbegriffen der Dramentheorie. Jede Einführung in die Gattung widmet ihr ein Kapitel. Kaum eine Dramentextanalyse kann auf die nähere Untersuchung der Figuren und ihrer Konstellationen verzichten. Die Studie nimmt die Figur im Drama erstmals systematisch in den Blick. Gezeigt wird, dass Figuren nicht nur fiktive Gestalten, also Elemente der dargestellten Welt sind, sondern auch wesentliche Struktur-, Handlungs- und Vermittlungsfunktionen im Dramentext erfüllen, die für den dramatischen Modus der Darstellung entscheidend sind. In ein Funktionsmodell der dramatischen Figur sind daher sämtliche Ebenen des Dramentextes zu integrieren: Text, Welt, Handlung, (literarischer und diskursiver) Kontext, Selbstbezug. Die Figuren organisieren die Handlung, die raumzeitlichen Koordinaten der Szene und das charakteristische Schriftbild des dramatischen Textes. Auch übernehmen sie wesentlich die (narrative) Vermittlung des Geschehens, sind Schnittpunkte intertextueller Referenzen, repräsentieren zeitgenössische Diskurse und Konflikte und reflektieren den theatralen Bezug des Dramentextes. Dass die Figuren die fiktionale Welt, die sie bewohnen, samt ihren Bezügen selbst vermitteln, leitet sich aus dem Umstand her, dass die Bühne der darstellungstheoretische Fluchtpunkt des dramatischen Textes ist. Die Theorie der dramatischen Figur ist so gleichermaßen ein Beitrag zur interdisziplinären Figurenforschung wie zur Gattungstheorie des Dramas.

Der abwesende Souverän. Zum Politischen im Werk Friedrich Dürrenmatts (2019-2021)

Im historischen Kontext der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges verbindet das Werk des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt Zeitdiagnosen mit politisch-existentiellen Grundfragen nach der Gültigkeit von Ordnungen. In meinem Buch nehme ich Friedrich Dürrenmatt als einen Schriftsteller und Denker des Politischen in den Blick und zeige: Seine Bilder und Narrative des Chaos, des Labyrinths und des Ausnahmefalls sowie nicht zuletzt sein eigenes labyrinthisches Schreiben umkreisen das Problem der Souveränität in einer ungeordneten, undurchsichtigen und vom Zufall bestimmten Welt.