Kim Tiveron da Costa

Untersuchungen zum brasilianischen Künstlerroman

Der Schwerpunkt meiner Forschung liegt auf der literarischen Selbstdarstellung des Künstlers auf der Suche nach Positionierung in einem disfunktionalen, nicht-autonomischen literarischen Feld wie es das brasilianische zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch war. In diesem Sinne analysiere ich das Auftreten des Künstlerromans – die klassische Form der Selbstdarstellung eines Schriftstellers – in der brasilianischen Literatur.

Da für die Stellung im sozialen Raum, für den das Literarische wiederum ein konstituierendes Feld darstellt, unterschiedliche Faktoren wie Klassenidentität, Herkunft, Bildung oder Geschlecht (vgl. Morgenroth, 2016) von Belang sind, werde ich in brasilianischen Romanen, die Elemente für eine Lesart als Künstlerroman aufweisen, Aspekte wie Ethnizität (Lima Barreto), gender (Clarice Lispector) und regionale sowie politische Zusammenhänge (Graciliano Ramos, Fernando Sabino, Autran Dourado) analysieren. Dabei soll die Tragbarkeit der Gattung Künstlerroman in der brasilianischen Literatur auf die Probe gestellt sowie neue Definitionen versucht werden, insbesondere in der Gegenüberstellung mit europäischen Literaturwissenschaften. Dementsprechend soll aus der Sicht postkolonialer Studien die Entwicklung der kulturellen und literarischen Felder in Brasilien erforscht werden. Komparative Betrachtungen mit hispanoamerikanischen Literaturen sind nicht ausgeschlossen.