Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft

Religion

Religiöse Zugehörigkeiten und Praktiken machen kulturelle Vielfalt in Europa aus. Am Ludwig-Uhland-Institut (LUI) bilden insbesondere Frömmigkeitsgeschichte, populare Religiosität, jüdische Studien und material religion Schwerpunkte. Kulturwissenschaftlich verstanden ist Religion in erster Linie ein kultureller Ausdruck, der viele Formen annehmen kann. Wir fällen dabei keine Urteile über theologische Richtigkeit oder Glaubensinhalte, sondern schauen uns Wandel, Verflechtungen und Kreativität an. Die Empirische Kulturwissenschaft (EKW) interessiert sich genauso für die Alltagsreligiosität, die sich nicht streng an institutionelle Vorgaben hält, wie für eine Glaubenspraxis, die mit einer bestimmten religiösen Identität zusammenhängt, ob protestantisch, katholisch, jüdisch, muslimisch, buddhistisch, atheistisch oder säkular. Sie fokussiert in den diversen Traditionen, die in Europa vertreten sind, die materielle Kultur und Ästhetik: Gegenstände, Bilder, Musik, Räume, Körperpraktiken und Emotionalität der Praktizierenden.
Zunächst unter der Rubrik „Frömmigkeitsgeschichte“ gehörte die Erforschung religiöser Praktiken an der Schnittstelle zwischen Glauben und Bräuchen von Beginn an zu den Tätigkeiten vieler Lehrender am LUI. Von den 1970er bis in die 1990er Jahre lieferten insbesondere Utz Jeggle, Gottfried Korff, Christel Köhle-Hezinger und Martin Scharfe Beiträge zu Konfessionskulturen in der Region (protestantisch, katholisch und jüdisch) und im Kontext der Säkularisierung. Korff leitete in den 2000er Jahren mehrere Forschungsprojekte im SFB 437 Kriegserfahrungen zu popularer Religiosität in Kriegszeiten. Seit 2011 vertritt Monique Scheer den Schwerpunkt Religion am LUI, mit einem Fokus auf Visualität, Medialität und Emotionalität religiöser und säkularer Praktiken sowie der Erforschung religiöser Vielfalt in Deutschland.